Geier
ihrem Tod schuld, und das macht mir verdammt zu schaffen. Natürlich auch daran, dass du nicht mehr heimkannst.“ Zum Glück machte niemand ach-laß-doch Geräusche. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Sie nahmen meine Gefühle ernst.
Ich wollte die Sache nicht durch die Cheries Videobänder komplizieren, also sagte ich nichts. Je weniger davon wussten, umso sicherer waren wir alle. Hatte mir Ignacio recht gegeben, als wir uns vor Bobbys Eintreffen kurz unterhielten.
Rick legte die Kassette ein, die er im Rundfunkstudio geschnitten hatte. Tonband Nummer Eins stand drauf. Wir hörten, wie jemand den Telefonhörer abnahm und „Ja?“ sagte. Eine bekannte Stimme. Die des Drogenwirtes, des Methamphetaminkoches. Herrn Moreno. Eine ebenfalls bekannte Stimme sagte bedrohlich leise „Also – heute Nacht um zehn vor Mitternacht. Auf der Landstraße nach Pismo. Er kommt im schwarzen Cadillac, einem ungepanzerten. Wir warten auf ihn und jagen ihm eine Salve in die Kiste, wenn er vorbeifährt. Dann rufe ich wieder an.“ Beide hängten ein.
Erneutes Abheben, wieder ein „Ja?“ Und der Dicke sagte: „Erledigt. Der Indianer hat ihn mit einer vollen Ladung erwischt. Erst Glock, dann Plastique.“ „Hab den Krach bis hierher gehört“, sagte Moreno. Und der Drogencop bat um kleine Scheine, nicht wieder Hunderter wie beim letzten Mal. „Gebrauchte Scheine, Zwanziger und Fünfziger. Kein Drogengeld, kein Rückstand auf den Scheinen. Und der neue Auftrag mit deiner Alten geht klar. Wir gehen sie Montag oder Dienstag besuchen.“ Wieder keine Abschiedsfloskel, sondern abruptes Einhängen.
Rick schaute uns stolz an. „Wie hast du denn das aufgenommen?“ wunderte sich der gestandene Kriminale. „Über zwei Wochen“, grinste Rick. „Und so angepasst, dass keine Modulationsunterschiede oder Schnittstellen feststellbar sind. Nicht mal elektronisch. Hab alles noch mal überprüft, aber es passt haargenau – eindeutig ein zusammenhängend aufgenommenes Gespräch.“
Ignacio schaute mich mit neuem Respekt an. „Ihr scheint ja zu wissen, wie man´s macht.“
Rick nickte dazu nur. Klar wusste er, wie man´s macht.
Er wechselte Kassetten. Nun waren die drei Bullen zu hören, wie sie Geld zählten. „Ich habe bald die Schnauze voll“, sagte der Indianer. „Ich will mich endlich zur Ruhe setzen. Wozu habe ich die viele Kohle, wenn ich mir nichts damit kaufen kann?“
„Würde dir so passen“, schnauzte der Dicke. „Wir müssen mindestens noch drei Jahre ran, ehe Taubenfüttern im Park angesagt ist. Ich will mit zehn Millionen auf die Insel, keinem Cent weniger. Und bei den heutigen Bankgebühren ist das ein Haufen Arbeit. Außerdem macht´s Moreno nicht mehr lange. Der Prozess rückt immer näher, und wenn er erst mal ausgesagt hat, ist es mit dem Geschäft vorbei. Nach wie vor sage ich: Weg mit dem Drecksack und die Kohle unter uns aufteilen.“
„Von wegen“, näselte der feine Lauterbach III hinein. „Ich muss an meine Schwester denken – das habe ich euch damals schon gesagt. Ich kann Moreno auch nicht ausstehen, aber ich will Suzie doch nicht arm machen. Wir haben uns darauf geeinigt, ihn aussagen zu lassen und danach verschwindet er. Weil sich hinterher keine Sau mehr um ihn kümmert. Aber vorher. Da kann er nicht behutsam genug behandelt werden.”
Im Hintergrund war zustimmendes Gemurmel zu hören.
“Nach Prozessende kann meine Schwester weitermachen und braucht sich von dem Scheißer nichts mehr gefallen lassen. Aber nicht einfach abknallen. Der Verdacht fällt doch sofort auf sie. Außerdem wisst ihr genau, dass die niemals spitzkriegt, wie viel Kohle er weggebaggert hat. Das Geld gehört uns – das geht meine Schwester nichts an. Aber ihr Geschäft muss ihres bleiben.“
Die beiden anderen wiegelten ab. Sei ja schon gut, und man unterhält sich doch nur. Scheiße, wenn man mit einem zusammenarbeiten muss, der sogar auf einem Tonband als pathologischer Killer zu erkennen ist.
Dann kam das dritte Band. Auf ihm sprach Moreno spanisch. Mit einem Herrn, der offensichtlich in Mexiko lebte. Und im gleichen Gewerbe tätig war. Die beiden schmeichelten sich gegenseitig, wie ich mit meinem Schulspanisch verstand, und dann sagte Moreno klar und deutlich „...und wann, Señor, kommen ihre Männer und erledigen die drei Federales?“ „Geduld, lieber Freund“, riet sein Gesprächspartner. „Sie genießen deren Schutz, und den sollen Sie möglichst lange genießen. Wenn wir vereint
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