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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Schweigepflicht, hast du das gewusst.«
    Anton knallte eine Pfanne auf den Herd und goss reichlich Ol hinein. »Du denkst wohl, ich bin blöd, Constanze!« Seine Stimme war nicht lauter als sonst, trotzdem war mir, als habe er gebrüllt.
    »Wollt ihr nicht mal alle hoch zu Nelly gehen und sagen, dass das Essen in einer Viertelstunde fertig ist?«, fragte ich die Kinder.
    »Nein«, sagte Emily. Sie guckte nicht mehr ganz so mürrisch wie vorher. Klar, sie witterte Morgenluft.
    »Ich will den Blumenkohl prürieren«, sagte Julius.
    »Das heißt pü-rie-ren«, sagte Emily. »Analphabet.«
    Samantha warf ihr eine Hand voll Mehl ins Gesicht.
    »Na, warte!« Emily griff ebenfalls tief in die Mehltüte. Ich wollte mich einmischen, aber Anton hielt mich am Ärmel fest.
    »Wissen deine Eltern überhaupt, dass es mich gibt?«
    Ich schaute unbehaglich auf das Messer in seiner Hand. »Weißt du ... meine Eltern und ich ... Wir stehen uns nicht so besonders nahe«, murmelte ich.
    »Also nicht!« Anton ließ mich los und warf das Fleisch in die Pfanne, obwohl das Öl noch gar nicht heiß genug war. »Was ist los mit dir? Schämst du dich für mich?«
    »Unsinn!« Was für ein absurder Gedanke! »Hey, lasst das!« Emily, Julius und Samantha waren mittlerweile in eine regelrechte Mehlschlacht vertieft. Aber Anton tat so, als bekäme er das gar nicht mit.
    »Aber warum hast du ihnen nichts von mir erzählt? Wir sind jetzt schon Monate zusammen.«
    »Ich ... natürlich wissen Sie, dass es dich gibt ... Hört auf, damit zu werfen! Das ist ein Lebensmittel.«
    Die Kinder hatten offenbar Spaß. Sie quietschten vor Vergnügen und entrissen sich gegenseitig die Mehltüte.
    »Constanze, ich meine es sehr ernst mit uns«, sagte Anton. »Deshalb habe ich dich meiner Familie, meinem Geschäftspartner und meinen Freunden vorgestellt.«
    »Ich meine es auch ernst«, beteuerte ich.
    »Ja, klar. So ernst, dass du vergisst, es deinen Eltern zu erzählen.«
    »Ich wollte nur nicht ... Ich habe wohl ... meine Eltern sind ...«, stotterte ich vor mich hin. Die Kinder sahen aus wie Schneemänner. Kevin würde sicher schimpfen, wenn er Samantha so sah. Ich versuchte, sie mit einem Geschirrtuch zu entstauben.
    Anton umfasste mein Handgelenk und drehte mich so, dass ich ihn anschauen musste. »Wissen deine Eltern über uns Bescheid oder nicht?«
    Ich nickte. Das konnte beides heißen.
    »Und wann lerne ich deine Eltern kennen?«
    »Sie wohnen auf Pellworm!« Auf meinem Kopf landete eine Hand voll Mehl und rieselte über mein Gesicht.
    »Das war Julius«, quietschte Emily vergnügt.
    »Aber aus Versehen«, kicherte Julius.
    »Wann - lerne - ich - deine - Eltern - kennen?«, wiederholte Anton, ohne mich loszulassen.
    Mir war klar, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für fadenscheinige Ausreden war. Ich pustete mir das Mehl aus den Augen und sagte: »Nächsten Samstag.«
    Damit hatte Anton nicht gerechnet. Er ließ mich los und fuhr mit dem Kochlöffel eine planlose Schleife durch die Pfanne. Dann sah er mich wieder an, misstrauisch, wie mir schien.
    »Sie machen Urlaub im Schwarzwald und werden hier einen Zwischenstopp einlegen. Sie wollen dich natürlich auch unbedingt kennen lernen.« Ich versuchte ein Lächeln. »Ich dachte, du ... und Emily könntet zum Abendessen kommen.«
    Oh mein Gott, das würde mein Ende sein.
    »Gut«, sagte Anton, und der frostige Ton in seiner Stimme war verschwunden. Er hob seine mehlige Tochter von der Arbeitsplatte und klopfte sie ab. »Ich bringe den Wein mit.«
    »Prima.« Prima! Wein würde ich auf jeden Fall in rauen Mengen benötigen.
    * * *
    Herr Moser von Haushaltswaren Moser hatte bereits drei Übernahmeangebote für sein Ladenlokal. Eins vom Reisebüro »Palmen-Reisen« in der gleichen Straße, eins von einer großen Bäckereikette und eins von Leuten, die einen Bio-Laden eröffnen wollten. Mir schien, als habe er sich bereits für das Reisebüro entschieden.
    »Wissen Sie, einen Bäcker haben wir ja schon schräg gegenüber, und gutes Gemüse verkauft Herr Wu gleich nebenan«, sagte er und stützte sich auf einen verchromten Standmixer.» Außerdem - diese Ökotypen sind ja, was Finanzen angeht, nicht so ...« Sein Satz blieb im Raum hängen, während sein Blick Trudi streifte, die sich heute viele kleine Zöpfchen geflochten hatte, eine buntgeringelte, gestrickte Baskenmütze trug und ein weites lila Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte. Die Beine steckten in zu der Mütze passenden Wollstrümpfen und lila

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