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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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schwellte seine Brust.
    »Eine technische Frage, weiter nichts«, sagte Radford. Sein Stolz auf Richard war möglicherweise noch größer als derjenige der beiden alten Dicksons.
    Aber Richard kam nicht in der Weise zur Ruhe, wie sie es von ihm erwarteten, obwohl er in menschlicher Hinsicht viel weniger unausstehlich war als in früheren Zeiten. Er war offensichtlich unglücklich und unzufrieden und ließ nicht davon ab, Ideen vorzubringen, die dumm oder gefährlich oder beides waren. Einer seiner häufigsten Vorschläge war der, den Lebensraum innerhalb des Schiffes durch Öffnung einer Passage zu den Lagerräumen unter dem Brückendeck zu erweitern. In einem schwachen Augenblick erteilte ihm Wallis die Erlaubnis zur Inangriffnahme des Projekts, weil er glaubte, die Vorarbeiten würden so viel Zeit in Anspruch nehmen, daß Richard das Interesse daran verlieren werde, aber in diesem Punkt irrte Wallis.
    Zu dieser Zeit bestand die Bevölkerung der »Gulf Trader« aus dreizehn Personen, unter denen sich drei Kleinkinder befanden, und der Garten des Doktors erfüllte zwei ganze Tanks. Radford hatte sich schon vor Jahren an die Vergrößerung der Bohnenplantage gemacht, nicht wegen Sauerstoffmangels, sondern um den größer gewordenen Anfall an Dünger zu verwerten. Die Atemluft war so mit Sauerstoff angereichert, daß Radford sich sogar dafür einsetzte, gewisse Abfallprodukte zu verbrennen, um den Sauerstoffgehalt auf ein normales Maß zurückzuführen. Als Richard fragte, ob der Garten auch Kohlenmonoxyd und nicht nur Kohlendioxyd absorbiere, meinte Radford, daß er es nicht sicher wisse, aber geneigt sei, die Frage zu bejahen, und danach überstürzten sich die Ideen.
    Sie wollten den alten Dieselmotor des Generators in Betrieb nehmen und einen Kompressor benützen, um die leeren Azetylen- und Sauerstoffbehälter mit Druckluft zu füllen. Als Vorsichtsmaßnahme, fügte Richard hinzu, sollten die Motorenabgase durch eine Schlauchleitung in einen Seewassertank im Garten geleitet werden, damit ein möglichst großer Teil des Kohlenmonoxyds im Wasser aufgelöst und der Rest von den Pflanzen absorbiert werden könne. Anschließend würden sie die Wand zu einem geeigneten Nachbarraum durchbohren, das Wasser auslaufen lassen und durch Preßluft ersetzen. Im Schiffsinneren werde sich eine Menge Wasser ansammeln, führte er aus, aber damit sei keine Gefahr verbunden, weil sie fest auf Grund säßen und sich keine Sorgen um die Schwimmfähigkeit machen müßten. Sei der ausgewählte Tank einmal leergepumpt, würden sie beobachten, mit welcher Schnelligkeit er sich durch äußere Lecks wieder mit Wasser füllen werde, bevor sie darangingen, einen Durchstieg in die Wand zu schneiden. Außerdem werde man dafür sorgen, daß die Öffnung im Notfall schnell wieder verschlossen werden könne. Und dann gebe es noch andere Vorhaben, an denen man gleichzeitig arbeiten könne …
    Als Richard geendet hatte, stellten sich sein Bruder Joseph und Wallis’ Sohn David entschlossen hinter ihn, und Wallis begann sich zu fragen, ob sein Geist mit dem Alter nicht vielleicht ein wenig unelastisch geworden sei. Auch er wurde schließlich von Richards Enthusiasmus angesteckt, während er zuvor entschieden gegen das Projekt gewesen war. Aber bei alledem behielt Wallis genug gesunden Menschenverstand, um gegen Richards Auswahl dessen, was er das »Neue Land« nannte, sein Veto einzulegen.
    Die »Gulf Trader« war mit dem Bug voran aufgelaufen und hatte sich, weil sie auf schräg abfallendem Grund lag, mit tieferliegendem Heck zur Ruhe gebettet. Richards erster Plan war darauf hinausgelaufen, den Pumpenraum achtern zu leeren. Aber das Wasservolumen in diesem Raum war so groß, daß es die drei hintersten Tanks bis zu einer Tiefe von zwei Metern überflutet hätte, ganz abgesehen von der hohen Wahrscheinlichkeit, daß der Pumpenraum zur See offen war. Dem zweiten Vorschlag stimmte Wallis nach einer langen Konsultation mit Dickson senior zu.
    Dieser Vorschlag zielte auf ein kurzes Stück Korridor und zwei Kabinen ab, die einmal zu den Schlafräumen der Heizer und Maschinisten gehört hatten, im Zuge der Umbauten aber ausgeräumt worden waren, um ein Nachrichtengerät aufzunehmen, das in Liverpool an Bord genommen werden sollte. Der Korridor verband das Wetterdeck mit den Heizungsanlagen, der Stromzentrale und dem Maschinenraum achtern und war an beiden Enden durch wasserdichte Türen gesichert. Weil das Wetterdeck zur Zeit der Torpedierung von Brechern

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