Geisel der Leidenschaft
auf, einen schriftlichen Treueid zu unterzeichnen, die Ragman Rolls. Zu den Unterzeichnern gehören die Bruces, die den schottischen Thron anstreben.
1297 Am 11. September erringen Wallace und de Moray einen spektakulären Sieg gegen die englische Übermacht. Wenig später stirbt de Moray an seinen Verletzungen. Vorerst ist die Freiheit errungen und Wallace verwaltet Schottland.
1297-1298 Wallace wird zum Ritter geschlagen. Seine Truppen plündern Northumberland, um Nahrung und andere Vorräte für die schottische Bevölkerung zu beschaffen. Zehn Monate lang regiert Wallace sein Land. Seine Spione setzen ihn über das große englische Heer in Kenntnis, das König Edward aufstellt.
1298 22. Juli. Die Schlacht von Falkirk. Später wird behauptet, die Schotten wären siegreich gewesen, hätte Comyn seine Truppe nicht abgezogen. Die Schotten erleiden schwere Verluste, Sir John Graham, Wallaces langjähriger Freund und Anhänger, fällt auf dem Schlachtfeld. Um Wallaces restliche acht Lebensjahre, von dem Historiker Blind Harry aufgezeichnet, ranken sich Legenden und Mythen. Da ihm nicht genug Streitkräfte zur Verfügung stehen, um die Engländer zu besiegen, sucht er im Ausland Anerkennung und Hilfe. In dieser Zeit reist er (wahrscheinlich zweimal) nach Frankreich und gewinnt König Philipps Freundschaft. Vor Wallaces Hinrichtung verlangt der französische König brieflich, sein Freund sollte nach Italien reisen dürfen und sein Fall dem Papst vorgetragen werden. Mehrere Historiker bestätigen, Philipp habe den Piraten Thomas de Longueville auf Wallaces Wunsch hin begnadigt. Unterdessen bleibt Schottland weiterhin gespalten. Einige Freiherren unterwerfen sich dem englischen König, andere klammern sich verzweifelt an ihren Traum von der Freiheit. Obwohl Wallace kein Heer befehligt, nimmt er nach seiner Rückkehr aus Frankreich angeblich an mehreren Scharmützeln teil.
1303-1304 Während der Wintermonate fällt Edward immer wieder in Schottland ein und stößt auf wenig Widerstand. Zahlreiche Krieger werden beauftragt, Wallace gefangen zu nehmen, und seine Verwandten drängen ihn, vor Edward zu kapitulieren. Aber er weigert sich. Edward gibt nicht nach. Auch Robert de Bruce wird aufgefordert, Wallace festzunehmen. Angeblich warnt er Wallace vor königlichen Soldaten, die dem schottischen Anführer bedrohlich nahe rücken. Von Wallace lernt Bruce einen wichtigen Grundsatz: Die
Loyalität des gewöhnlichen Mannes ist die stärkste Macht eines Landes.
1304 Viele Schotten, darunter Comyn und Lamberton, schließen in Strathord Frieden mit dem englischen König. Dabei stellt er minimale Bedingungen - wahrscheinlich, weil er beabsichtigt, Schloss Stirling zu belagern. Edward besticht mehrere Männer, die Wallace zur Kapitulation veranlassen sollen. Man muss Comyn - der beschuldigt wurde, er habe bei Falkirk Verrat geübt - zugute halten, dass er dieses Angebot verächtlich zurückwies.
1305 Im März erleidet Edward einen Schlaganfall. Immer mehr Männer scharen sich um Wallace. Laut Harry verlässt Bruce London, um Wallace in der ersten Julinacht im Glasgow-Moor zu treffen. Bruce erscheint nicht. In der achten Nacht begehen Sir John de Menteith und sein Neffe Jack Short Verrat an Wallace. Dessen treuer Freund Kerby wird sofort getötet. Waffenlos, mit bloßen Händen, bekämpft Wallace die Angreifer, bis sie ihm erklären, sein Lager sei von Engländern umzingelt. Erst als sie ihn fesseln, stellt er fest, dass sich keine englischen Soldaten in der Nähe aufhalten und dass er von Menteith verraten wurde. Vor der langen Reise nach London wird er auf seinem Pferd festgebunden. Zweifellos rechnet er mit seinem baldigen Tod. Am 22. August trifft er in London ein, am 23. wird ihm in Westminster der Prozess gemacht. Bis zum Ende bestreitet er, ein Verräter zu sein, da er dem englischen König niemals die Treue geschworen habe. In Smithfield wird er brutal hingerichtet, zunächst gehängt, dann halb tot vom Galgen geholt, kastriert, ausgeweidet, enthauptet und gevierteilt, sein Kopf
auf einen Pfahl gesteckt und zur London Bridge getragen. Der Tod des großen Patrioten beschwört eine Legende herauf, die den Freiheitskämpfern neuen Mut gibt. Ihm zu Ehren ziehen während der nächsten Jahre zahllose Schotten in den Krieg und sein Name wird zum Schlachtruf.
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