Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
wurde nie gefunden. Doch war es überhaupt Hitler, der den Befehl gab? Oder war ein anderer am Werk? Heinrich Himmler? War der Judenmord für Himmler gar nicht Zweck, sondern nur Mittel zum Zweck, seine eigene Macht im »Dritten Reich« auszubauen? Eigenmächtig reiste Himmler nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 zu den SS-Mordkommandos in die eroberten Gebiete. Überall dort, wo er auftauchte, gingen diese SS-Einsatzgruppen dazu über, unterschiedslos jüdische Männer, Frauen und Kinder umzubringen – der Beginn des Holocaust. Die Ermordeten sollten Platz machen für deutsche Siedler. Himmler wollte ganz allein verantwortlich sein für die »Germanisierung« der besetzten Gebiete – durch blutige »ethnische Säuberungen«. Diese Siedlungspläne scheiterten vollständig, doch den als Vorstufe begonnenen Völkermord an den Juden führte er fast bis zum Kriegsende weiterhin durch – mechanisch, systematisch, gründlich.
Hitlers Frauen
Frauen hatte Hitler unglücklich gemacht. Er hat sie nie geachtet. Einige begingen Selbstmord wegen ihm, andere versuchten sich umzubringen. Er wurde geliebt, doch lieben konnte er nicht. Er war nicht glücklos, aber glücksfeindlich. Er mochte Frauen, die ihm unterlegen waren, Mädchen-Frauen, die um Himmels willen nicht zu widersprechen hatten: »Es gibt nichts Schöneres, als sich ein junges Ding zu erziehen: ein Mädchen mit achtzehn, zwanzig Jahren, das biegsam ist wie Wachs.« Frauen hatten ihm zu dienen, aber keine Ansprüche zu stellen. Wenn sie ihm zu nahe kamen, ließ er sie, am ausgestreckten Arm, seelisch verhungern. Er hatte Angst, sich einem Menschen, einer Frau, zu öffnen. Bindung, etwas von sich preiszugeben? Nein, er brauchte die Distanz. Er hatte etwas zu verbergen.
Maria Reiter wollte sich umbringen, Geli Raubal tat es, ebenso Unity Mitford. Eva Braun hat es zweimal versucht. Und doch war sie die wirkliche verheimlichte Geliebte, die ihm bis zum bitteren Ende folgte. Und sie allein war keineswegs nur die naive unpolitische Gespielin, die dem Kriegsherrn und Verbrecher jene Scheinidylle gab, die er begehrte. Eva Braun war nicht nur Zeugin, sie war überzeugt.
Speers Täuschung
Albert Speer, der Baumeister und Aufrüster, gab der braunen Ideologie monumentale Formen in Stein und Beton. Im Gefolge des Tyrannen erlebte Speer als junger Architekt einen rasanten Aufstieg. Mitten im Krieg stieg er auf zum Manager der Rüstungswirtschaft. Hitler war begeistert von der Arbeit seines Ziehsohns, der für ihn die »Welthauptstadt Germania« erbauen sollte. Beim Nürnberger Prozess verheimlichte Speer, wie er auf Kosten Hunderttausender von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen Hitlers »Rüstungswunder« zu erreichen suchte. Zeit seines Lebens bestritt Speer, vom Holocaust gewusst zu haben – eine Lebenslüge. Erst lange nach dem Krieg wurde bekannt, wie sehr der Aufrüster tatsächlich in die Verbrechen des Regimes verstrickt war. Wäre den Nürnberger Richtern schon seinerzeit das ganze Ausmaß bekannt gewesen – sie hätten wohl auch ihn zum Tode verurteilt. So belegt etwa ein jüngst entdecktes Schreiben Speers an SS-Chef Himmler vom 2. September 1941, dass das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass in erster Linie auf seine Initiative errichtet wurde. Natzweiler lieferte Steine für Speers Bauprojekte. Nach seiner Entlassung aus der Haft machte der Architekt Karriere als Bestsellerautor über die Geschichte jenes Reichs, dem er so effizient wie überzeugt gedient hatte. 25 Jahre nach seinem Tod geriet Albert Speer noch einmal in die Schlagzeilen, als im Frühjahr 2006 ein Bild versteigert wurde, dessen Herkunft sich bis in seine angeblich verbrannte Kunstsammlung zurückverfolgen ließ. Diese eher zufällige Entdeckung brachte Licht in ein bis dahin völlig unbekanntes Kapitel der Speer-Biografie: Dass er sein »zweites Leben« inklusive einer langjährigen heimlichen Geliebten in London auch mit Erlösen aus dem Verkauf geraubter jüdischer Kunst bestritt, ist ein Geheimnis, das erst jetzt gelüftet wird.
Wie viele weitere Geheimnisse das »Dritte Reich«, diese dunkelste Epoche der deutschen Geschichte, noch für uns bereithält, wird die Zukunft zeigen.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Familie Hitler
D iese Leute dürfen nicht wissen, wer ich bin, sie dürfen nicht wissen, woher ich komme und aus welcher Familie ich stamme!« In der Stunde seines ersten großen Triumphs fürchtete Adolf Hitler nichts mehr als
Weitere Kostenlose Bücher