Geisel der Leidenschaft
auf Wallaces Schiff, das der Wasp in einigem Abstand folgte. Bevor die ungewöhnliche Szene vor ihren Augen erschienen war, hatten sie sich auf eine Schlacht vorbereitet.
So wie immer. Obwohl sie diesmal in diplomatischer Mission über das Meer segelten.
Nach der Niederlage von Falkirk kämpfte William Wallace immer noch um Schottlands Freiheit. Und es gab kaum einen Mann, dessen Tod der englische König freudiger begrüßen würde. Beharrlich blieb William seinem Ideal von einem unabhängigen Schottland treu. Er war kein Aristokrat mit Erbrechten auf Pächter, die ihm in Kriegszeiten dienen mussten. Aber er wusste seine Anhänger mitzureißen und anzufeuern. Seit den schweren Verlusten bei Falkirk griff er die englischen Truppen, die im Süden Schottlands Stellung bezogen hatten, unermüdlich an, blitzschnell und überraschend, mit einer klugen Strategie, die sich immer wieder gegen die Übermacht behauptete.
Die Niederlage von Falkirk hatte den Schotten auch einige Vorteile gebracht. Seither wurden ihre Aristokraten gezwungen, Verantwortung für das Land zu übernehmen.
Aber Edward I. von England würde seine Ansprüche niemals aufgeben. Nur sein Tod würde Schottland endgültig befreien. Zurzeit führte er andere Kriege und er besaß nicht genug Streitkräfte, um Schottland zu unterwerfen - ein Ziel, das er nach wie vor anstrebte und zu einem späteren Zeitpunkt erneut verfolgen würde.
Manchmal fragte sich Brendan, warum William Wallace - der große Krieger und Anführer - die Situation so gelassen hinnahm. Die Freiherren hatten seine Macht, seine beflügelnde patriotische Leidenschaft, sein Blut und seinen Schweiß zum Wohle Schottlands genutzt, aber niemals wirklich hinter ihm gestanden.
In Williams Augen war John Baliol immer noch der schottische König - der gesalbte König. Aber John Comyn, der Rote genannt, stammte aus derselben alten schottischen Königsdynastie wie Robert de Bruce. Man munkelte, John Comyn sei mit seinen Truppen vom Schlachtfeld bei Falkirk geflohen. Deshalb trage er die Schuld an der Niederlage. Eine Zeit lang hatten Comyn und Bruce Schottland gemeinsam verwaltet und die Engländer eher versteckt attackiert. Doch die alten Rivalitäten zwischen den beiden drohten die ohnehin geringfügige schottische Vormacht zu untergraben. Erst dankte Bruce ab, dann Comyn, und John Soulis, ein tapferer Schotte, hütete das Land im Namen des abwesenden Königs Baliol.
Wallace hatte all diese Ereignisse beobachtet, hatte Eigeninteressen sowie die Hab- und Machtgier der Freiherren gefürchtet. Beim geringsten Anzeichen einer Gefahr würden sie vor Edward kapitulieren, um ihre Ländereien und Adelstitel zu behalten.
Wenn William Wallace kämpfte, hatte er nichts zu verlieren. Und jetzt durfte er neue Hoffnung schöpfen.
John Baliol, der unglückliche König, war aus der päpstlichen Gefangenschaft in Italien, wohin Edward ihn verbannt hatte, entlassen worden und nach Frankreich gereist. Deshalb segelten Wallace und seine Streitkräfte zum französischen König, einem traditionellen Verbündeten der Schotten.
»Also gut.« Eric warf Brendan einen kurzen Blick zu. »Wenn William nichts dagegen hat, greifen wir an!«
»Aye!« Brendan eilte über das Deck zu seinen Männern.
Erwartungsvoll schauten sie zum Ruder, wo er mit Eric gesprochen hatte. Mit einer solchen Aktion hatten sie gerechnet. Während die Wasp ihre Flotte anführte, hielten sie nach Engländern Ausschau, die Wallace nur zu gern festnehmen und Edward ausliefern würden.
»Dieses Schiff holen wir uns!«, rief Brendan grinsend und zitierte die berühmten Worte des Anführers William, den sie alle bewunderten. »Nicht zum Ruhm, sondern für die Freiheit! Für Schottland!«
»Immer für Schottland!«, stimmte Liam MacAllister zu, ein großer kräftiger Mann mit erbaulichem Humor und flammend rotem Haar. »Und für die Schätze, die wir vielleicht an Bord finden werden - was, Brendan? Die brauchen wir für unsere leeren Geldschatullen!«
Alle Männer jubelten ihm zu und Brendan nickte. »Weiß Gott, Liam! Dieses sinkende Schiff wollen wir bis auf die letzte Münze plündern!«
Jetzt schrien sie noch lauter, wie so oft, wenn sie sich vor einem Kampf gegen die englische Übermacht Mut machen wollten.
»Volle Segel!«, befahl Eric seiner Besatzung und eilte zu Brendan. »Zweifellos sind sie in der Überzahl.«
Brendan schnitt eine Grimasse. »Bei meinen bisherigen Schlachten waren wir immer in der Unterzahl.« Er wandte sich zu seinen
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