Gefangene der Welten
Sklavin.“
Doch Jack gab nicht auf. „Du hast doch selbst davon gesprochen, dass die Na’kaan Leute deines eigenen Volkes zu Sklaven machen wollen! Willst du ihnen denn nicht helfen?“
Richard strich sich nachdenklich übers Kinn.
„Hör zu, Junge. Die Situation ist weitaus komplizierter, als du das denkst! Und welchen Sinn hätte es, wenn ein Na’kaan eine Bakram in ihrem eigenen Land verkaufen würde?“ Er nickte und fuhr fort: „Richtig, keinen. Daher bezweifle ich, dass dies eine Angehörige der Bakram ist.“
Jack schluckte seine Widerworte sogleich hinunter und warf der Frau erneut einen Blick zu. Ihre Hände und Füße waren mit dicken Seilen gefesselt und ihre Augen zeigten deutlich, dass sie ihre Gegenwehr aufgegeben hatte.
„Wieso sollte er eine Na’kaan verkaufen wollen?“
„Dafür kann es alle möglichen Gründe geben. Durch bloßes Zusehen werden wir nicht schlauer.“ Richard schnalzte leise mit der Zunge, stieß die Fersen in die Flanken des Tieres unter sich und ritt ohne jede Eile auf die Menschenmenge zu. Unsicher folgte Jack ihm. Sie waren kaum näher gekommen, da drehten sich die ersten Menschen zu ihnen um und der Sklavenhändler stockte in seiner Lobeshymne auf die Vorzüge einer weißen, flachsblonden Sklavin. Seine stahlgrauen Augen verengten sich für eine Sekunde, als er Jack hinter dem einarmigen Mann erkannte. Dann fasste er sich, setzte sein bestes Lächeln auf und sprach: „Wie ich sehe, haben wir weitere Interessierte in unseren Reihen! Kommen sie ruhig heran, meine Herren, und werfen sie einen Blick auf diese junge Schönheit!“ Verschlagen deutete er auf die junge Frau.
Ihr Blick wanderte von dem Händler, über Richard zu Jack, an dem er interessiert verweilte. Jack erwiderte ihren Blick und als sie näher herankamen, erkannte er ihre dunkelblauen Augen. Erst als Richard ihn dezent mit dem Knie anstieß, löste er seinen Blick von der Frau und sah von Richard zu dem Händler hinüber. „Wir bieten fünf Silbermünzen für das Weib.“, erschall Richards Stimme. Die Menge hinter ihnen schwieg gespannt. Dann lachte der Sklavenhändler.
„Fünf Silbermünzen? Mein Herr, seht sie euch doch nur an! Sie ist mindestens das Zehnfache wert, eher noch mehr!“
Richard lächelte müde und warf der Frau einen schnellen Blick zu. „Zehn Silberlinge. Nehmt das Geld oder lasst es bleiben. Es liegt bei Euch.“ Seine blauen Augen, unnachgiebig und voll ruhiger Klarheit, beobachteten des Händlers Reaktion ohne ein Blinzeln. Atemlos wartete Jack. Nach einem kurzen Moment des Zauderns lachte der Händler unsicher. „Mein Herr, so leid es mir tut, doch Ihr müsst schon etwas mehr bieten, wenn Ihr diese Schönheit für Euren Haushalt erwerben möchtet.“ Er hielt inne, ließ den Blick über die abwartende Menschenmenge wandern und fügte schließlich hinzu: „Doch ich mache Euch gerne ein Angebot.“ Richard verzog keine Miene. „Ihr könnt sie für fünfzehn Silbermünzen und im Austausch gegen den jungen Burschen, den ihr bei euch habt, haben.“
Schallendes Gelächter erfüllte den Platz. „Nein danke, dieser junge Mann bleibt in meinem Besitz. So schön ist Eure Ware nicht, dass ich dafür meinen besten Kammerdiener aufgeben würde.“ Jack schluckte nervös. Was hatte Richard vor? Richard riss die Zügel herum und kehrte dem Händler ohne ein weiteres Wort den Rücken zu. Jack folgte ihm zögernd. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, dem Mann auf der Bühne den Rücken zuzudrehen. Sie bahnten sich ihren Weg zurück durch die staunende Menge und ritten auf den einzigen Pfad zu, den dieses Dorf zu besitzen schien.
„Was hast du vor?“, fragte Jack, kaum dass sie außer Hörweite waren. „Warte.“
Schweigend erreichten sie den Pfad, als hinter ihnen plötzlich die Stimme des Händlers rief: „Herr, wartet! Ich bitte Euch! Bitte wartet doch!“ Jack sah seinen Begleiter an und erkannte mit einem Mal, dass Richard eben dies hatte kommen sehen. Selbstsicher grinsend, wandte Richard sein Pferd. Dann rief er zurück: „Was ist los? Ist der Preis eurer Ware etwa gesunken?“
Interessiert beobachtete Jack, wie der Sklavenhändler etwas sauertöpfisch dreinsah, ehe er sich fasste und verschlagen grinste. „Ihr habt Glück, mein Herr. Der Preis ist tatsächlich gefallen. Diese rechtschaffenden Bürger haben bedauerlicherweise keine Verwendung für solch ein hübsches Ding. Da Ihr jedoch aufrichtiges Interesse gezeigt habt und ich Euch gleich gut leiden konnte, will ich
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