Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
nichts.
Wenn ihr feststellt, dass Hoffen, Jammern und Demonstrieren zwecklos sind, denkt ihr vielleicht eines Tages ans Auswandern. Die Frage ist bloß, wohin. Ihr könnt es als Gastarbeiter in Abu Dhabi oder in Doha versuchen. Dort boomt die Wirtschaft. Ihr müsst euch nur daran gewöhnen, Arbeitsverträge im Namen und nach dem Willen Allahs zu unterschreiben und auf offenen Alkoholkonsum zu verzichten.
Doch Auswandern ist anstrengend. Wenn ihr so viel Energie habt, könnt ihr gleich dableiben. Alles, was ihr dafür braucht, ist ein Plan B. Plan A war Schulabschluss, Studium, Job und Aufstieg auf der Karriereleiter. Plan A bestand im Prinzip darin, den Alten zu gefallen, die über die wirtschaftliche Macht verfügen, und mit der Krawatte um den Hals artig ihr System zu bedienen. Plan B besteht darin, eigene wirtschaftliche Macht aufzubauen.
Wer wirtschaftliche Macht hat, genießt auch politischen Einfluss. Die aufstrebenden Märkte gewinnen durch ihre wirtschaftliche Dynamik an Bedeutung in der Weltpolitik. Genau das Gleiche wird für euch gelten. Die „goldene Regel“ des Self-made-Milliardärs Frank Stronach bringt es auf den Punkt: Wer das Gold hat, macht die Regeln.
Wirtschaftliche Macht baut ihr auf, indem ihr Know-how sammelt, eine Idee entwickelt und euer eigenes Ding macht. Wenn es viele von euch tun, ist das die wahre Bewegung. Ihr werdet Geld verdienen, und dieses Geld wird gegenüber dem Geld der Alten einen entscheidenden Vorteil haben. „New money beats old money“, hat Donald Trump gesagt. Das neue Geld schlägt das alte. Neues Geld ist schnell, innovativ und hungrig. Altes Geld ist konservativ, bürokratisch und schwerfällig. Die reichen Alten wissen das. Wenn ihr die Initiative übernehmt, werden sie euch unterstützen. Dann seid ihr mit euren Ideen für sie ein gutes Investment.
Wenn ihr die Initiative übernehmt, wird euch die Welt früher oder später folgen. Sie wird es so lange tun, bis die nächste junge Generation nachdrängt, weil ihr in die Jahre gekommen seid und lieber eure Pfründe sichert und euer wohlerworbenes Vermögen genießt.
Wenn ihr wirtschaftliche Macht aufbauen wollt, könnt ihr auf zwei Stärken setzen.
Erstens. Ihr verfügt über Einsichten, die den Alten fehlen. Ein 15-jähriger Praktikant namens Matthew Robson beschrieb einmal für die New Yorker Analyseabteilung der Großbank Morgan Stanley in einfachen Worten die Medienbranche. Er sagte nichts allzu Überraschendes. Printmedien seien ebenso auf dem absteigenden Ast wie Radio und Fernsehen, es mache einfach zu viel Mühe, die Seiten durchzuackern. Jugendliche würden nicht mehr so viel über das Mobiltelefon kommunizieren, weil Plattformen wie Facebook günstiger wären. Seine Analyse schlug trotzdem ein. „Das sind einige der klarsten und aufrüttelndsten Erkenntnisse, die wir je gesehen haben“, sagte einer der Morgan-Stanley -Chefs.
Vor allem kennt ihr euch viel besser mit IT aus. Darin liegt ein ungeheures wirtschaftliches Potenzial. Ich kenne einen jungen Mann, der sich in einer deutschen IT -Firma vom Azubi in die zweite Managementebene emporgearbeitet hat. Mit 16 absolvierte er eine Lehre in der Gastronomie und beschäftigte sich nebenbei mit Computern. Mit 19 fing er bei der IT -Firma an und bekam mit 25 seine jetzige Position, obwohl er nach wie vor ein Drittel seines Gehalts in Discos versäuft. Manchmal sitzt er bei Meetings IT -Leuten amerikanischer Konzerne gegenüber, alles große Tiere mit fetten Gagen, aber im Vergleich zu ihm kennen sie sich schon nicht mehr aus und er weiß das. Er hört ihnen zu, nickt artig und denkt, dass ihre Zeit abgelaufen ist.
Zweitens. Die Globalisierung ist auf eurer Seite. Sie bewirkt, dass jede Garagenfirma mit einer guten Idee einen Weltkonzern ins Wanken bringen kann. Der Weg von einer Idee zu ihrer internationalen Verbreitung war noch nie so einfach wie jetzt. Es gibt unzählige Beispiele dafür, die keiner weiteren Erklärung mehr bedürfen. Facebook und Twitter , oder die Fluglinie Ryanair .
Die Strukturen, die Konzerne so mächtig erscheinen lassen, behindern sie in Wirklichkeit. British Petroleum ( BP ) hat laut Zeitungsberichten einmal eine Abteilung geschaffen, um die Effizienz des Unternehmens zu kontrollieren, und eine Abteilung, die diese Abteilung kontrolliert. Dass der Konzern so planlos auf die 2010 von ihm verursachte Ölpest im Golf von Mexiko reagiert hat, ist eine Folge dieses Denkens.
Die amerikanischen Multis, früher die internationalen
Weitere Kostenlose Bücher