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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Die Kiste konnte sehr leicht von einem spielenden Kind unabsichtlich verschoben worden sein, obwohl keins von ihnen es zugeben wollte, und die Positionsveränderung betrug weniger als zwei Schritte. Aber Irene MacDougall Wallis lief im Dunkeln dagegen und schürfte sich Knie und Oberschenkel auf. Die Schmerzen, der Schreck und der kürzliche Tod ihres Bruders Arthur unter Tank elf trugen alle zu dem weiteren Geschehen bei.
    Die Spaltung begann, weil Irene starrsinnig darauf beharrte, die Kiste sei absichtlich und mit kalkulierter Bosheit verschoben worden, und ihre Bewegung stelle einen Akt der Gewalttätigkeit dar. Der oder die Täter, so behauptete sie ebenso beharrlich, könne sich nur unter den Alten befinden. Bis dahin war die Geschichte des Schiffes frei von Gewalttaten gewesen – die kleinen, mit Worten ausgetragenen Reibereien und Streitigkeiten zählten nicht –, so daß der Zwischenfall mit der Packkiste viel böses Blut machte. Die Anstrengungen des Doktors, der sich redlich bemühte, die Kluft zu überbrücken, blieben ohne Erfolg, und allmählich verlegten die Jungen ihre Wohnräume nach achtern. Sie pflanzten in Tank elf ihren eigenen Garten und organisierten ihr eigenes Spiel.
    Nach wie vor leisteten sie ihre Schichtarbeit am Generator, und gelegentlich, wenn die Senioren eine Oper oder ein Theaterstück aufführen wollten, schickten sie ein paar der ihren, um die Besetzung zu vervollständigen. Allerdings blieb man bei den Zusammentreffen am Generator wortkarg, und der Austausch von Talenten wurde seltener. Die jungen Leute wurden unausweichlich selber alt und hatten sich mit eigenen schwierigen und rebellischen Kindern herumzuplagen, aber die gemeinsame Elternschaft und die daraus erwachsenen gemeinsamen Probleme reichten nicht aus, die breite und tiefe Kluft zwischen den beiden Fraktionen zu schlichten. Durch das Spiel besaßen beide Gruppen das gesamte Wissen der ersten Überlebenden, zusammen mit der dazwischenliegenden Geschichte des Schiffes, aber nun begann sich diese Geschichte zu verzweigen.
    Es kam zu keinen weiteren Gewaltakten, obwohl die Todesfälle sich mehrten, die man direkt der Spaltung zuschreiben konnte. Auf eine alarmierende Weise, fanden die Doktoren, die, traditionell neutral, mit jedem Fuß in einem der beiden Lager standen. Die Heckräume waren der kälteste Teil des Schiffes, und Feuchtigkeit und Korrosion machten sich hier am unangenehmsten bemerkbar. Die Säuglingssterblichkeit war hoch, und die Erwachsenen hatten nur geringe Aussicht, den fünfzigsten Geburtstag zu erleben. Und in jeder Generation gab es wenigstens einen jungen, intelligenten und relativ gesunden Burschen, der wie Arthur Sullivan Wallis bei einem Fluchtversuch aus der einzigen Welt, die sie kannten, in der kalten Dunkelheit der Bilgen starb.
    Und weit, weit über ihnen versuchten andere Männer und Frauen ihrer Welt zu entkommen und auf Himmelskörpern wie dem Mond, Mars und den Jupiterplaneten ein neues Leben zu beginnen. Auch von ihnen starben viele.
     
    *
     
    Die dritte und letzte Expedition gegen das Nahrungsschiff, geführt von Kapitän Deslann dem Fünften, hing wie eine langsam schwimmende Schule winziger Fische zwischen dem Flaggschiff und dem Ziel. Unähnlich jenen kleinen Kreaturen, die ihre Vorfahren auf Unthan gekannt hatten, mußten diese Fische ein wenig von ihrem Ozean mit sich führen, und es gab kaum genug davon, um jeden Expeditionsteilnehmer auszurüsten. Das war einer der Gründe, warum in diesem Augenblick immer noch Friedensgespräche zwischen dem feindlichen Kapitän und seinem Nachrichtenoffizier stattfanden – so dachte Deslann der Fünfte zynisch, während er dem Rededuell im Radio seines Raumanzugs folgte. Sein Gegenspieler war alt und aufbrausend und männlich wie er selbst, doch der Nachrichtenoffizier war jung und weiblich und mit Intelligenz und Selbstsicherheit ungewöhnlich gut ausgestattet. Es war unwahrscheinlich, daß diese Kombination eine friedliche Lösung ihres Problems würde erreichen können. Immerhin mochten die Verhandlungen den Gegner so lange ablenken, daß die Expedition unbemerkt an Bord gehen könnte.
    Deslann der Fünfte mußte sich daran erinnern, daß er auf der Seite des Rechts stand, andernfalls hätte seine Scham unbequeme Proportionen angenommen.
    »Die Frage nach der Gesundheit unserer Kinder«, sagte Kapitän Hellseggorn vom Nahrungsschiff ärgerlich, »ist nichts als eine Floskel, um ihre Anzahl zu erfahren, was wiederum ein sehr

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