Geisel der Leidenschaft
zurückkehren, um den Thron zu besteigen, den Comyn und Bruce immer noch anstrebten. Im Februar schloss Comyn einen Waffenstillstand mit Edward.
Brendan gelangte zu der Einschätzung, dass Bruce, der Wallaces Ideale jetzt etwas besser verstand, gemeinsam mit dem großen Anführer nun ernsthaften und viel versprechenden Widerstand gegen England leisten könnte.
Eleanor hatte inzwischen gelernt, Niederlagen hinzunehmen und immer wieder neue Hoffnung zu schöpfen.
Bevor Edward im Spätsommer aus Schottland abreiste, ließ er die Abbey von Dunfermline niederbrennen, wo er gewohnt hatte. In diesem grandiosen Gebäude befanden sich die Gräber mehrerer schottischer Könige und Königinnen, auch die letzten Ruhestätten seiner Schwester Margaret, ihres Ehemanns Alexander und ihrer Kinder. Vor Stirling Castle postierte er eine Belagerungsmaschine, > War-Wolf< - Kriegswolf - genannt, obwohl ihm die Garnison ihre Kapitulation anbot. Er wollte sehen, wie sein >War-Wolf< funktionierte, und die Geschosse, die auf die Schlossmauern geschleudert wurden, amüsierten seine Hofdamen.
Zufrieden ritt er nach London zurück.
In diesem Winter brachte Eleanor einen Sohn zur Welt, der Arryn William getauft wurde - nach dem Vetter, bei dem Brendan aufgewachsen war, und dem Mann, den er grenzenlos bewunderte.
Auch Margot und Eric freuten sich über ein Kind, ein goldblondes, blauäugiges Mädchen.
Während der Kämpfe gegen Edward schickte Wallace regelmäßig Nachrichten an Brendan, der ihm häufig auf dem Schlachtfeld beistand. In dieser Zeit reiste Eleanor mit den Kindern und den anderen Frauen oft zu einer Insel im fernen Westen, wo Verwandte ihres Mannes lebten. Die starken Mauern des alten Familiensitzes würden allen Angriffen standhalten. Von Margot hatte sie gelernt, niemals zu überlegen, ob Brendan zurückkommen würde - immer nur, wann.
Und er kam nach jedem Kampf zu ihr. Mochte er gesiegt oder eine Niederlage erlitten haben - stets nahm er sie zärtlich und leidenschaftlich in die Arme.
Manchmal fragte sie sich, ob sie seine Verantwortung für die Familie nutzen sollte, um ihn daheim festzuhalten. Aber das widerstrebte ihr. Würde er seinen Kampf für die Freiheit aufgeben, wäre er nicht mehr der Mann, den sie so innig liebte.
Letztlich war es keine Schlacht, sondern ein übler Verrat, der den großen Wallace zu Fall brachte.
Williams Anhänger Sir Aymer de Valence trat an den Schotten Sir John de Menteith heran, der vor Edward kapituliert hatte, und versprach ihm die Gunst des Königs, falls er Williams Festnahme in die Wege leiten würde. Bei Falkirk waren einige Verwandte Menteiths getötet worden. Sein Neffe Jack Short schloss sich Wallace an und informierte den Onkel über dessen Pläne.
Um diese Zeit ritt Bruce vom englischen Hof nach Norden, um William zu treffen. Ob er von der Intrige wusste, fand man später nicht heraus. Jedenfalls wartete Wallace auf Bruce in einem Lager. Während er schlief, wurde er von Short entwaffnet, ebenso sein treuer Freund Kerby. Dann bedeutete Short seinem Onkel, mit seinen Männern anzugreifen, und sie töteten Kerby.
Obwohl Wallace keine Waffen besaß, wehrte er sich, bis Menteith erklärte, das Lager sei von Engländern umzingelt und man würde ihn nur nach Dumbarton bringen, in sicheren Gewahrsam.
Aber Menteith hielt sein Wort nicht, weil er fürchtete, im Dumbarton Castle schottische Patrioten anzutreffen. Stattdessen übergab er Wallace in die Obhut John de Seagraves, der ein Gebiet südlich des Flusses Forth verwaltete und ihn nach London überstellen sollte.
Als Gregory, nach wie vor ein tüchtiger Späher, in den heimischen Hof ritt und die Neuigkeit verkündete, geriet Brendan außer sich vor Wut und verfluchte die niederträchtigen Verräter. Unverzüglich trommelte er einen Trupp zusammen, um Williams Eskorte zu verfolgen.
Eleanor beriet sich angstvoll mit Margot. Vor der geplanten Abreise schickte sie Bridie zu Brendan, mit der Bitte, er möge seine Frau in ihrem Zimmer aufsuchen.
Ungeduldig eilte er zu ihr. »O Gott, Eleanor, sie werden ihn töten - ich darf keine Zeit verlieren ...«
»Sie sind bereits in England angekommen. Wie willst du sie aufhalten?«
»Sicher wird mir irgendwas einfallen.«
Sie reichte ihm einen Weinkelch. »Diesmal mache ich mir ernsthafte Sorgen. Schenk mir noch ein paar Minuten, ehe du mich verlässt.« Sie führte ihn zum Kamin und zog ihn mit sich hinab auf einen Fellteppich. Hastig leerte er den Kelch. Dann küsste sie ihn
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