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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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und Panakeia und allen Göttern und Göttinnen, die ich zu Zeugen anrufe …«
    Richard sprach den Eid langsam und feierlich nach, prägte seinem Gedächtnis den Wortlaut für jenen Tag ein, wo er ihn einem anderen vorsprechen würde. Es war ausgeschlossen, daß er ihn je vergaß, denn die Menschen an Bord der »Gulf Trader« vergaßen nicht, dafür sorgte das Spiel. Aber es dauerte lange, bis Richard auf die Nennung seines Titels antwortete, ohne Einwände zu machen oder eine verlegene Miene aufzusetzen.
    Und dann kam die Zeit, da Wallis selber die alten, vertrauten Symptome zu zeigen begann – ungewohnt nur, weil er sie nun von innen heraus beobachtete. Er fröstelte, bekam Hustenanfälle, die ihm die Brust zu sprengen drohten und versank für immer längere Perioden in Fieberträumen. Er konnte nicht stark wie der Doktor sterben; er war so voll Angst, daß er kaum ein Wort sagte. In seinen späteren, klaren Perioden, als er schon sehr schwach war, lag er da und dachte an Himmel und Bäume und an Margaret und sorgte sich über das Loch, das sie alle in den Lebensmittelvorrat des Schiffes gemacht hatten. Eine wirkliche Knappheit würde erst in langer, langer Zeit eintreten, aber David und Joseph sollten anfangen, sich ernsthafte Gedanken über das Züchten von Nahrungspflanzen zu machen, damit der Vorrat vergrößert werden könnte. Und dann lag er wieder still und hörte seine Kinder und die Dicksons und alle ihre Enkelkinder das Spiel spielen.
    Es war eine Geschichte, die er immer geliebt hatte, und sie trugen die Erzählung mit verteilten Rollen vor. Aber sie machten eine Kurzgeschichte daraus. Wallis hörte, wie Richard ihnen sagte, daß die Zeit zum vollständigen Rezitieren der Lieblingsgeschichte des sterbenden Kommandanten nicht ausreichen würde. Doch auch so hörte er das Ende nicht mehr. Auf einmal war ihm, als entfernte er sich von ihren Stimmen, als ginge er fort von ihnen, weit, weit fort …
     
    17
     
    Auf Deslann folgte Haynor, auf Haynor folgte sein Sohn gleichen Namens, und auf diesen folgte Helltag der Wahnsinnige, der vom dritten Haynor getötet wurde. Die Bevölkerung des Flaggschiffes von Unthan stabilisierte sich bei vierzig bis fünfzig Personen, unter denen die Personen weiblichen Geschlechts in der Mehrheit waren. Dies war eine beunruhigende Tatsache, aber doch weit weniger besorgniserregend als das Problem der Inzucht. Eine bedeutende Häufung des Vorkommens männlicher Sterilität war von Anfang an erwartet und eingeplant, desgleichen Fälle von körperlichen Deformationen und von Geistesschwäche. Aber man hatte nicht mit dem Auftreten biologischer Rückschläge gerechnet, großschädeligen Präsapiensformen, die wegen ihrer raubtierhaften Instinkte schon lange vor Erreichung der Volljährigkeit getötet werden mußten; und man hatte nicht die Geburt äußerlich normaler Abkömmlinge vorausgesehen, deren Geist verdrehter und monströser war als die Körper ihrer unglücklichen Brüder, die aber immer noch intelligent genug waren, ihre geistige Abnormität zu verbergen, wie Kapitän Helltag es getan hatte.
    Der dritte Haynor lag in seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten nicht über dem Durchschnitt, und er war nicht einmal ein ausgebildeter Kapitän. Von den fünf jungen Adepten, die für die Führung des Schiffes ausgebildet wurden, stand er mit seinen Leistungen an vierter Stelle. Aber er war mit seinem Lehrer-Ingenieur in der Rechenzentrale auf Wache, als Kapitän Helltag hereinkam, in einem völlig normalen Tonfall sagte: »Hier passiert aber auch nie etwas«, und das vorprogrammierte Flottenlandungsmanöver aus dem Sicherheitsschrank nahm. Bevor die beiden anderen begriffen, was er tat, hatten dreißig Einheiten der Hauptflotte, nicht einfach die Nahrungsmitteltransporter der Vorausabteilung, Befehle zum Zünden ihrer Triebwerke und zu völlig willkürlichen Kursänderungen erhalten.
    Der Ingenieur brüllte etwas von Hunderten tiefgekühlter Kolonisten, die in jedem dieser fehlgeleiteten Schiffe seien, und schoß auf den Kapitän zu, um ihn mit Gewalt an seinem verantwortungslosen Tun zu hindern, denn es war ihm sofort klargeworden, daß Helltag nicht länger zurechnungsfähig war. Aber Haynors Lehrer war viel älter als Helltag, und sein Versuch, den Kapitän vom Schaltbrett wegzustoßen, erweckte in diesem neben der Unvernunft nun auch noch Bösartigkeit. Um den Körper des alten Offiziers breitete sich plötzlich eine dunkle Wolke aus. Helltag hatte zugebissen …
    Nun

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