Geheimauftrag Phantom
plötzlich aus dem Wagen sprang und auf meine Waffe zeigte.
»Hören Sie, was soll das? Wird man jetzt auf offener Straße überfallen?«
Ich ließ die Beretta schnell verschwinden. »Nein, nein, ich…«
»Da hat jemand geschossen, da hat jemand geschossen!« Eine schrille Frauenstimme rief etwas in französischer Sprache. Die blondgefärbte Person stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wies mit dem Finger auf mich.
»Madame, sehen Sie eine Waffe?«
»Nein, aber da war jemand!«
»Wer denn?«
»Ich weiß es auch nicht, aber es stimmt.«
»Wollen Sie nicht endlich Platz machen?« kam mir der Fahrer indirekt zu Hilfe.
Ich nickte. »Natürlich, entschuldigen Sie, aber mir wurde plötzlich etwas schwindlig. Da hielt ich es für besser, anzuhalten.«
»Dann fahren Sie demnächst an den Straßenrand.«
»Bestimmt.«
»Und der hat doch geschossen!« rief die Blondgefärbte. »Ich habe es genau gehört.«
Was sie gehört oder nicht gehört hatte, war mir egal. Ich setzte mich in den BMW und startete wieder. Die Frau dachte nicht daran, zur Seite zu gehen. Das heißt, zunächst ging sie, so daß ich den Wagen an den rechten Fahrbahnrand lenken konnte.
Der Mercedes rollte vorbei. Ich wollte ihm folgen, als die Platinblonde reagierte. Blitzschnell sprang sie auf die Fahrbahn und breitete die Arme aus, als wollte sie mich aufhalten.
Das war nicht normal, so überreizt reagierte kein Mensch. Ich wußte nicht, weshalb die Person mich daran hindern wollte, meinen Weg fortzusetzen. Getan hatte ich ihr nichts.
Mein Blick traf ihr Gesicht. Sie war doch älter, als ihre Frisur vermuten ließ. Unter dem blond gefärbten Haar leuchtete die Haut in einem hellen Rot. Jedenfalls stach sie von der Haarpracht in ihrem farblichen Kontrast ungewöhnlich ab.
Was wollte sie?
Zunächst beugte sie den Oberkörper vor und über die Kühlerhaube hinweg. Ihr Gesicht verzog sich. Der Mund sah aus, als hätte ihn jemand an den beiden Enden in die Breite gezogen. Mich interessierten ihre Augen. Sie traten aus den Höhlen, wurden sehr groß, und plötzlich schob sich ihre Zungenspitze zwischen die Lippen.
Dann bewegte sie sich. Leider nicht von meinem Wagen weg. Sie schritt an der linken Seite der Kühlerhaube entlang, ohne die Hände vom Blech wegzunehmen. Beide Handflächen glitten darüber hinweg, als wollten sie sich daran abstützen.
Ihr Blick blieb auf mich gerichtet, und ich mußte wieder den Gurt lösen. Diese Frau hatte etwas vor. Ich fragte mich natürlich, ob sie ebenso wirklich-unwirklieh war wie das Monstrum. Eine Waffe allerdings konnte ich an ihr nicht entdecken.
Sie erreichte die Seitenscheibe. Ich sah sie aus unmittelbarer Nähe. Sie drückte den Kopf vor, das Gesicht bekam Kontakt mit der Außenscheibe und auch einen Druck.
Die Züge zerflossen. Sie gab ihrem Gesicht Druck, so daß es wie eine rötliche Masse wirkte, wobei die einzelnen Organe sich dermaßen verformten, daß nur ein Fleck zurückblieb.
Ein widerlicher Anblick, zudem mußte dieser Druck der Frau starke Schmerzen zufügen, doch ich hörte kein Stöhnen, keinen einzigen Laut. Was wollte sie?
Sie legte die Handflächen flach gegen die Scheibe, als wollte sie das harte Glas eindrücken, damit mir die Krümel ins Gesicht flogen. Ich fand den Türhebel und bewegte ihn. Gleichzeitig gab ich der Tür Druck.
Die Frau stemmte sich dagegen. Sekundenlang geschah nichts, da schaffte es keiner von uns, den anderen zur Seite zu drücken, bis ich meine Kraft stärker einsetzte.
Die Frau taumelte zurück. Sie hob dabei die Hände und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. Gleichzeitig knurrte sie mich an wie ein lauerndes Raubtier.
Diesmal verzichtete ich auf die Beretta und holte so schnell wie möglich mein geweihtes Silberkreuz hervor. Kaum hielt ich der Frau den magischen Talisman entgegen, als sie erstarrte. Mein Kreuz leuchtete plötzlich auf, der silbrige Schein floß ihr entgegen und drang ein in den Schatten, zu dem sie geworden war.
Er zerstörte ihn…
Es war mir so, als hätte jemand die Person wegradiert. Wieder lösten sich ihre Konturen auf. Etwas huschte dicht über die Fahrbahn hinweg und zerflatterte.
Nichts blieb zurück!
Ich spürte den Druck im Magen und in der Kehle. Über meinen Rücken rann ein Schauer. Allmählich kam ich mir vor wie jemand, der an einer langen Leine geführt wurde. Es war mir längst klargeworden, daß mein Gegner — der wahrscheinlich auch der Mörder der Mädchen war — längst wußte, wer sich ihm
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