Geisel der Leidenschaft
viel konnte er noch nicht reden. Aber er lässt dir herzliche Grüße ausrichten und wünscht dir alles Gute.«
»Isobel ...«
»Sie wollte sich aus dem Fenster stürzen, aber ich konnte ihr in letzter Sekunde das Leben retten. Jetzt reitet sie mit Bruce nach London.« Liebevoll strich er über Eleanors Haar. »Bist du mir böse?«
»Wie konntest du mir so etwas antun? Eine Droge in meinen Wein zu schütten ...«
»Nur eine kleine Dosis. Margot hat sie sorgsam abgemessen. Also - bist du mir böse?«
»Ganz schrecklich böse!«, behauptete sie, obwohl ein bezauberndes Lächeln ihre Worte Lügen strafte. »Trotzdem freue ich mich, dass du wohlbehalten nach Hause gekommen bist. Zu mir ...«
»So lange ich lebe, werde ich stets zu dir zurückkehren«, flüsterte er. »Das schwöre ich.«
»Dann will ich dir etwas später böse sein.« Überglücklich nahm er sie wieder in die Arme. Einen ersten Sieg hatten sie errungen. Die Freiheit musste noch gewonnen werden.
Epilog
Am 4. November kam Eleanors Tochter zur Welt. Sie hatte sich einen Sohn gewünscht. Aber Brendan, der das winzige Bündel noch vor ihr im Arm hielt, strahlte vor Freude. »Natürlich werden wir eine Menge Ärger mit ihr haben.«
»Warum?«
»Wenn sie nach ihrer Mutter gerät, wird sie dauernd Unsinn treiben, zum Fenster hinausklettern und so weiter.«
Das Kind wurde Genevieve Margot genannt - nach Eleanors Mutter, an die sie sich nur vage erinnerte, und nach Margot, seiner Taufpatin. Als Pate diente Eric.
Drei Wochen nach der Geburt des Kindes erhielten sie endlich Nachrichten aus London. Ein englischer Richter und englische Peers hatten Sir Miles Fitzgerald und Isobel wegen Mordes an dem französischen Aristokraten Alain de Lacville zum Tod verurteilt. Einem Gerücht zufolge, das in Clarin entstanden war, hatte Isobel auf der Reise nach London ihr Bestes getan, um Robert de Bruce zu betören. Aber da er seine Frau über alles liebte, war er nicht in Versuchung geraten. Um Fitzgerald eine letzte Gnade zu erweisen, ließ der König ihn enthaupten und ersparte ihm den qualvollen Tod am Galgen. Beide Methoden missfielen Isobel. Und so beendete sie ihr Leben auf die gleiche Weise, wie sie Alain ins Jenseits befördert hatte. Kurz nach der Verurteilung war sie an einer hohen Dosis Gift gestorben.
Trotz ihrer Verbrechen beklagte Corbin das traurige
Schicksal, das sie selbst verschuldet hatte. Als er von ihrem Tod erfuhr, ritt er durch die Wälder seiner neuen schottischen Heimat und bei seiner Rückkehr wirkte er getröstet.
Im nächsten Jahr führten sie alle ein sorgenfreies Leben. Doch das Glück währte nicht lange. Im Lauf des folgenden Jahres stellte Edward ein großes Heer auf, um Schottland erneut anzugreifen. Der Waffenstillstand wurde im Mai 1303 beendet. Zunächst drang er nach Roxburgh vor, dann verwüstete er Edinburgh, Linlithgow, Perth, Brechin, Aberdeen, Banff und Elgin. Im November ritt er nach Dunfermline, wo er mit seiner zweiten Frau den Winter verbrachte. Die Gegenwehr der Schotten erzielte keine Wirkung. Nur auf den Festungsmauern von Brechin leistete Sir Thomas de Maule erbitterten Widerstand, bis er letzten Endes getötet wurde.
Der König zerstörte weder das Schloss noch das Dorf, das dazugehörte. Vermutlich wurde das Gebiet verschont, weil es an Robert de Bruces Ländereien grenzte. Die meisten Bewohner beugten sich Edward. Zu dieser Zeit besuchte Wallace gerade seine Familie in Menteith. Einige Freunde drängten ihn, Frieden mit dem englischen König zu schließen. Aber er verkündete, er würde unermüdlich für die Freiheit Schottlands kämpfen. Edward beauftragte Sir Alexander de Abernathy, am Forth Wache zu halten, falls Sir William den Fluss zu überqueren suchte, und dessen bedingungslose Kapitulation zu verlangen. Dazu war Wallace nicht bereit. Im März 1304 wurden William, Sir Simon Fraser und ihre Anhänger in Tweeddale attackiert, zum Rückzug durch die Lothians gezwungen und in Peebles geschlagen, aber nicht gefangen genommen. Ein schottischer Überläufer hatte den Engländern Williams Aufenthaltsort verraten. Wallace wurde jedoch rechtzei-tig von einem angeblich treuen Diener des Königs gewarnt - von Robert de Bruce.
Müde, aber keineswegs niedergeschlagen kehrte Brendan nach einem Scharmützel heim. Allmählich wuchs sein Respekt vor dem mächtigen Nachbarn im Südwesten. Er erfuhr, Bruce habe mit schottischen Kirchenmännern gesprochen. Offensichtlich würde John Baliol niemals nach Schottland
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