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Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Titel: Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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gewinnt. Liebe verändert sich über die Lebensspanne, was nicht heißen muss, dass Langzeitpaare weniger glücklich miteinander sind. Liebe kann intensiver und leidenschaftlicher werden, sie kann sich abnutzen und leerer werden, und sie kann sich an die im Verlauf des Lebens veränderten Gegebenheiten anpassen. So konnten Forscher der Universität Bochum in einer Längsschnittstudie mit 193 Personen feststellen, dass mit zunehmendem Alter die Bedingungen für eine leidenschaftliche Liebe schlechter werden und eine freundschaftliche Liebe besser passt. Besonders bei Männern verstärkt sich der freundschaftliche Liebesstil: gleiche Interessen, gemeinsame Aktivitäten, Selbstlosigkeit und Fürsorge. Männer und Frauen können meiner Meinung nach nie nur Freunde sein. Mit zunehmendem Alter wirkt es sich aber für die Partnerschaft günstig aus, wenn sie auch Freunde sind.
    Die Trend- und Zukunftsforscher Corinna Langwieser und Peter Wippermann haben ein interessantes Phasenmodell der Liebe im Alter entwickelt. Sie identifizieren 5 Phasen:
    Phase 1: So steht am Beginn des Alters nicht selten ein Beziehungs-Revival mit dem bisherigen oder einem neuen Partner. Es folgt eine Phase des Sich-selbst-bewusst-Seins, in der manche durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Tod des Partners nicht selten lernen müssen, sich selbst neu kennenzulernen. Daraus erwächst die Phase der Lebenstraum-Realisation: Jetzt ist die Zeit, die neu gewonnenen Selbsterkenntnisse an Ziele zu knüpfen, die mit großer Energie verfolgt werden. Wieder ruhiger werdend, suchen die Menschen in den Folgejahren nach der »Seele in ihren Beziehungen«, lernen den Wert von Gemeinsamkeiten in ihren Beziehungen und Netzwerken schätzen und lassen das Leben nicht selten mit einer »Grand-Love« krönen, einer großelterlichen Liebe, die ihnen einen Platz als Altersoberhaupt in einer Familie einnehmen lässt.
    Wenn sich Liebe, Sexualität und Familie im Verlauf des Lebens verändern, sind wir klug beraten, unsere Vorstellungen immer wieder zu überprüfen und neu auszurichten. Nur eine ständige Neudiskussion der Beziehung und die Bereitschaft, mit Veränderungen mitzuwachsen, kann zu dauerhafter Zufriedenheit und Glück führen. Alle Paare, die dieses Glück gefunden haben, erklären übereinstimmend, dass sie innerhalb ihrer Ehe und Partnerschaft viele verschiedene Ehen geführt haben und nicht nur eine.
    Neben der Bereitschaft zum Wandel benötigen Liebe und Partnerschaft Rahmenbedingungen, die ihr die notwendige Stabilität verleihen. Ob Paare sich scheiden lassen oder nicht, hängt nicht nur von Faktoren wie Zufriedenheit und Anpassungsfähigkeit ab, sondern auch von »Barrieren« und »Alternativen«. Sind die Barrieren niedrig und die Alternativen verlockend, dann sind sogar gute Liebesbeziehungen gefährdet. Und umgekehrt gilt: Selbst eher schlechte Beziehungen bleiben bestehen, wenn die Partner keine anderen Lebensmöglichkeiten sehen und bestimmte Umstände sie aneinanderschmieden. Ein haltgebender Rahmen spielt also eine wichtige Rolle. Der Familiensoziologe Hartmut Esser hat bei der Auswertung von Daten von 5 000 Paaren herausgefunden, dass unzertrennliche Paare von Anfang an eine bestimmte Kombination von Eigenschaften vereinigten:
    Eine religiöse und eher konservative Orientierung, den Wunsch nach mindestens zwei Kindern, eine sehr gute Passung: gleicher Geschmack, gleiche weltanschauliche Einstellungen, gute Kontakte zu Verwandten sowie harmonierende Psychen. Konservative Werte wie Glaube, Gemeinschaft und Familienleben geben einem Paar einen starken Zusammenhalt. Konflikte und Zerwürfnisse ufern innerhalb dieses Rahmens weniger schnell aus, sie werden von den vorhandenen Rahmenbedingungen in Schach gehalten. Dadurch gibt es deutlich weniger schwere Ehekrisen. Partner, die in einer fest gerahmten Partnerschaft leben, beurteilen ihre Beziehung als gut oder sehr gut. Allerdings haben – wie bereits ausgeführt – konservative Werte für viele Paare heute keine oder kaum noch Gültigkeit.
    Modern eingestellte Paare – mittlerweile sind das 70% aller Paare – haben diesen festen Rahmen nicht mehr: Sie haben oft getrenntes Eigentum, haben keine religiösen Bedenken gegen eine Scheidung,Freunde und Verwandte drängen nicht dazu, die Partnerschaft zu erhalten; die Ehefrau ist normalerweise berufstätig, was sie vom Mann weniger abhängig macht. Der Wert »Kinder« hat an Bedeutung verloren. Bei vielen jüngeren Paaren hat zumindest einer die Scheidung

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