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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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durchsichtiger Versuch ist, die wahrscheinliche Stärke der gegenwärtig erwachsenen Besatzung zu erkunden. Halten Sie uns für dumm? Den Kindern geht es gut – sie bekommen genug Fleisch, sehen Sie – und die Zahl der Erwachsenen, obschon geringer als bei Ihnen, da wir uns hier nicht wie die wilden Rulties vermehren, ist ausreichend. Wir werden nicht an Bord des Flaggschiffes gehen, und wenn Sie uns dazu zwingen wollen, werden Ihre Versuche genauso scheitern wie Ihre einfältigen Übertölpelungsmanöver!
    Warum fragen Sie nicht einfach nach Nahrung, worauf Sie in Wirklichkeit aus sind?« fuhr Hellseggorn ergrimmt fort. »Die Antwort wird natürlich immer noch ›nein‹ sein, denn Sie würden sich nicht damit begnügen, Nahrung zu nehmen. Unsere Vorfahren sind Ihrer Art von Fanatismus vor sechs Generationen entkommen, und ich werde nicht zulassen, daß einer meiner Leute von neuem dieser – dieser – diesem verabscheuungswürdigen Drill unterworfen wird!«
    »Die Disziplin ist heutzutage nicht mehr annähernd so strikt«, erwiderte die ruhige, weibliche und zum Verrücktwerden vernünftige Stimme vom Flaggschiff. »Wir bestehen nicht länger auf sechs oder mehr Ersatzleuten für jeden Posten. Und wir verstehen, Kapitän, daß es das sture Beharren auf rein technischer Ausbildung war, was Ihre Vorfahren veranlaßte, im Nahrungsschiff zu leben. Wir erwarteten nicht, daß sie sich beim Fleischverbrauch Beschränkungen auferlegten, um so weniger, als Ihr Schiff so mit Nahrungstieren beladen ist, daß Sie auch in hundert Generationen noch keinen Mangel leiden würden. Aber nun ergibt sich eine Gelegenheit zu kulturellen wie auch technischen Studien, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen sollten. Sie haben nichts zu befürchten, Kapitän.«
    Wenn er nicht dieses lächerliche Gefühl von Scham über sein Tun gehabt hätte, wäre Deslann vielleicht in der Lage gewesen, die Gewandtheit zu bewundern, mit der sich sein weiblicher Nachrichtenoffizier der Situation gewachsen zeigte.
    »Sie sind ohne Zweifel intelligent genug«, fuhr sie in einem freundlichen Ton fort, der nur gleichsam unterschwellig ihre gegenteilige Ansicht erkennen ließ, »um zu begreifen, daß wir, sollte die Lage es erfordern, ohne Schwierigkeiten ein anderes Nahrungsschiff heranmanövrieren und Sie unbehelligt lassen könnten. Aber wir wollten weder Sie ignorieren, noch ein anderes Schiff verschwenden, dessen Tiere gebraucht werden, die Ozeane des Zielplaneten mit einer lebenden Nahrung zu bevölkern, die unserem Stoffwechsel zuträglich ist. Wir möchten Sie mit uns vereinigen, und zwar so bald wie möglich, denn wir nähern uns dem Zielgebiet.«
    Es blieb einen Moment still, dann sagte Hellseggorn zornig: »Wir nähern uns dem Zielgebiet seit unserem Start, und die gleichen Argumente, die Sie jetzt mir vortragen, sind mit kleineren Variationen schon meinen Eltern und Großeltern vorgetragen worden, und sie endeten immer mit dem Hinweis, daß die Zielsonne bereits unseren Schiffsbug wärme. Vielleicht erwartete man, daß wir darüber in Ekstase gerieten. Aber damals wie heute hat es nur bewirkt, daß wir noch ärgerlicher wurden. Eine Lüge ist schon an sich schlimm genug, aber eine so wenig originelle Lüge wie diese ist eine Beleidigung unserer Intelligenz! Ich unterbreche die Verbindung.«
    »Nein, warten Sie!« unterbrach die Stimme aus dem Flaggschiff. »Was ich sagte, ist alles wahr, Kapitän. Sie wissen, daß Ihr Schiff als Geschwaderführer gedacht war und eine Besatzung von drei Personen erhalten sollte, aber später als unbemannter Frachter unter Kontrolle des Flaggschiffes verwendet wurde. Ihre Befehlszentrale hat Vorrichtungen zur manuellen Kontrolle der Bordanlagen wie Beleuchtung, Temperaturregelung und Entladung. Aber Sie haben weder Kontrolle über Ihren Hauptantrieb, noch können Sie sehen, was außerhalb Ihres Schiffes vorgeht …«
    »Wir können nicht sehen«, brüllte Hellseggorn. »Wenn Sie uns also erzählen, der Weltraum sei hellrosa mit gelben Sternen, müssen wir es glauben!« Er ließ eine Bemerkung folgen, die sehr selten von männlichen Bewohnern Unthans einer weiblichen Person derselben Spezies gegenüber gebraucht wurde, weil sie von gewissen abnormen Methoden der Fortpflanzung handelte.
    »Mir persönlich ist es gleich, ob Sie mir glauben oder nicht!« rief der weibliche Nachrichtenoffizier zurück. Auch ihre Stimme klang jetzt aufgebracht. »Wir nähern uns tatsächlich der Zielsonne! Wir interessieren uns

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