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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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ein wenig lächerlich vor, aber aus irgendeinem obskuren Grund, den sie selbst nicht hätten erklären können, stärkte es ihren Glauben an eine Welt außerhalb des Schiffes. Die Isolation ihrer Lichtleitungen verrottete, zerfiel und erzeugte Kurzschlüsse und durchgebrannte Glühbirnen, für die es kaum noch Ersatz gab. Tagelang lag das Schiffsinnere in völliger Finsternis. Ein kühnes Projekt zur Neuverlegung der Lichtleitungen und zur Generalüberholung des Generators wurde in Angriff genommen und erfolgreich beendet. Von nun an wurden nur drei Tanks beleuchtet, während zwei Gartenabteilungen in immerwährender Dunkelheit dem Tod überantwortet wurden; ein großer Teil der Leitungsdrähte mußte als unbrauchbar weggeworfen und das Leitungsnetz verkürzt werden. Die Zahl der Menschen war jedoch nicht annähernd so hoch wie in den alten Tagen, und je weniger Lichtanschlüsse es gab, desto weniger Glühbirnen wurden verbraucht.
    Ein weiterer gewagter Versuch gab dem Schiff seine Sicht zurück. Die Gefahr war groß, daß die Hitze des Feuers die Glasscheiben der Bullaugen zerspringen ließe und Richards Räume und der darunter liegende Tank zwölf überflutet würden, aber sie erwärmten das Glas allmählich und hatten so Erfolg. Die feinen grünen Algen, die sich außen am Glas festgesetzt hatten, wurden gelb und schälten sich ab. Wer gewillt war, die Kälte und Feuchtigkeit der beiden Räume zu ertragen – und die meisten waren es –, konnte wieder hinausschauen und die Felsen, den sandigen Meeresboden, die verkrusteten Aufbauten des Wracks und vor allem den ruhelos bewegten schimmernden Himmel über ihrer unterseeischen Welt sehen. Oder er konnte die Fische beobachten, die manchmal in die Nähe kamen und ihren starren Blick auf ihn richteten…
    Sie führten sogar eine Lichtleitung in die Räume hinauf, für die sie die besten Stücke der weggeworfenen Leitungen verwendeten. Das Licht sollte, so beschlossen sie, nur in Notfällen für Signalzwecke eingeschaltet werden.
    Der Rost war überall und kratzte beim Gehen die Sohlen seiner bloßen Füße auf, aber der Doktor wußte es nicht anders. Die Nähte zwischen den Eisenplatten schwitzten Wasser, aber auch das war normal, obwohl es hieß, daß die Tanks in den guten alten Zeiten trocken und sauber gewesen wären. Damals, so erzählte man sich, wären die Tanks mit sauberem, glänzendem Werkzeug und anderen Ausrüstungsgegenständen gefüllt gewesen, die Böden unter einer zwei oder drei Meter dicken Schicht aus verpackten Lebensmitteln verborgen, und überall hätten Haufen von warmen, weichen Säcken herumgelegen, die man nur aufzuheben brauchte. Nun waren die Tanks bis auf Haufen rostigen und unnützen Gerümpels in den Ecken leer. Nur in Nummer sieben, wo sie die restlichen Lebensmittel verwahrten, sah es freundlicher aus. Von den drei beleuchteten Tanks wurden zwei als Garten genutzt, aber vorwiegend zur Luftverbesserung und weniger, um den dahinschwindenden Lebensmittelvorrat zu ergänzen. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete der Mangel an Glühbirnen, die immer schwieriger werdende Trinkwasseraufbereitung und die Beschaffung von Schmiermitteln für den Generator.
    Aber dies waren alles alte Probleme, mit denen zu leben man sich längst abgefunden hatte. Der Doktor war sich bewußt, daß das Schiff, wie alle seine Bewohner, eines Tages sterben würde. Aber kein vernünftiger Mensch – und die Bewohner der »Gulf Trader« waren vernünftige Menschen, dafür sorgte das Spiel – würde sein ganzes Leben ruinieren, indem er sich über seine letzten Minuten Sorgen machte. Tatsächlich, so dachte er, hatte keiner von ihnen Grund zum Klagen.
    Alles in allem war es eine glückliche und ausgefüllte Zeit, und James Eichlan Wallis mit seinen neunzehn Jahren war sehr froh, daß er in sie hineingeboren worden war.
     
    *
     
    Die Zielsonne war so nahe, daß das kleine Teleskop im Flaggschiff die kleinen, verschwommenen Punkte in ihrem Umkreis als Planeten erkennen ließ. Aber zur gleichen Zeit nahm das Gerüst eines unendlich größeren und feineren Instruments, so groß, daß seine Konstruktion nur in der Schwerelosigkeit des Raumes möglich war, allmählich Form an. Es erfüllte den gesamten Raum zwischen den beiden Schiffen und war nur wenig kleiner als jenes gigantische Teleskop, das man vor langer Zeit in einer Umlaufbahn um den zum Untergang verurteilten Planeten Unthan errichtet hatte, um den Weltraum nach einer neuen Heimat für die Rasse abzusuchen. Befand

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