Geheime Versuchung
Cooper. Sei doch vernünftig.«
»Wärst du es, wenn Emma da oben wäre?«
»Scheiße, nein.« Shamus fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nimm den gepanzerten Allradwagen.«
Cooper schüttelte den Kopf, er wollte nicht länger warten. »Als Wolf bin ich schneller und viel näher am Boden.«
»Aber wenn du jemanden runterbringen musst …«
Verletzt … oder tot.
Cooper nickte, er konnte nicht sprechen, wie Rasierklingen steckten die Worte in seiner Kehle fest.
Shamus begleitete ihn zur Garage. »Stell das Signal an, dann können wir verfolgen, wo du bist.«
»Wird gemacht.« Während der Fahrt versuchte Cooper, sich nur auf das Wetter und den Weg zu konzentrieren, obwohl langsam Panik in ihm hochstieg und seinen Kopf mit Bildern von Feuer und verbrannten Leibern überflutete.
Er wusste, dass es verrückt war, denn selbst wenn es beim Wasserwerk Probleme gegeben hatte, wäre keine Explosion, sondern ein langsamer Erstickungstod die Folge. Doch das spielte keine Rolle. Sein Schrecken war nun einmal das Feuer.
Ein ohrenbetäubender Lärm.
Er konnte gerade noch das Steuer herumreißen und einem Baum ausweichen, der auf den Weg herunterkrachte. Sein Wolf hielt suchend nach weiteren Gefahrenstellen Ausschau.
Bleib am Leben, Grace.
Es waren die schrecklichsten drei Stunden seines Erwachsenenlebens, er brauchte für den Weg doppelt so lange wie unter normalen Umständen. Als er am Eingang zum Wasserwerk vorfuhr, war der Wagen, den Grace genommen hatte, umgekippt und an einen Baum geprallt.
Fast zu Eis erstarrt kämpfte sich Cooper durch den schneidenden Wind zu dem Wrack durch, der Regen prasselte wie Messerstiche auf seine Haut.
Grace drehte stumm ein Kabel in den Händen. Elisabeth und Diego hatten sich in die kleinen Schlafzimmer am anderen Ende des Flurs zurückgezogen, und die quirligen Wolfsjungen waren endlich auch zur Ruhe gekommen, nur Grace fand keinen Schlaf. Ihr Magen rebellierte, als sei etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Doch als sie die Lüftungsanzeige kontrollierte und den Alarm einschaltete, waren die Werte genau so, wie sie sein sollten. Die Kohlendioxydwerte waren nicht erhöht, es gab genügend Sauerstoff zum Atmen.
Sie hatte die Lüftung repariert, die Anzeige musste also in Ordnung sein, trotzdem überprüfte sie die Werte noch einmal mit dem mitgebrachten Handgerät. Es gab keine Diskrepanz. Sie überzeugte sich auch, dass es den wilden Wölfen gut ging. Die Mutter hob den Kopf, als Grace einem Kleinen das Fell streichelte, knurrte aber nicht. Grace wollte das Junge nicht wecken, zog ihre Hand zurück und stand auf … in dem Augenblick schlug etwas gegen die Tür.
Die Wolfsmutter erhob sich und stellte die Ohren auf.
»Wahrscheinlich ein Ast«, murmelte Grace, aber das Geräusch wiederholte sich und klang auch zu rhythmisch, um zufällig zu sein.
Wie konnte jemand dort draußen sein?
Als sie durch die Scheibe in der Tür Coopers Gesicht erkannte, schob sie die Riegel so schnell zurück, dass ihr ein Nagel abbrach und Blut aus ihrem Finger schoss. »Cooper!« Der Wind übertönte ihren Schrei, als Cooper hereinkam und die Tür kräftig zudrückte, während sie die Riegel wieder vorschob.
Die Wolfsmutter knurrte, zog sich jedoch nach einem Knurren Coopers zurück und rollte sich schützend um ihre Jungen. Mit gelben Wolfsaugen packte Cooper Grace und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, die Nässe seiner Kleidung drang bis auf ihre Haut. Er sagte nichts und hielt sie einfach nur fest.
Tränen schossen ihr in die Augen, und sie hielt ihn, so fest sie nur konnte. »Du hättest nicht fahren sollen. Nicht bei einem solchen Wetter.« Ihr Herz setzte aus vor Angst, und die Wölfin schmiegte sich eng an ihn.
Küsse auf ihrer Schläfe, ihrem Mund – verzweifelt und hungrig.
Als Cooper sich von ihr löste und sich mit wildem Blick umschaute, kam sie langsam wieder zu Atem. »Die anderen schlafen.« Sie zog Cooper mit sich in ein unbelegtes Zimmer, holte Handtücher aus dem Schrank im Flur und schnappte sich das Messgerät.
Er ließ sie die ganze Zeit nicht aus den Augen, zog sie ins Zimmer und schloss die Tür. Das Zimmer war klein. Grace stellte das Messgerät auf ein Regal und setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, während Cooper sich abtrocknete und auszog. Auch Grace legte den Pullover ab, die anderen Kleidungsstücke waren nur leicht feucht.
»Wir haben uns entschieden, nicht hinunter zu dem Computer zu gehen«, sagte sie. »Sollte es Störungen geben und die
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