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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Das ist natürlich nur meine Theorie, und wie ich schon sagte, hat sie nur einen geringen Grad von Wahrscheinlichkeit.«
    »Das ist wahr«, stimmte Heglenni zu. »Aber wir probieren sie aus. Wir müssen alles versuchen!«
    Gunt wahrte mühsam seine Selbstbeherrschung und dachte Unfreundliches über den emotionalen Überschwang weiblicher Wesen. »Übrigens«, sagte er kurz, »wenn eins oder mehre der Exemplare eingehen sollten, schaffen Sie die Körper unverzüglich zum Flaggschiff.«
    »Das würde vielleicht schwierig sein, Kapitän«, sagte Dasdahar, der Nachrichtenoffizier. »Unsere Kontakte mit ihnen haben ein delikates Stadium erreicht. Wir sind dabei, ihr Vertrauen zu gewinnen. Wenn wir einen ihrer Toten wegnehmen würden, könnte es die Anstrengungen zunichte machen.«
    »Sie überraschen mich«, sagte Gunt trocken. »Ich dachte, Sie hätten erst ein paar Worte gelernt, und Ihr Wissen beruhe hauptsächlich auf Beobachtung und Intuition, wobei Heglenni für die letztere sorgte, da ihr Mitleid schlummernde Mutterinstinkte geweckt zu haben scheint! Können Sie sich tatsächlich in der Sprache der Gasatmer verständlich machen?«
    »Nein – ja, Kapitän«, sagte Dasdahar. »Ich meine, Kapitän, daß wir uns in unserer eigenen Sprache verständlich machen können. Die Stimmen dieser Gasatmer sind viel anpassungsfähiger als unsere, und dazu kommt noch, daß sie ungewöhnlich gute Gedächtnisse besitzen. Sie vergessen niemals etwas, das man ihnen sagt, auch wenn es nur einmal ist. Wir haben schon sehr komplizierte Gespräche mit ihnen geführt, bevor sie zu schwach wurden, um mit uns zu sprechen.«
    »Aber nun werden wir sie mit destilliertem Wasser wiederbeleben!« fügte Heglennis ärgerliche Stimme hinzu. »Wir beenden respektvollst unsere Meldung, Kapitän.«
    Unter Verwendung eines Schneidbrenners und einer unbewohnten Luftblase im vorderen Teil des Wracks produzierte Heglenni eine beträchtliche Menge destilliertes Wasser und brachte es in einem verschraubten Behälter zu den Quartieren der Gasatmer. Die Wirkung war plötzlich und dramatisch. Aber Heglenni beobachtete die Gasatmer weiterhin, und sie und Dasdahar sprachen einen vollen Tag mit ihnen, bevor sie mit Kapitän Gunt Verbindung aufnahmen.
    »Destilliertes Wasser war die Antwort, Kapitän«, sagte sie. »Und ich bitte um Entschuldigung für mein gestriges wenig respektvolles Verhalten.«
    »Die Kontakte verlaufen sehr zufriedenstellend, Kapitän«, sagte Dasdahar. »Ich habe neue Informationen für Sie …«
    Und Tag für Tag liefen die Informationen in ständig wachsendem Umfang beim Flaggschiff ein. Die Gründe für die phänomenalen Gedächtnisleistungen der Gasatmer wurden klar: Seit hundertfünfzig Planetenjahren hatten die Bewohner des Wracks nichts zu tun gehabt als ihr Erinnerungsvermögen zu üben. Die meisten ihrer Angaben hatten mit dem Leben im Wrack zu tun, aber es gab auch eine Menge Informationen über ihre Welt, wie sie vor dem Untergang des Schiffes gewesen war – Material über Kunst, Wissenschaft und Technologie, Material, das der Kultur der Gasatmer Tiefe und Perspektive verlieh. Und aus all dem erhob sich die Persönlichkeit des ältesten Exemplars, eines gewissen Wah-Lass, der auch ein Heiler war, in immer klareren Umrissen.
    Alles Material war interessant, und ein guter Teil davon war brauchbar. Weil die Flotte von Unthan die Gravitationsbahn des vierten Planeten erreicht hatte und seine endgültigen Instruktionen noch hinausgehen mußten, war Kapitän Gunt vorläufig nur an dem interessiert, was brauchbar war.
     
    *
     
    Zwei der fremden Lebensformen konnten gefangen werden, wenn auch nicht lebendig, so doch intakt. Die eine war harpuniert, die andere mit einem Maschinengewehr getötet worden, und beide wurden von den berühmtesten Biologen einer genauesten Untersuchung unterzogen. Aber als diese Untersuchung schließlich beendet war und man die Ergebnisse abstimmte, war die Verblüffung größer als zuvor, denn es schien, daß die beiden Exemplare verschiedenen Untergruppen einer Spezies angehörten, daß die Tentakelkränze um ihre Köpfe zu keiner komplizierten Manipulation fähig waren und daß ihre Schädelkapazitäten im Vergleich zu ihrer Größe ziemlich klein waren. Das Verhältnis zwischen Gehirngewicht und Körpermasse entsprach etwa dem kleinerer Wale. Die Biologen hätten gern ein Kommunique des Inhalts herausgegeben, daß die fraglichen Exemplare nicht den nötigen Intelligenzgrad besäßen, um Werkzeuge und

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