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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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schicksalsergeben zu lauschen, wie das Schiff rings um sie her aufbrach. Allerdings schienen die meisten Geräusche im Heck ihren Ursprung zu haben, und die anderen konnten, hörte man genau hin, ein Widerhall sein.
    Das Ächzen wurde von knirschenden und hohl kreischenden Geräuschen übertönt, die nur von aufreißendem Metall stammen konnten. Das Deck unter ihren Füßen bebte und zitterte. So ging es, wie ihnen schien, stundenlang weiter.
    »Es kann noch lange dauern«, sagte der Arzt plötzlich. »Im Garten wäre die Luft frischer, falls sich jemand findet, der den Generator betreibt. Dieses Herumliegen und Horchen macht mich verrückt.«
    »Das Salzwasser wird Ihnen die Ernte ruinieren, Doktor«, sagte Dickson. Jenny hing an seinem Hals und kämpfte mit den Tränen, und so fühlte er sich wahrscheinlich verpflichtet, etwas für ihre Moral zu tun. Wallis hielt Margaret Murrays Hand, und sie umkrallte seine Finger, daß sie schmerzten, aber ihm wollte keine witzige oder aufmunternde Bemerkung einfallen.
    »Ich frage mich, warum alle Geräusche von achtern kommen«, sagte er. »Wir sind mit dem Heck unten, aber nicht mehr als zehn oder zwölf Meter, und das macht keinen großen Druckunterschied aus.«
    Sekunden später kam ein hallendes Krachen vom Bug. Das Geräusch wiederholte sich in kurzen Intervallen und schien sich längs der Steuerbordseite zu nähern. Mit jedem Krach wurde das Deck erschüttert, und die »Gulf Trader« bekam eine deutliche Schlagseite nach Backbord. Man konnte sich leicht vorstellen, wie der stetig wachsende Wasserdruck die schwachen Stellen in der Nähe der Torpedotreffer eindrückte und dann allmählich das Mittschiff längs der durchlaufenden Schweißnähte zum Aufplatzen brachte. Wieder krachte es vorn, und die knirschenden und reißenden Geräusche kamen gnadenlos näher, diesmal auf der Backbordseite.
    »Sie und Ihr großer Mund«, sagte Dickson.
    Sie lagen da und warteten darauf, daß die Tankwände sich nach innen vorwölbten, platzten und aufrissen, daß die See hereinbräche und sie umherwirbelte. Der Lärm steigerte sich zum Crescendo, aber die Wände hielten noch dicht, und man hörte kein gurgelndes Einströmen von Wasser. Die Geräusche begannen zu verebben. Wallis, der Margarets Hand zuletzt genauso fest umklammert hatte wie sie die seine, löste ihre verkrampften Finger und tastete nach der Taschenlampe. Er ließ den Lichtkegel durch den Raum wandern und sah, daß die Tankwände knochentrocken waren. Nach einem letzten und relativ leichten Stoß wurde es still.
    »Wissen Sie was?« sagte Wallis mit einer Stimme, die vor Freude fast überschnappte. »Ich glaube, wir sinken überhaupt nicht! Meiner Meinung nach sind wir auf Grund gelaufen!«
    Zuerst wollten sie ihm nicht glauben, aber dann sahen sie die Geräusche, Erschütterungen und Bewegungen im Licht seiner Theorie und fanden, daß alles für seine Annahme sprach. Die »Gulf Trader« schien von Meeresströmungen auf einen sanft ansteigenden Meeresboden getrieben worden zu sein. Zuerst mußte das Heck Bodenberührung bekommen haben, worauf das Schiff im Strom herumgedreht und mit dem Bug voraus noch ein Stück weitergetrieben sein mußte. Und der Meeresboden war offenbar sandig und mit Felsriffen durchsetzt, die den Schiffsboden aufgerissen hatten. Anscheinend war das Schiff nun zur Ruhe gekommen, denn es gab keine Hinweise für ein Weiterbewegen, auch dann nicht, als nach Wallis’ Schätzung auf eine etwaige Ebbe die Flut gefolgt sein mußte.
    »Wir haben großes Glück gehabt«, sagte der Arzt.
    So nahmen sie wieder ihre tägliche Routine auf. Einer arbeitete am Generator, während die anderen sich im Garten aufhielten. Eines Tages im August fand Dickson, daß er längere Zeit die Pedale treten konnte, ohne seinen Kopf ins Sauerstoffzelt stecken zu müssen, und bald darauf brauchten sie keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr. Sie konnten wieder ohne Beschwerden das Schiff durchwandern und ohne geträumte oder wirkliche Erstickungsanfälle schlafen. Und noch immer besaßen sie acht Sauerstoff- und einen Azetylenbehälter für Notfälle. Den letzteren hatten sie bisher im allgemeinen Durcheinander übersehen.
    Doktor Radfords Garten war ein Erfolg.
    Doch als sie ihn darob zu preisen versuchten, schien er aus irgendeinem Grund mehr ärgerlich als erfreut zu sein. Welcher Grund es war, erfuhr Wallis erst Wochen später, nachdem er auf sein Ersuchen vom Ersten Offizier der Handelsmarine Dickson verheiratet und anstelle einer

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