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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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und meine flatterhafte Schwester können mir doch vollkommen egal sein! Marc winkt Tamara zu und sie winkt zurück.
    «Wehe, du machst dich an ihn ran!», warne ich Tamara giftig.
    «Was hast du dagegen? Meine biedere Schwester ist doch nicht etwas eifersüchtig?»
    Ich spüre, wie ich erröte und versuche, mit aller Gewalt dagegen anzukämpfen. Ich verstehe mich selbst nicht. Da es mir nicht gelingt, das aufsteigende heiße Blut zurückzudrängen, fauche ich sie wütend an:
    «Absoluter Blödsinn! Aber ich will heute Nacht schlafen können und nicht wieder stundenlang wegen Vögelgeräuschen wach im Bett liegen.»
    «Wow! Stundenlang, sagst du?»
    Jetzt habe ich mir ein Eigentor geschossen, stelle ich frustriert fest.
    «Na gut, ich habe übertrieben!», gebe ich zu. Tamara kichert schadenfroh.
    «Aber du bist eifersüchtig! Das sehe ich deinen Augen an! Du würdest allzu gerne auch mal mit ihm ficken!», neckt sie mich.
    Ich schüttele wütend den Kopf.
    «Wie redest du denn? Ich will niemanden ficken und schon gar nicht diesen schwanzgesteurten Idioten. Wenn ich mit jemandem schlafen möchte, dann auch nur, wenn er es wert ist und ich ihn wirklich liebe.»
    Ich schlucke. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, wenn ich da an den Sex mit Simon denke. Außerdem hat es wieder in mir gezuckt, als Tamara die Worte ‘mit Marc ficken’ aussprach.
    «Was treibt er eigentlich so beruflich, dein Nachbar?»
    «Keine Ahnung! Irgend was mit Musik! Er ist in so einer Band, glaube ich!»
    «Wow, tatsächlich? Welche Band weißt du nicht zufällig?»
    «Nein! Und es interessiert mich auch nicht!», fahre ich sie unwirsch an.
    «Du musst doch etwas mitbekommen haben!»
    «Über seinem Klingelschild steht ‘Romeo’», pruste ich verächtlich heraus, «keine Ahnung, was das wieder zu bedeuten hat! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe mit dem Typen.»
    Tamara springt wie vom Skorpion gestochen auf die Füße.
    «Nein, ich glaub’s nicht! ‘Romeo and the Julietts’! Die Band ist eine lokale Größe und du kennst sie nicht?»
    «Nie gehört und interessiert mich so viel wie der Kaugummi, der bei Heino unterm Küchentisch klebt!»
    «Haha, das nehme ich dir nicht ab! Außerdem ist das ja ein megasüßer Zufall – die Nachbarn Romeo und Julia!»
    «Sehr witzig! Nur dass der Romeo von nebenan so viel mit Shakespeares Romangestalt zu tun hat, wie ich mit Sexorgien!», schimpfe ich gehässig. Tamara schüttelt lachend den Kopf.
    «Ich kann’s immer noch nicht glauben, was für eine Berühmtheit neben dir wohnt und dass er auch noch Romeo heißt! Das ist einfach zu köstlich!»
    «Hör endlich auf, dich darüber lustig zu machen! Ich finde das alles andere als witzig!»
    «Romeo und Julia!», singt sie weiter belustigt, um mich aufzuziehen. Ich knalle ihr wütend ein Sofakissen ins Gesicht.
    «So berühmt kann er außerdem gar nicht sein, denn dann würde er in Geld schwimmen und nicht zur Miete in einem Altbau wohnen oder mit dieser Rostbeule da unten umherfahren!»
    «Na, vielleicht ist an alten Autos herumschrauben sein Hobby und möglicher Weise ist ihm Status nicht so wichtig, wie einer gewissen Person, die mir gerade gegenüber sitzt! Außerdem habe ich ja nur von einer regionalen Größe gesprochen, nicht von einem Weltstar!»
    Ich schüttele noch immer ungläubig den Kopf. Wir verfallen eine Weile in Schweigen. Tamara nippt an ihrem Rotwein und der Ausdruck auf ihrem Gesicht verfinstert sich plötzlich.
    «Julia, weißt du eigentlich, dass ich dich lange Zeit gehasst habe?»
    Was? Dieses plötzliche Geständnis überfordert mich. Ich sehe sie nur irritiert an, als sie fortfährt.
    «Ich war immer das schwarze Schaf der Familie, weil ich mich nicht den Bedingungen unterordnen wollte, die unsere Eltern stellten. Du hast alles von ihnen bekommen. Dich loben sie in den Himmel und dich lieben sie bis heute abgöttisch. Du bist ihre Vorzeigetochter, während sie mich am liebsten unter den Teppich kehren würden.»
    «Das hast du dir doch selbst zuzuschreiben. Warum hast du dich nicht mehr bemüht?»
    «Du verstehst nicht, dass du nur ein Werkzeug bist. Ein Vorzeigemodell, um ihr eigenes Ego aufzubessern. Aber wo bist du dabei als Mensch, Julia? Du lebst die Wünsche unserer Eltern, nicht deine! Ich wette, du weißt nicht einmal, was deine eigenen Wünsche sind. Ich habe dich dafür gehasst, dass du von unseren Eltern alles an Liebe, Stolz und Zuneigung bekommen hast und ich nichts, bis zu dem Zeitpunkt, als ich begriff, das das

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