Gegensätze ziehen sich aus
traurig.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Mimi. »Wenn wir den Laden übernehmen, nehmen wir Ihnen die Renovierungsarbeiten ab.«
»Sie?« Herr Moser musterte uns der Reihe nach.
»Wir kümmern uns um die Handwerker. Lassen den Boden verlegen, organisieren die Elektro- und Malerarbeiten«, sagte Mimi. »Alles auf unsere Kosten und in hoher Qualität. Sie könnten sich gemütlich zurücklehnen und müssten keinen Cent dafür bezahlen.«
»Und wo ist der Haken?«, fragte Herr Moser, womit er mir aus der Seele sprach. Sicher, Mimis Mann Ronnie war Leiter eines riesigen Baumarktes, aber umsonst kam er ja auch nicht an Parkett und Farbe ran.
»Es gibt keinen Haken«, sagte Mimi. »Allerdings würden wir erst ab März Miete zahlen.«
»Aha«, sagte Herr Moser.
»Aha«, sagten auch Trudi, Anne und ich.
»Sie können das ja mal in aller Ruhe gegeneinander aufrechnen«, sagte Mimi. »Palmen-Reisen würde zwar ab Dezember Miete zahlen, aber die Renovierungsarbeiten blieben an Ihnen hängen. Schlimmer noch: Sie müssten alles innerhalb eines Monats erledigen.«
Herr Moser sah nachdenklich aus. »Und Sie verwenden wirklich hochwertige Materialien?«
»Sehr hochwertige Materialien«, sagte Mimi und sah Herrn Moser durch die Brille todernst an.
»Und ich müsste mich um gar nichts kümmern? Wenn was schiefginge, läge das allein in Ihrer Verantwortung?«
»Das könnten wir vertraglich festlegen«, sagte Mimi.
»Uuuuund Sie kriegten jedes Jahr ein Paar Schuhe umsonst«, sagte Trudi im Tonfall eines Jahrmarktschreiers.
Von Herrenschuhen war bisher keine Rede gewesen. Aber egal, für Herrn Moser würden wir die eben einfach beschaffen. Hauptsache, er gab uns diesen wunderbaren Laden!
»Also, ich weiß nicht ...« Herr Moser sah immer noch zögerlich aus. Wir alle hielten die Luft an.
»Schlafen Sie ruhig mal darüber«, sagte Mimi freundlich.
Gott, die hatte vielleicht Nerven.
»Ja, schlafen Sie ruhig eine Nacht darüber, Herr Moser«, sagte ich. »Allerdings, wenn Sie sich sofort für uns entscheiden, dann kaufe ich diese beiden Lava-Lampen, den geblümten Toaster und das durchsichtige Salatbesteck da vorne. Und einen Bügelbrettüberzug, wenn Sie haben.«
»Alle beiden Lava-Lampen?«
»Jawohl«, sagte ich.
Ganz langsam glätteten sich die Sorgenfalten in Herrn MosersGesicht, bis er annähernd zwanzig Jahre jünger aussah. »Ich glaube, wir kommen ins Geschäft«, sagte er und streckte uns seine Hand entgegen. »Meine Damen! Der Laden gehört Ihnen.«
* * *
»Auf Mimi, die knallharte Geschäftsfrau!« Ich hob das Champagnerglas. »Super, diese Brille!«
»Und auf Constanze, die weiß, wann man Lava-Lampen ins Spiel bringen muss«, sagte Trudi.
»Die blaue kaufe ich dir ab«, sagte Anne. »Jasper würde mir sonst sowieso keine Ruhe lassen, wenn Julius jetzt eine hat und er nicht.«
»Ich wollte sie ihnen eigentlich erst zu Weihnachten schenken«, sagte ich. Der Champagner war köstlich, eiskalt und prickelnd.
»Auf die Zukunft«, sagte Mimi. Die Brille hatte sie abgenommen. »Ronnie freut sich schon aufs Renovieren.«
»Jo wird ihm helfen«, sagte Anne. »Er kann auch Fliesen verlegen und Regale schreinern. Für einen Mathelehrer ist er unheimlich geschickt.«
»Ist euch eigentlich klar, dass ich, sollte das mit dem Laden klappen, das erste Mal in meinem Leben eigenes Geld verdienen werde?«, fragte ich.
»Na ja, jedenfalls, sobald wir dir das Geld, das du in den Laden reinsteckst, zurückgezahlt haben«, sagte Trudi.
»Ahm, ja, du hast recht.«
»Keine Sorge«, sagte Mimi, die die gleiche schwindelerregende Summe in unser Projekt investieren wollte wie ich. »Der Laden ist eine Diamantmiene. Wir müssen nur an den richtigen Stellen schürfen.«
»Und in erster Linie geht es ja darum, Menschen glücklich zu machen«, sagte Trudi.
»Nicht in erster Linie«, sagte Mimi. »Denn dann hätten wir das Geld einfach dem Kinderschutzbund spenden können.«
»Die Mütter-Mafia hat ein neues Hauptquartier.« Anne lehnte sich zurück und legte die Hand auf ihren Bauch. »Wir müssen auf jeden Fall ein bequemes Sofa aufstellen.«
»Wir brauchen auch noch einen Namen für den Laden«, sagte Trudi. »Wie gefällt euch: Das dritte Auge?«
»Super! Wenn wir Brillen verkaufen wollten«, sagte Anne. »An Leute mit drei Augen.«
»Und Sternenmeridian?«, fragte Trudi.
Anne verdrehte die Augen. »Nein, es muss was mit Schuhen im Namen sein.«
»Wir waren uns doch einig, dass wir nicht ausschließlich
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