Geheime Versuchung
werde sie alle verjagen.«
Deacon sorgte für einiges Aufsehen, und manchmal kam es ihr vor, als tobe eine wild gewordene Herde Chanel-No.5-Trägerinnen durch den Ballsaal. Sie hätte gedacht, er würde schleunigst das Weite suchen. Dass er überhaupt gekommen war … nun, damit hatte er ihr Herz endgültig erobert. Doch dass er still und aufmerksam an ihrer Seite blieb und so tat, als bemerke er all den Trubel um seine Person nicht, überraschte sie doch.
Ein paar der anwesenden Männer nutzten seine Gegenwart, um sie bewusst zu ignorieren – blöde Chauvies –, doch Deacon verstand es so geschickt, die Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihr zu lenken, dass die Herren gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Sexy, gefährlich, intelligent, und er wusste, wie er mit diesen Dummköpfen umgehen musste. Diesen Mann würde sie ganz bestimmt nicht wieder hergeben. Und jeder dieser Debütantinnen, dieser Möchtegern-Trophäenweibchen, die sich ihm auch nur eine Handbreit näherten, ein Messer ins Herz bohren.
»Dafür, dass ich so ein lieber Junge bin, erwarte ich reichhaltige sexuelle Gegenleistungen«, flüsterte er ihr in einem ungestörten Moment zu.
Ihre Lippen zuckten. »Abgemacht.«
Als sie endlich bei ihr zu Hause waren, verzehrte sie sich förmlich vor Verlangen nach ihm. Beim ersten Mal schafften sie es nicht einmal bis zum Bett. Ihr kostbares Etuikleid lag in Fetzen am Boden, nachdem Deacon sie im Stehen gegen die Tür genommen hatte, ihre Münder unersättlich gegeneinandergepresst. Sie kam explosionsartig und klammerte sich verzweifelt in sein Smokinghemd.
Beim zweiten Mal ließen sie sich Zeit.
Danach lagen sie nebeneinander im Bett und sahen sich an. Sie waren sich so unglaublich nah, dass Sara kaum zu sprechen wagte, um den Zauber des Moments nicht zu zerstören. »Das war es also mit deiner geheimen Identität. Ab morgen wird man von hier bis Timbuktu in jedem Klatschblatt über dich lesen können.«
Er biss ihr zärtlich in die Unterlippe. »Den Smoking habe ich gekauft.«
Überrascht sah sie ihn an. »Du hast ihn gekauft?« Unbändige Freude erfüllte sie. »Ist billiger als leihen, wenn man vorhat, ihn häufig zu benutzen.«
»Das hat der Typ im Laden auch gesagt.« Er rückte noch näher an sie heran und streichelte ihr mit seiner rauen Hand über den Rücken. »Aber …«
»Nichts aber.« Sie küsste ihn. »Ich bin jetzt einfach viel zu glücklich.«
Er lächelte beim Küssen. »Mit diesem ›aber‹ werden Sie sich herumschlagen müssen, Frau Gildedirektorin.« Scherzhafte Worte, doch mit einem sehr ernsten Unterton.
Sie sah ihm in die Augen. »Was meinst du damit?«
»Ich muss mein Amt als Henker niederlegen.«
»Oh. Ja, natürlich.« Denn seit heute Abend war er viel zu bekannt, und darüber hinaus würde er beim Zusammenleben mit ihr viele Jäger kennen- und schätzen lernen. »Wir finden einen Ersatz …«
»Danach habe ich ja die ganze Zeit gesucht. Und ich habe einen Kandidaten für dich gefunden.«
Sara nickte und strich ihm über das kantige Kinn. »Ich kann nicht deine Chefin sein, ich muss deine Geliebte sein.«
Deacon zog mit dem Finger einen Kreis über die Stelle, wo kurz zuvor noch ihr Anhänger gehangen hatte. »Ich habe mir überlegt, mich mit der Waffenherstellung selbstständig zu machen.«
»Das würde gehen.« Langsam löste sich die Beklemmung in ihrer Brust. »Vielleicht etwas einseitig. Irgendwie gibst du alles auf.«
»Dafür bekomme ich dich.« Er sagte das so einfach, und doch bedeutete es ihr mehr, als sie je auszudrücken vermochte.
Sie schluckte, um einen dicken Kloß aus Emotionen in ihrem Hals loszuwerden. »Ich habe vor einer Woche mit Tim gesprochen.«
Deacon runzelte die Stirn. »Tim?«
»Luzy ist schwanger.«
Er verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Echt?«
»Ja, echt.« Sie schlang ein Bein um ihn und schmiegte sich an ihn. »Einer der Welpen ist für mich reserviert. Ich wollte ihn Deacon nennen.«
Er lachte laut los, und sein Lachen war so ansteckend, dass auch sie nicht mehr anders konnte und glucksend ihr Gesicht in seinem Hals vergrub.
Der Welpe war pechschwarz, hatte große braune Augen und so riesige Pfoten, dass er wohl die Monstermaße seiner Mutter geerbt hatte. Da es zu verwirrend gewesen wäre, zwei Deacons im Haus zu haben, beschlossen sie, den Hund Henker zu nennen.
PAKT DER SEHNSUCHT
1
Cooper hatte sich gut benommen.
Sehr gut sogar.
Besser als jemals zuvor in seinem Leben.
Über sechs Monate hatte er sich von
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