Geheimcode Makaze
für Seuchenbekämpfung bauten die Kanister aus und entdeckten zu ihrem Entsetzen, dass sie die tödlichen Chimäre-Viren enthielten, eine Verbindung aus Pocken- und HI-Erregern. Bei einem Vergleich mit Proben aus dem Labor in Inchon bestätigte sich der Verdacht, dass das Teufelszeug dort hergestellt worden war. Obwohl sich die Army für eine Aufbewahrung der Proben aussprach, wurden sämtliche Virenkulturen auf Anordnung des Präsidenten vernichtet. Dennoch ging noch eine Zeit lang die Angst um, dass noch irgendwo Proben der von Kangs Wissenschaftlern hergestellten Chimäre versteckt sein könnten, eine Befürchtung, die sich später als gegenstandslos erwies.
Als eindeutig nachgewiesen werden konnte, dass die
Koguryo
und ihre Besatzung in Diensten von Kang Enterprises standen und Kang enge Kontakte zu Nordkorea unterhielt, gingen Vertreter des Ministeriums für Heimatschutz schließlich an die Öffentlichkeit. Weltweit überboten sich die Medien mit Horrormeldungen, als sämtliche Einzelheiten des tödlichsten Anschlags, der jemals auf US-Territorium unternommen werden sollte, bekannt wurden. Und als zudem herauskam, dass Kang auch hinter den Mordanschlägen auf ausländische Diplomaten steckte, verlagerte sich das Augenmerk der internationalen Presse von Japan auf Nordkorea. Der fehlgeschlagene Raketenanschlag löste allgemeine Empörung über das totalitäre Regime aus, auch wenn die koreanische Arbeiterpartei jegliche Beteiligung schlichtweg leugnete. Die wenigen Handelspartner, zu denen Nordkorea bis dahin noch Beziehungen unterhielt, unterwarfen sich noch strengeren Ein- und Ausfuhrbeschränkungen. Selbst China schloss sich den Sanktionen an und brach jegliche Wirtschaftsbeziehungen zu dem international geächteten Regime ab. Und insgeheim zweifelten selbst die hungernden Bauern des Nordens einmal mehr an den Fähigkeiten ihrer diktatorischen Führung, die durch schieren Nepotismus an die Macht gelangt war.
In Seoul schlug die Nachricht von den eindeutigen Beweisen gegen Kang und seine Komplizen wie eine Bombe ein. Die anfängliche Verärgerung der südkoreanischen Regierung über das eigenmächtige Vorgehen des amerikanischen Militärs verflog angesichts des weltweiten Aufschreis rasch. Die Stimmung in Südkorea schlug von Entsetzen in Unglauben und schließlich in Wut und Empörung darüber um, dass sich das Land von Kang derart hatte täuschen lassen und beinahe in die Knechtschaft des Nordens geraten wäre. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Politische Handlanger und Verbündete, die Kang unterstützt hatten, wurden öffentlich bloßgestellt. Eine Welle von Rücktritten bis hinauf in die engsten Beraterkreise des Präsidenten erschütterte die Nationalversammlung. Und selbst das Staatsoberhaupt musste sein Amt niederlegen, als seine engen persönlichen Beziehungen zu Kang aufgedeckt wurden.
Die landesweite Bestürzung und Wut führten dazu, dass die Regierung umgehend sämtliche Liegenschaften von Kang Enterprises verstaatlichte. Zunächst wurden seine Yachten und Hubschrauber veräußert, dann wandelte man seine Felsenfestung in eine Denkfabrik um, die sich mit Studien über die Eigenständigkeit Südkoreas befassen sollte. Sein Name wurde aus sämtlichen Büchern seines Konzerns getilgt, der aufgespalten und im Lauf der Zeit an Konkurrenten verkauft wurde. Schon nach kurzer Zeit war nichts mehr von seinem Imperium übrig, und kaum etwas erinnerte noch an ihn.
Die Aufdeckung von Kangs engen Banden mit dem Norden wirkte sich auf die gesamte südkoreanische Gesellschaft aus. Die Studentendemonstrationen für eine Wiedervereinigung des Landes ließen spürbar nach, als der Bevölkerung wieder bewusst wurde, dass man dem Nachbarn im Norden nicht trauen durfte. Niemand wollte jetzt noch gutgläubig über die gewaltige Präsenz des nordkoreanischen Militärs auf der anderen Seite der Grenze hinwegsehen. Die Wiedervereinigung blieb auch weiterhin ein nationales Ziel, aber sie musste zu den Bedingungen des Südens erfolgen. Als es rund achtzehn Jahre später tatsächlich dazu kam, war die koreanische Arbeiterpartei eine der treibenden Kräfte. Angesichts der Verlockungen des Kapitalismus, aber auch um dem Wunsch der Bevölkerung nach persönlicher Freiheit nachzukommen, entledigte sich die Partei der diktatorischen Herrscherfamilie, löste den Großteil der Streitkräfte auf und schickte die Soldaten in die Produktion.
Doch bevor es dazu kommen konnte, musste die Nationalversammlung über die
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