Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Vorbilder für marktorientiertes Denken, verstricken sich in Hunderten Verhaltensnormen, auch Compliance-Regeln genannt. Die füllen inzwischen einen dicken Wälzer und teilweise widersprechen sie einander sogar.
Als ich einmal eine Firma an Amerikaner verkaufte, schickten sie per Businessclass Anwälte um 15.000 Euro, die alle Spesenabrechnungen durchsahen. „You know“, sagte der Firmenchef zu mir, „in our company compliance is first and business is second.“ (Bei uns kommen zuerst die Benimmregeln und dann das Geschäft.) Das macht die großen Tanker der US -Wirtschaft immer träger und lahmer und die Welt retten soll dann Barack Obama.
Für euch ist das eine Chance. Die wahre Macht liegt heute darin, diese Strukturen erst gar nicht aufzubauen. In solchen alten Strukturen beschäftigen sich viele Menschen träge mit sich selbst, während ihr eure volle Kraft auf eure Ideen konzentrieren könnt. Nichts kann auf Dauer einen Menschen aufhalten, der eine gute Idee hat und hartnäckig dafür kämpft.
Weil das hier ein Buch ist, will ich Amanda Hocking nennen. Sie war 26 Jahre alt, Altenpflegerin, schrieb neben ihrer Arbeit Vampirromane und suchte vergeblich einen Verlag. Wenn sie so wie ihr gestrickt gewesen wäre, hätte sie vielleicht dem Kunstministerium einen verbitterten Brief geschrieben oder mit ein paar frustrierten Leidensgenossen vor der Zentrale des Carlsen -Verlages demonstriert.
Amanda hat weder das eine noch das andere getan. Sie hat ihre Romane einfach selbst als E-Books veröffentlicht und damit Carlsen und all die anderen ziemlich alt aussehen lassen.
Eine Million Exemplare hat sie inzwischen verkauft. Anfragen wegen Filmrechten und Übersetzungen verweist sie an ihren Agenten.
Wirtschaftliche Macht aufzubauen ist relativ einfach, weil Wirtschaft relativ einfach ist. Kompliziert machen die Wirtschaft zwei Arten von Menschen.
Erstens. Die Professoren. Das sind Menschen, die noch nie ein Geschäft gemacht haben und ihre Zeit damit verbringen, sich mit wissenschaftlichen Abhandlungen voller Fremdwörter über simple Dinge zu profilieren. Wenn ihr nicht aufpasst, stehlen euch solche Leute an der Uni Jahre, und von der Urkunde, die ihr dafür bekommt, könnt ihr euch nichts kaufen.
Vergangenes Jahr war so ein Mann bei mir. Er war ein würdevoller Uni-Professor für Biologie, hatte eine Erfindung gemacht und suchte Kapital für eine Firmengründung. Er fing gigantisch zu schwafeln an, doch ich unterbrach ihn. „Wo sind die Patente?“, fragte ich ihn. Er erklärte mir, dass die Patente ihm privat gehören würden, weil sie schließlich sein Lebenswerk seien. Der Firma wollte er nur ein Nutzungsrecht einräumen. Damit wollte er schon weiter schwafeln, doch ich unterbrach ihn abermals. „Sie können jetzt aufstehen und gehen, Herr Professor“, sagte ich. Er benutzte seine Professorenwürde, um sich an der Uni über mich zu beschweren. Dabei ist die Sache so einfach, dass sie wirklich jedes Kind versteht. Wenn das wichtigste Kapital einer Firma, in diesem Fall ein Patent, nicht ihr gehört, ist sie wertlos. Wer in so etwas Geld steckt, ist ein Dummkopf.
Zweitens. Die Bürokraten. In der Wirtschaft kommen auf einen, der ein Geschäft macht, etwas produziert oder Dienstleistungen erbringt, fünf Bürokraten, Tendenz steigend. Diese Leute dokumentieren, überprüfen, fragen, ob alles gesetzeskonform ist, oder erstellen unnütze Powerpoint-Präsentationen. Um sich selbst zu rechtfertigen, machen sie alles möglichst schwierig. Sie mögen keine direkte Sprache. Sie bleiben lieber indirekt und schwafeln ebenfalls viel.
Selbst Investmentbanking ist relativ einfach zu verstehen. Investmentbanker beschaffen Geld für andere und sie verkaufen oder kaufen im Auftrag ihrer Kunden Firmen. Investmentbanking genießt den Ruf einer elitären Geheimwissenschaft, dabei reichen durchschnittliche Intelligenz, eine kaufmännische Lehre und wirtschaftlicher Hausverstand völlig, um diesen Beruf auszuüben. Wenn ich zum Beispiel eine Firma kaufe oder verkaufe, stelle ich zuerst den Wert der Firma fest. Das ist gar nicht so schwer. Ich gehe immer nach den gleichen sechs Schritten vor.
Erstens. Ich bestimme den Cashflow . Der Cashflow ist der Zufluss an Geld abzüglich der Ausgaben, die das Unternehmen hat.
Zweitens. Den Cashflow multipliziere ich mit vier bis zehn. Der Faktor hängt von seiner Entwicklung in der Vergangenheit und von den Prognosen ab. Ist er stark gesunken und sind die Prognosen negativ, nehme ich
Weitere Kostenlose Bücher