Geheimnis der Leidenschaft
war, nachdem Hope ihre Rinder verkauft hatte.
Müde aber glücklich setzten Mason und Hope sich schließlich zum Essen. Sie hatten gerade die Gabel in die Hand genommen, als zwei große Lastwagen den Weg entlanggeholpert kamen. Sobald sie auf den Hof getreten waren, hörten sie bereits die bekannten Worte.
»Wohin wollen Sie es?«
Hope öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder.
Mason ging zu dem ersten Lastwagen hinüber. Der Fahrer war ein spindeldürrer Mann mit einem grauen Schnurrbart, der nicht breiter war als die Schnur, die er als Schlips um den Kragen seines hellen Westernhemdes trug.
»Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht verfahren haben?«, fragte Mason.
»An dem Tor der Ranch stand Sonnental. Dahin hat er mich geschickt.«
»Er?« Hope trat zu ihnen. »Meinen Sie Rio?«
»Jawohl, Ma’am. Ich bin Tim Webster. Meine Frau Betty fährt den anderen Wagen. Wir haben für die schwere Arbeit unsere Jungen mitgebracht, weil Rio gesagt hat, Sie hätten keine anderen Helfer.«
»Woher kommen Sie?«
»Aus dem südlichen New Mexico.«
Hope holte tief Luft. Nördliches Montana. New Mexico. Rio war überall, nur nicht in Nevada. »Zeige ihnen, wo sie abladen können, Mason. Ich sorge für Essen für alle.«
Die Familie Webster blieb lange genug, um Heu auszuladen, zu essen und Kaffee zu trinken. Als Hope ihnen ein Bett für die Nacht anbot, lehnten die Websters ab.
»Danke, aber wir müssen zurück zur Ranch«, erklärte Tim. »Und denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe. Dies ist nur eine Hand voll von dem, was wir Rio schulden. Wenn Sie jemals Futter brauchen, dann rufen Sie uns an. Wir werden schon anfangen, die Wagen zu beladen, noch ehe Sie den Hörer aufgelegt haben.«
Ihre schlichte Großzügigkeit rührte Hope. »Danke«, sagte sie mit rauer Stimme. »Aber ich hoffe, ich brauche Sie nicht, jetzt, wo die Ranch einen verlässlichen Brunnen zur Bewässerung hat.«
»Trotzdem, vergessen Sie das nicht. Ohne Rio hätten Betty und ich gar nichts. Wir werden nie vergessen, was wir ihm schuldig sind. Niemals.«
Am nächsten Nachmittag kamen noch zwei weitere Viehtransporter an. Hope sah, wie der Staub hinter den Wagen hochwirbelte, und sie glaubte, dass sie nichts mehr überraschen könnte. Doch sie hatte sich geirrt.
Als der erste Wagen in den Hof bog, konnte sie die Aufschrift auf den langen, schwarzen Anhängern lesen: MCNALLYS SCHWARZE ANGUS.
Sie hatte Sweetheart von NcNally gekauft und sie auch wieder an ihn zurückverkauft. Wie benommen sah sie den Wagen näher kommen. Ein großer Mann in abgetragenen Jeans und einer teuren Lederjacke kletterte aus dem Wagen. Er kam auf sie zu, mit einem Lächeln so breit wie sein Gesicht.
»McNally?« Hopes Stimme klang belegt. »Was tust du denn hier?«
Er lächelte noch immer und sah sich auf der Ranch um, wo die späte Nachmittagssonne wie Honig über dem Land lag. »Beim letzten Mal habe ich das gar nicht so richtig gesehen, aber das ist ein sehr hübscher Besitz, den du hier hast. Ziemlich trocken, aber Rio hat gesagt, das hätte er geändert.«
Benommen starrte sie McNally an.
Mason kam zu ihr herüber, stellte sich neben sie und sah die schwarzen Autos an.
Mit einem unterdrückten Stöhnen reckte sich McNally wie ein Mann, der viel zu viele Stunden hinter dem Lenkrad verbracht hatte. Dann sah er Hope an und grinste. »Nun, mein Schatz, wo soll ich deine Angus abladen?«
Sie hätte kein Wort herausgebracht, auch wenn es ihr Leben gekostet hätte.
Neben Hope lachte Mason und fluchte dann leise. Er winkte dem anderen Fahrer zu und zeigte ihm die leere Weide, auf der die Angus gestanden hatten, als McNally sie zurückgekauft hatte.
Nachdem der große Wagen vor das Tor der Weide rangiert und die Rampe heruntergelassen worden war, fand auch Hope ihre Stimme wieder.
»Meine Angus?«, fragte sie und wandte sich McNally zu. »Wenn sie jemandem gehören, dann ist es Rio.«
»Das hat er aber nicht so gesagt.« McNally zog an dem hellen Band seines Stetsons und setzte den Hut fester auf den
Kopf, da der Wind heftig blies. Dann legte er die Hand auf die Seite des schwarzen Trailers. »Diese Rinder gehören dir, Hope. Jedes einzelne Haar auf ihrem seidigen Fell.«
»Ich kann sie nicht annehmen. Ich habe nichts getan, um sie zu verdienen.«
McNally sah Hope an; mit seinen blassblauen Augen blickte er auf die unglückliche Frau. »Das hat Rio mir aber ganz anders erzählt. Er hat gesagt, du hast deine Rinder verkauft, deine Pferde, deine Zukunft,
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