Geheimauftrag Phantom
näherte.
Nur wußte ich nicht, um wen es sich bei dieser Person handelte. War es der Satan, ein anderer Dämon aus dessen Dunstkreis - oder der Spuk?
Der letzte der Großen Alten, jemand, der über die Schatten regierte, Herrscher im Reich der toten Seelen, ein furchtbarer Dämon, dessen Reich sich immer stärker aufbaute, je mehr vernichtende Dämonen ihre Seelen in seine Welt der Schatten schickten?
Einiges deutete darauf hin. Wenn tatsächlich der Spuk dahintersteckte, würde es der Kantonspolizei nie gelingen, den Mörder zu finden. Man konnte keine Schatten jagen. Es sei denn, man besaß gewisse Waffen, wie ich sie bei mir trug.
Ein helles Klingeln schreckte mich aus meinen Gedanken. Zwei Jungen hockten auf einem Tandem. Da ich ihnen den Weg versperrte, mußten sie einen Bogen fahren, um an mir vorbeizukommen.
»Stellen Sie sich doch auf den Gehsteig!« rief einer der beiden Drahteselbenutzer.
»Schon gut, danke für den Rat.«
Ich setzte mich abermals in den Leihwagen. Himmel, die Fahrt zu Internat wurde allmählich zu einer Tortur. Ich war gespannt, was mich im Castello noch erwartete.
Ich bewegte mich auf flachem Gelände. Felder, auf denen Obst und Wein angebaut wurden, erstreckten sich hinter den herrlichen Häusern. Sie reichten hin bis zum Ufer.
Ich mußte nach links abbiegen. Auf einem Schild hatte ich den Namen des Internats gelesen.
Langsam rollte ich in die breite Straße. Vier Tennisplätze stachen mit ihrem roten Untergrund deutlich von der übrigen Landschaft ab. Auf den Plätzen wurde gespielt.
Das Internat selbst lag schräg gegenüber. Eine mannshohe Mauer umgab das Gelände, dessen Häuser nicht sehr viel höher ragten, wobei ein kleiner Turm die verwinkelt angebrachten Gebäude wie ein mächtiger Arm überragte.
Der Schule gegenüber glänzten die hellen Streifen der Parkbuchten. In eine der Taschen ließ ich meinen Wagen ausrollen. Ich war gespannt, was mich im Internat erwartete.
Bevor ich mich näher mit Angel Torham beschäftigte, wollte ich mit der Direktorin, Madame Sousa, reden. Nach dem Entree, dessen gläserne Bogentüren ich aufdrücken mußte, empfing mich eine ältere Dame, die so etwas wie eine Telefonistin oder Sekretärin war, denn an ihrem Arbeitsplatz stand eine Schreibmaschine. Die Frau lächelte mich abwartend an und wartete auf meine Vorstellung.
Die bekam sie geliefert und gleichzeitig meinen Wunsch, daß ich mit Madame Sousa sprechen wollte. »Sie sind angemeldet?«
»Indirekt schon. Nennen Sie ihr meinen Namen. Madame wird sich bestimmt an mich erinnern.«
»Einen Moment bitte.« Die Frau umfaßte den Hörer mit spitzen Fingern, hob ab und drückte einen Knopf. Ich hörte, wie sie mich anmeldete, auch die Stimme der anderen bekam ich mit. Madame Sousa war bereit, mich zu empfangen.
Ich stand in einem Internat, davon allerdings war kaum etwas zu merken. Mir kam diese Schule vor, als wäre sie ein leerstehendes Kloster mit dicken Mauern. Die Stille war bedrückend. Als positiv empfand ich die Kühle, die sich ausgebreitet hatte.
Wahrscheinlich standen die Schülerinnen noch unter dem Eindruck der Taten und dem der Beerdigung. Da lief man nicht umher und machte Highlife. So etwas mußte verdaut werden.
»Ich werde Sie zu Madame Sousa bringen«, bot sich die Sekretärin an und ging vor.
Sie trug ein graues Kleid, das farblich zu ihrem ebenfalls grauen Haar paßte.
Die Rektorin saß in einem großen, allerdings abgedunkelten, Büro. Die herabgelassenen Rollos ließen nur Streifenlicht in den Raum, das sich auf dem Teppich verlor.
Sie schaute mich an, als ich näher kam. Die Sekretärin zog sich zurück, während ich mich noch einmal vorstellte und Madame Sousa noch einmal betrachtete.
Ihr Haar erinnerte mich an helles Kupfer. Es war wohlfrisiert, zeigte zahlreiche Locken und an seinen unteren Enden glatte Strähnen, die hinter die Ohren zurückgekämmt waren.
Die Frau hatte sich umgezogen. Sie trug eine grüne Bluse aus wallendem Stoff. Ein breiter Schalkragen umfloß ihre Gestalt. Der Rock war schwarz, er saß eng. Auf Schmuck hatte sie verzichtet. Nur eine schlichte Perlenkette lag um ihren Hals. Wie viele Rothaarige besaß sie eine helle Haut, sehr glatt allerdings, kaum gepudert, so daß die Person auf mich einen alterslosen Eindruck machte. Ihr Gesicht war streng, zumindest in der unteren Hälfte, der obere Teil besaß etwas Kindliches, wobei ich auch die großen, leicht grünen Augen einschloß, die mich forschend musterten.
»Sie also sind Mr.
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