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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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Malers, eine echte Entdeckung, das müsse er sehen, gemalte Traumsequenzen, Bilder, die eben auf die Vorstellungskraft des Betrachters abzielen würden. Er hörte wieder zu – nein, keine Galerievertretung, dieser Künstler wäre ein echter Geheimtipp, ganz sicher.
    Bastien stand starr, da stand jemand in seinem Atelier und empfahl seine Arbeit einem der berühmtesten Galeristen in der Welt, das war ein Märchen.
    »Wann bist du in Berlin, nächste Woche?«, fragte Frings in das Telefon.
    »Dann übernächste, gut. Natürlich wird er da sein. Ich gebe dir seine Nummer.«
    Er machte eine schnelle Handbewegung und Bastien schrieb seine Nummer auf einen Zettel, Frings las sie vor. »Und du meldest dich bei ihm? Gut. Vielleicht lasse ich dir noch ein paar Bilder übrig.«
    Er lachte wieder, das sei schon jetzt eine gute Anlage, also, nochmals einen guten Rutsch und bis bald. Er sah wieder Bastien an: »Der kommt. In zwei Wochen. Im Moment sucht er solche Arbeiten, das ist genau sein Ding. Und zehn nehme ich, OK?«
    »Zehn?«
    »Was dagegen?«
    »Nein.«
    »Such sie einfach aus.«
    »Du willst sie nicht selbst aussuchen?«
    »Die sind alle gut, das ist OK. Super Tag für dich, oder?«
    Er lächelte ihn abschätzend an. – Und wenn der Walter ihn powern würde, wovon er ausginge, wäre er bald ganz oben. Aber die Bilder hätten es verdient, er sei ja auch ein netter Kerl. Und jetzt, ohne Mel, könne er das dann auch richtig genießen. Er klopfte ihm auf die Schulter: »Lass einfach mal die Sau raus, so sagt man doch, nicht? Such dir eine Kleine und fang neu an. Und, vor allen Dingen, male weiter.«
    Bastien blickte auf den Akt: »Und das magst du nicht?«
    »Nein. Das ist mir zu lieblich.«
    Frings stand auf, gut, er würde jetzt noch einmal zur Wohnung fahren und dann in diese Läden gehen. Gegen später würde er wieder vorbeikommen und ihm das Geld bringen.
    »Cash?«, fragte Bastien.
    »Kannst du doch sicher gebrauchen. Aber mit Mengenrabatt – sagen wir, fünfundzwanzigtausend?«
    »Das ist –«
    »Gut, nicht? Und natürlich verrechnen wir die geliehenen fünftausend. Also, bis später.«
    Bastien schloss die Tür hinter ihm und setzte sich. Seine Beine zitterten, zwanzigtausend, noch heute. Und Walter Reiser im Atelier, in zwei Wochen. Das war schlicht unglaublich.
    Er blickte in den Rechner, Facebook zeigte eine Nachricht an: Bruder, da wir ohnehin bald die einzigen Wesen auf diesem verbrannten Planeten sein werden, schlage ich vor, dass wir uns heute treffen und diesen letzten Abend zusammen erleben. Ich will hier auf jeden Fall raus und komme zu dir. Bin um 7 da. Schwester.
    Das nannte man spontan.
    Ihm fiel die Verabredung mit Kirsten ein.
    Das nannte man ein Problem .
    *
    Rob stieg sehr leise die Treppen hoch; auf dem letzten Absatz schaute er zu Bastiens Tür, sie war zu. Er umgriff wieder die Einkaufstüten und stellte sie sehr vorsichtig ab, öffnete und schloss dann ebenso leise seine Ateliertür.
    Die Tüten enthielten kulinarische Schätze, zwei Flaschen Champagner, einen Trüffel und sündhaft teures Kalbsfilet. Er legte alles in den Kühlschrank und begann mit dem Decken des Tisches, drapierte einige exotische Früchte in einer Schale zurecht, legte das Besteck hin und stellte die Kerzen bereit. Jetzt ging es noch darum, das Atelier zu verschönern, er hatte noch drei Stunden Zeit, sie wollte erst um sieben kommen.
    *
    Sonia sah auf die Uhr, es war gegen fünf. Sie hatte noch Zeit, beschloss aber, schon einmal mit dem Schminken zu beginnen, das würde heute seine Zeit brauchen, sie wollte sich einfach gefallen. Das war natürlich reine Psychologie, der Aufwand suggerierte einem so schön, dass das Ergebnis ein besonderes sein würde. Und diese Einladung war es sicher wert.
    Auf ihrem Bett lagen drei Kleider, und damit die Qual der Wahl. Eines gefiel ihr wegen des extravaganten Schnittes besonders gut, es war komplett rückenfrei, und ein halbtransparentes Inlay würde kaum etwas verbergen. Aber sie fragte sich, ob es für das Adlon nicht zu gewagt war.
    Er wollte sie um sieben abholen, sie hatte noch zwei Stunden Zeit für diese Entscheidung.
    *
    Man hatte die Hand nur notdürftig verbunden und ihm zwei weitere Tabletten auf die Zunge gelegt. Deren Wirkung war gleich null, bei jedem Pulsschlag schoss wiederholt der Schmerz durch seinen Körper. In regelmäßigen Abständen kam jemand herein, zumeist eine Frau, die sich am gegenüberliegenden Herd zu schaffen machte und heißes Wasser aufsetzte.

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