GEHEIMNISSE DER NACHT
Boden, blutete, keuchte und packte sich an die Brust.
„Oh Gott“, flüsterte sie benommen.
„Einfach … abbinden.“ Er presste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Halt es auf, ehe ich zu viel verliere.“
Sie nickte, riss einen Streifen von ihrer Bluse ab, knüllte ihn zu einem Ball, und drückte ihn in die Wunde. Dort hielt sie ihn fest.
Dante atmete durch. „Jetzt … bring mich zu Morgan.“
„Lou, hol den Wagen.“
Ohne weitere Fragen zu stellen, rannte Lou in die Dunkelheit. Sarafina kam aus dem Haus, sah Maxine, dann Dante in ihren Armen. Die Handschellen hingen noch an ihren Handgelenken, wie Armbänder. Die Kette hatte sie entzweigerissen.
„Wenn du heute Nacht versuchst, sie zu verwandeln, wird es nicht funktionieren.“ Sarafinas Stimme klang kalt.
„Das kannst du nicht wissen.“
„Sie ist schon zu schwach. Und jetzt bist du verwundet. Nicht bei voller Kraft.“
„Ich sorge dafür, dass es funktioniert.“
„Es könnte dich umbringen.“
„Dann sterbe ich eben.“
Bei seinen Worten senkte Sarafina ihren Kopf und schloss die Augen. Das Auto kam mit quietschenden Reifen zurück. Sarafina ging um das Haus, Lou entgegen, und Maxine fragte sich, was sie vorhatte. Als sie zurückkam, war Lou bei ihr, und sie hielt das Isolierband in der Hand, mit dem sie ihre Füße gefesselt hatte. Sie warf es Maxine zu.
„Stopf noch mehr Stoff in die Wunde. Alles, was reingeht. Dann wickele ihn fest in dieses Band ein, ganz um die Brust. So fest es geht.“
Maxine stellte keine Fragen. Sie nickte gehorsam, riss mehr Stoff von ihrer Bluse ab und tat genau, was Sarafina ihr aufgetragen hatte.
„Jetzt tritt zurück“, befahl Sarafina.
Maxine legte Dantes Kopf vorsichtig auf den Boden nieder, und Sarafina kniete sich neben ihn. „Du hast deine Wahl getroffen, Dante. Zwischen mir und dieser sterblichen Frau, die du begehrst. Du hast dich für sie entschieden.“
„Warum muss ich mich überhaupt entscheiden?“
„Wirst du mit mir kommen? Sie zurücklassen?“
Er verzog das Gesicht vor Schmerz. „Das kann ich nicht.“
„Dann hast du sie gewählt.“ Sie legte ihren Arm an ihre Lippen, biss sich eine Wunde in ihr Handgelenk und presste es an seinen Mund. Dante packte ihre Hand und trank, während Sarafina weitersprach. „Das ist das letzte Mal, dass ich dir jemals helfen werde, Dante. Du wirst nie wieder die Gelegenheit bekommen, mich zu hintergehen.“
Sie entriss ihm ihr Handgelenk, nahm sich einen Stoffstreifen, den Maxine auf dem Boden hatte liegen lassen, und benutzte ihre Zähne und eine Hand, um ihn fest zu verknoten.
„Ich habe dich nicht hintergangen. Sarafina, warte …“
Ohne ein weiteres Wort und ohne zurückzublicken, verschwand sie, ihre Röcke tanzten im Wind, und ihre Armbänder und Reifen klirrten wie Glocken. Dante schloss die Augen. Vor Schmerz, glaubte Maxine.
„Komm, Lou. Bringen wir ihn zum Wagen. Wir müssen ihn zu Morgan schaffen.“
Lou blickte in den Himmel, während sie Dante zwischen sich stützten. „Bald geht die Sonne auf.“
„Einen weiteren Tag übersteht sie nicht. Es muss jetzt sein. Wenn wir nicht schon zu spät kommen.“ Sie blickte suchend in Dantes Gesicht. „Hat sie die Wahrheit gesagt? Funktioniert es vielleicht nicht einmal?“
„Wenn sie zu nah an der Schwelle des Todes steht, wenn ich zu schwach bin …“ Dante seufzte und schüttelte ihre stützenden Arme ab. Den Rest des Weges ging er unsicher, aber aus eigener Kraft. Er setzte sich auf den Rücksitz. Lou und Maxine stiegen vorne ein. „Es wird funktionieren“, sagte Dante, als Lou den Wagen anließ und aus der Auffahrt fuhr. „Es muss einfach.“
Lou legte den Gang ein, und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
Keith
26. KAPITEL
Dante stieg aus dem Wagen und ging auf das Haus zu. Die schlimmsten Vorahnungen schwollen in seiner Brust an und überwältigten selbst den Schmerz der Schusswunde. Er konnte sie drinnen spüren. Ihre Lebenskraft war schwach, zögerlich, und verging mit jedem Atemzug mehr.
Sein eigener Körper schwankte vor Schwäche und erinnerte ihn noch einmal daran, wie eng sie wirklich miteinander verbunden waren. Maxine griff nach seinem Oberarm, um ihn zu stützen. „Alles in Ordnung?“
„Es liegt an ihr. Meine Güte, sie ist so schwach.“
„Ich weiß. Komm.“
Er ließ sich von ihr führen und bemerkte, dass Lou sie nicht begleitete. Immer wieder machte er sich Vorwürfe, dass es seine Schuld wäre, wenn Morgan stirbt. Er
Weitere Kostenlose Bücher