Geisterflut
Bump dir jetzt was erzählen? Willst du meinen Plan hören?«
Chess nickte und schluckte die Cept trocken hinunter.
Bump setzte sich neben sie, so nah, dass sie den Pfeifenrauch an seinen Kleidern roch. Er lächelte. »Könnte sein, dass ich ein Problem hab. Und könnte sein, dass du mir dabei helfen kannst.«
Oje. Sie würde ablehnen müssen. Wer eine Hexe um einen Gefallen bat, wollte entweder auf üble Weise seinem Glück nachhelfen oder äußerst unschöne Dinge erledigt haben, und ihr war weder nach dem einen noch nach dem anderen. Zumal sie keine Mörderin war und Bump auch so schon reichlich Glück im Leben zu haben schien.
»Was soll ich dir denn für einen Gefallen tun? Ich will damit nicht sagen, dass ich’s mache - ich frage nur.«
»Oh, ich glaube schon, dass du’s machen wirst, Süße. Ich glaube, wenn du das hörst, sagst du ja. Lass es mich erklären. Du kennst den Flugplatz?«
»Muni?« Selbst wenn die dritte Cept schon zu wirken begonnen hätte - was nicht der Fall war -, hätte Chess nicht verwirrter sein können. Der Triumph City Municipal Airport war ein Großflughafen und einer der wenigen Orte der Stadt mit hoher Polizeidichte. Die meisten Einwohner von Downside, zumal die Drogendealer, hielten sich, wenn sie nur irgend konnten, von diesem Flughafen und dem umliegenden Gewerbegebiet fern.
»Nee, nee, was redest du denn. Muni... Nich Muni - Chester. Du kennst doch Chester Airport.«
»Chester wurde schon vor Jahren stillgelegt.«
»Ja, das stimmt. Aber vielleicht macht Bump ihn ja wieder auf. Könnte sein, dass Bump seine Geschäfte ausweitet und den Flugplatz wieder aufmacht.«
Das ergab schon eher einen Sinn. »Ich habe bei der Kirche nicht so viel Einfluss, dass ich in dieser Hinsicht irgendwas bewirken könnte.«
»Den Einfluss hab ich selber. Bump ist längst dabei, den Laden wieder aufzumachen. Aber Bump hat ein Problem. Bumps Flugzeuge - die Flugzeuge, die die Zuckerpillen bringen, auf die ihr Zuckerbabys so steht - Bumps Flugzeuge stürzen ab. Irgendwas greift die Flugzeuge an, verstehst du? Bringt sie alle zum Verstummen. Schaltet sie ab.«
»Ich versteh nichts von Flugzeugen. Ich hab noch nie in einem Flugzeug gesessen, geschweige denn -«
»Es geht nich um Flugzeuge. Es geht um Geister. In Chester spukt's. Sagt man. Ich glaub das nich. Das sind irgendwelche Signale, die die Flugzeuge zum Verstummen bringen. Elektromagnetischer Klimbim, klar? Du findest den Sender und schaltest ihn ab. Und gut is.«
Er lehnte sich zurück, steckte sich eine Zigarette an und hüllte sein Gesicht in Rauch. »Du fängst mir diese falschen Geister, damit meine Flugzeuge wieder fliegen können. Und wenn du sie mir fängst, sind wir quitt. Dann hast du keine Schulden mehr bei Bump.«
3
»Wenn man im Dienste der Kirche steht, ist einem nicht nur
der Schutz der eigenen Angehörigen, sondern der Schutz
der gesamten Menschheit anvertraut. Diese Verantwortung
darf man nie außer Acht lassen.«
Karriere machen in der Kirche. Ein Ratgeber
für junge Leute , von Praxis Turpin
Müdigkeit vorzuschützen war nicht die allerbeste Idee, wenn man drum herum kommen wollte, für einen Drogendealer etwas zu erledigen. Andererseits war es eine ausgezeichnete Idee. Als Terrible mit ihr zu dem Flugplatz fuhr, war Chess in Hochstimmung und fühlte sich, als würde ihr gleich jemand auf einer tollen Party die Pointe zum besten Witz aller Zeiten erzählen. Zumindest stellte sie sich vor, dass sie sich dann so fühlen würde.
Bump hatte sogar noch vier weitere Nips für sie klein gehackt und in ein Tütchen gefüllt, als Vorrat für den nächsten Tag. Es hatte also auch sein Gutes, dass er sie nun - bildlich gesprochen - bei den Eiern hatte, nicht wahr? Außerdem wäre dieser kleine Job ja schnell erledigt, wahrscheinlich in einer einzigen Nacht, und daher sollte sie aus der Sache rausholen, was rauszuholen war. Gerätschaften, mit denen man ein Flugzeug vom Himmel holen konnte, ließen sich nicht so einfach verstecken. Sie würde sie finden, würde Bump Bericht erstatten, und ihre Schulden, die auf wundersame Weise von vier- auf fünfzehntausend Dollar angewachsen waren, würden sich mit einem Schlag in Luft auflösen. Echt kein schlechtes Geschäft.
Sie fühlte sich in diesem Moment so selbstbewusst, dass sie auch eingewilligt hätte, splitterfasernackt bei einer Veranstaltung der Kirche aufzulaufen.
Etwas Kaltes, Feuchtes berührte sie am Arm. »Trink was«, brummte Terrible und hielt ihr die
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