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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Vorschlag, spazierenzugehen. Der Witz mit allen seinen denkbaren Variationen war so alt, daß er längst nicht mehr erheiternd wirkte. Dickson trat eine Weile schweigend die Pedale, wobei er tief und angestrengt atmete.
    »Es gibt nur ein angenehmeres Thema«, sagte er dann mit einem Versuch, lüstern auszusehen. »Frauen. Über sie kann ich stundenlang reden. Nicht einfach über die anatomischen Details, sondern über die komischen Dinge, die sie manchmal tun. Da gibt es zum Beispiel eine gewisse Frau, die nicht weit von hier lebt. Sie ist nervös und aufgeregt und weint viel, aber wenn ein gewisser Mann, der auch in der Nachbarschaft wohnt, ihr zuzwinkert, hört sie plötzlich auf, nervös zu sein und weint nicht mehr. Das-Auge-Zukneifen wird immer mit demselben Auge gemacht und wirkt fast immer. Die Neugier läßt mir kaum noch Ruhe. Und auch Jenny und der Doktor fragen sich schon, was das zu bedeuten habe. Ich habe schon daran gedacht, ihr selber ein paarmal zuzuzwinkern, um zu sehen, ob es auch bei anderen Leuten wirkt. Aber das könnte die bewußte Frau mißverstehen, und Jenny würde schon gar kein Verständnis dafür haben.«
    Es war eine merkwürdige Situation, dachte Wallis, um so mehr, als er Margaret nur einmal mit geschlossenem Auge geküßt hatte. Die Wirkung auf sie stand in gar keinem Verhältnis dazu, denn nun erschien sie häufiger ohne ihren Schal um den Kopf, und wenn sie sich in depressiver Stimmung befand, kniff er nur das Auge auf der Seite ihrer narbigen Gesichtshälfte zu, statt mit ihr zu sprechen und etwas zu sagen, was sie in Anwesenheit der anderen bloß in Verlegenheit gebracht hätte. Er hatte viel über ihre Reaktion nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, daß sie sich ermutigt fühlte, weil es jemanden gab, der sie immer noch für attraktiv genug hielt, daß er sie küßte, und wenn auch nur einmal.
    Dickson, der hier ein Mittel sah, etwas gegen die öde Monotonie seines Daseins zu tun, versuchte es mit einem neuen Vorstoß.
    »Mir scheint, daß Leute, die anderen Leuten zuzwinkern«, sagte er, »einer Form von Intimität frönen, einer Art Vorstufe, sozusagen. Ich spreche natürlich vom Zwinkern zwischen Männern und Frauen. Ein Offizier oder ein Gentleman sollte einer solchen Intimität unter gar keinen Umständen frönen, es sei denn, seine Absichten wären ernster Natur. Man könnte argumentieren, daß fortgesetztes Zuzwinkern gleichbedeutend mit einem Verhältnis oder einer inoffiziellen Verlobung sei. Die Probleme Verlobter sind natürlich vielgestaltig, und mit ihnen fertigzuwerden erfordert ein gewisses Maß an Takt und …«
    »Meine Absichten sind nicht… Ich meine, ich habe keine Absichten!« protestierte Wallis lachend.
    »Ein gewisses Maß an Takt und Verständnis von seiten jener, die bereits verheiratet sind und diese Schwierigkeiten durchgemacht und überwunden haben«, fuhr Dickson fort, ohne auf den Einwand einzugehen. »Das erste Problem ist sicherlich das der Heirat selbst und zugleich das leichteste von allen, denn ich würde gern die Arbeit des Standesbeamten übernehmen und den mir erwiesenen Gefallen erwidern.«
    »Ich verstehe«, sagte Wallis verkniffen.
    »Die nächste Schwierigkeit«, sagte Dickson, »könnte die der Unwissenheit sein, totaler oder partieller Unwissenheit hinsichtlich der – hm – Geographie und der Technik. Ich meine, da gibt es dieses Beispiel mit den Bienen und den Vögeln …«
    »Ich habe als Junge Kaninchen gehalten«, sagte Wallis ernst, »und mein strenger alter Vater hat mich über die Menschen aufgeklärt.«
    »Gut!« sagte Dickson. »Sie besitzen ein Grundwissen über Vögel, Bienen, Kaninchen und Menschen. Sie wissen über den zarten Drang Bescheid, der die beiden Geschlechter zusammenbringt. Das ist nichts, dessen man sich zu schämen brauchte! Was Sie vielleicht nicht in seiner vollen Bedeutung einzuschätzen verstehen, ist das rein physische Problem, ein Problem, das bei Bienen, Kaninchen und sogar Menschen normalerweise nicht existiert, aber hier eine gewisse Bedeutung erlangen dürfte. Bringt man sie nämlich nahe genug zusammen, besteht die Gefahr, daß eine einzige unbeherrschte Bewegung oder eine Nachlässigkeit bei der Anordnung der Säcke einen kalten Luftstrom eindringen läßt, der die warme, zärtliche Atmosphäre, die man zu erzeugen bemüht ist, ruinieren könnte und außerdem noch zu Rheumatismus oder gar Lungenentzündung führen …«
    »Wo nehmen Sie bloß die Luft her?« fragte Wallis, bestrebt, vom

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