GEHEIMNISSE DER NACHT
wäre so aufgeregt und geehrt gewesen. Ich wünschte nur, sie könnte heute selber auf dieser Bühne stehen und den Preis in Empfang nehmen. Dieser Film – nicht nur dieser, sondern alle drei Filme – bedeutete ihr alles. Und ich hoffe, durch sie lebt Morgan weiter. Danke. Vielen Dank.“
Wieder donnerte der Applaus, als zwei Models ihn von der Bühne begleiteten.
Lou ging mit Maxine in den frühen Morgenstunden auf den Friedhof. Dort angekommen, hielt er sich jedoch zurück. Ließ ihr Freiraum.
Sie stand allein und hielt die goldene Statue in beiden Händen. Maxine starrte den eleganten Grabstein aus rosa Granit an, auf den Morgans Name, zusammen mit ihrem Geburts- und Todesdatum, eingraviert war.
Maxine schniefte und hielt die Trophäe dem Grabstein hin.
„Du hast es geschafft, meine schöne Schwester. Du hast gewonnen.“
Hinter dem Grabstein trat Morgan hervor. Sie konnte das Lächeln in ihrem Gesicht nicht unterdrücken, als sie die Statue nahm und sie an ihre Brust presste. „Habe ich das wirklich? Oh Gott, das ist einfach unglaublich. Gewonnen! Ich habe gewonnen!“ Sie drehte sich im Kreis, legte den Kopf zurück und lachte. Sie liebte, wie der volle, klare, kräftige Klang ihrer Stimme durch die Nacht schallte.
Dante kam ebenfalls aus den Schatten und nahm sie in die Arme. Starke Arme, die sie gerne um sich spürte. „Lass uns nicht vergessen, wessen Geschichte es eigentlich war.“
„Oh, bitte“, bestätigte sie und lächelte ihn an. „Bis ich ein Drehbuch daraus gemacht habe, war überhaupt kein Leben darin.“
„Dein Drehbuch hatte kein Leben, bis du es mit meiner Geschichte gefüttert hast“, neckte er sie.
„Na gut. Teilen wir uns den Preis eben.“
Dante küsste sie, und ihr Lachen verstummte. „So, wie wir alles teilen“, flüsterte er, und seine tiefe Stimme, so nahe an ihrem Ohr, ließ köstliche Schauer über ihren Rücken fahren.
Erst als Maxine sich überdeutlich räusperte, ließ Dante sie endlich los. „Du siehst sie schließlich viel öfter als ich“, entschuldigte sie sich und hielt ihre Arme auf, „es macht dir doch nichts aus?“
Dante hob ergeben seine Arme. Morgan drückte Maxine mit einem Grinsen fest an sich. Ihre Schwester. Ihre ganz eigene Schwester. Morgan konnte kaum glauben, wie sehr sie Maxine in nur zwei Monaten lieben gelernt hatte. Aber wie es schien, hatte sie jetzt, da Überleben nicht mehr das Wichtigste für sie war, endlich Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was Maxine für ihr Leben wirklich bedeutete.
„Du siehst wunderbar aus“, schwärmte Maxine, hielt sie auf Armlänge und ließ ihre grünen Augen über Morgans Gesicht gleiten. „Gesund. Strahlend. Okay, ein bisschen blass, aber das ist wohl ganz normal.“
„Es geht mir auch wunderbar, weißt du“, erklärte Morgan. „Besser als je zuvor, Max. Stärker. Kräftiger. Ich fühle mich lebendiger, als – als ich es lebendig je gewesen bin. Alles dank dir.“
„Ich hätte dich fast umgebracht“, flüsterte sie.
„Nein, Liebes. Du hast mich gerettet. Du bist aufgetaucht, als ich dich am meisten gebraucht habe. Du bist geblieben, obwohl ich versucht habe, dich zu vertreiben. Du hast mich am Leben gehalten, du hast meine Liebe gerettet und ihn zu mir gebracht.“ Immer noch blieb Maxines Blick gesenkt. Morgan fasste ihr Kinn, hob es und sah ihr fest in die Augen. „Schatz, wenn du nicht gekommen wärest, hätte Stiles uns beide umgebracht. Auch wenn es etwas gedauert hat, bis du die Wahrheit erkannt hast, war es doch deine Gegenwart, durch die wir es geschafft haben. Davon bin ich überzeugt.“
Maxine schniefte und drückte sie wieder an sich. „Es tut mir leid, dass es so knapp war. Ich hätte von Anfang an auf dich hören sollen.“
„Das war ein Fehler, den ich auch gemacht habe, Maxine“, sagte Dante leise. „Ich glaube, Malone war der Einzige, der die Dinge von Anfang an deutlich überblickt hat.“
„Deutlich, ist klar“, sagte Lou, der sich ihnen endlich anschloss, „ich dachte, ich wäre durchgedreht.“
„Gott sei Dank bist du das nicht.“ Dante streckte seine Hand aus und schüttelte Lous.
Morgan nahm Maxine an der Hand und führte sie ein Stück fort. Die beiden Männer begannen zwischen den Grabsteinen ein Gespräch. „Wir müssen reden“, sagte sie.
„In Ordnung.“
Die zwei Schwestern machten einen Spaziergang, wandelten auf den verschlungenen Pfaden zwischen Grabsteinen, die tiefe Schatten auf das noch saftige Gras, die frischen Blumen und die
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