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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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Zeiger überschritten die sieben. Ein jetzt sicheres Gefühl sagte ihm, dass sie nicht kommen würde. Er ging mehrmals durch das Atelier, blieb dann vor seiner Tür stehen. Nur durch diese, und dann zu Bastiens Tür, mehr brauchte es nicht.
    *
    Sonia hatte sich für das extravagante Kleid entschieden, es stand ihr, wie sie fand, ausgezeichnet. Sie drehte sich einige Male vor dem Spiegel um, die Schlitze an der Seite zeigten ihre Beine bei jedem Schritt, das war, gelinde ausgedrückt, aufregend, sie war zufrieden. Das Haar hatte sie bewusst offen gelassen, zu einem solchen Kleid passte keine strenge Frisur.
    Um Punkt sieben hörte sie, wie die Tür sich öffnete, Acun strahlte sie an, sie umarmten sich. Der Wagen stünde unten, sie wären startklar, lächelte er. Das verspräche ein besonderer Abend zu werden, viele der Senatoren wären da, einige Minister, der US-Botschafter, auch einige bekannte Schauspieler. Er sah sie vielsagend an, das alles sei aber vollkommen egal, vor ihrer Schönheit würden ohnehin alle verblassen. Aber sie müsse sich jetzt fertig machen, der Wagen stünde schon unten.
    »Ich bin fertig, Acun. Wir können los.«
    Er sah sie an und schwieg kurz. Wie sie das meine, sie wolle doch nicht so –
    »Steht es mir nicht?«, fragte sie.
    »Liebe, natürlich steht dir das, ganz wunderbar. Aber so etwas kannst du doch nicht dort anziehen. Was denkst du dir?«
    »Warum nicht?«
    »Weil es das Adlon ist. Eine Gala. Da zieht man sich anständig an, geschmackvoll.«
    »Geschmackvoll?«
    »Ja«, sagte er leise. »Du wirst dich jetzt umziehen, und dann fahren wir.«
    »Acun, ich möchte aber dieses Kleid anziehen.«
    »Nein. Das wirst du nicht. Was soll man dort über mich denken?«
    Er strich sich über den Smoking und sah sie durchdringend an: »Du wirst dich jetzt umziehen. Du hast fünf Minuten.«
    Er lächelte sie an und strich sich eine weitere Fluse vom Ärmel – sie könne dieses etwas anregende Kleid ja zu einer anderen Gelegenheit anziehen, auf einem Geburtstagsfest ihrer Freunde oder dergleichen. Aber heute Abend würden sie sich damit blamieren, also bitte.
    Sie ging wortlos ins Schlafzimmer und setzte sich auf das Bett. Die High Heels standen bereit, daneben ihre dreckigen Jogging-Schuhe.
    Sie solle sich beeilen, rief er aus dem Wohnzimmer.
    Ein Blick in ihre Handtasche zeigte ihr, dass sie noch dreißig Euro besaß. Ein weiterer Blick in den Spiegel sagte ihr, dass sie wunderschön aussah.
    Sie zog die Jogging-Schuhe heran und zog sie an, hängte sich dann die Tasche um und zog den Riemen fest.
    Er strich sich wieder über den Smoking und sah sie nicht kommen. Mit ein paar Sätzen war sie an der Tür und rannte die Treppe hinunter; dann lief sie quer über die Straße, ein Auto verfehlte sie nur um Haaresbreite.
    Sie lief weiter und blickte sich nicht um.
    *
    Von draußen näherten sich laute Stimmen. Die Decke schob sich zur Seite, und die Männer traten wieder ein. Offenbar waren sie aufgeregt, sie redeten ununterbrochen und gestikulierten hektisch, man schien nicht einer Meinung zu sein. Dann setzte sich der Lächelnde durch und schnitt den anderen mit einer herrischen Handbewegung das Wort ab. Sie waren jetzt still und ließen ihn reden, er schien eine Entscheidung zu fällen. Einer der Männer wandte sich ab und verließ wütend den Raum, die anderen sahen Thomas regungslos an.
    Der Lächelnde lächelte nicht.
    Erst jetzt sah Thomas das Gewehr, das er auf dem Rücken trug.
    Zwei der Männer zogen ihn hoch, stellten ihn auf die Füße und schoben ihn zum Ausgang.
    »It’s time«, sagte der Lächelnde.
    Die Decke zog sich vor Thomas zur Seite, er kniff die Augen zusammen, die Sonne brannte ihm ins Gesicht.
    *
    Der Gurt riss Kirsten zurück in den Sitz, ihre Hände schlugen dabei auf die Konsole, und sie spürte einen Schmerz im Nacken.
    Der Wagen stand.
    Sie starrte auf das Lenkrad vor ihr.
    Bitte nicht, dachte sie, bitte nicht.
    Sie öffnete die Tür, stieg mit zitternden Beinen aus und ging um das Auto herum. Die Frau stand an derselben Stelle wie zuvor, sie starrte mit großen Augen auf die Stoßstange des Autos, zwanzig Zentimeter vor ihren Beinen. Die Luft roch nach verbranntem Gummi.
    Kirsten wusste nicht, warum sie das jetzt tat, aber sie umgriff die Schultern der Frau und umarmte sie, einige Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie hätte jetzt einen Schlag erwartet, einen Schrei, eine Beschimpfung, aber all das blieb aus; sie spürte die Hand der jungen Frau auf ihrem Arm

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