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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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durch die Decke drang - denn das tat er außerhalb des Zirkels.
    In der kurzen Zeit, die sie im Obergeschoss gewesen waren, hatte sich die Atmosphäre im Wohnzimmer verändert. Chess’ Energie hatte sich mit jener der Kräuter verbunden und den ganzen Raum mit Macht erfüllt. Sie blickte zu ihrem Altar hinüber. Der Hundeschädel klapperte wie Kastagnetten und schwebte dicht über dem Boden. Der Psychopomp war nah.
    Dunlop wich zurück, als sie sich ihm mit dem ausgestreckten Ektoplasmarker näherte. Sie hatte sich sein Pass-Symbol eingeprägt. Jetzt musste sie ihn nur noch in den Zirkel treiben und mit dem Symbol versehen, ehe der Hund kam.
    Sie hatte nur ein einziges Mal von einem Debunker gehört, dem das misslungen war. Und der hatte ein Mordsglück gehabt: Der Hund hatte sich auf den Geist gestürzt. Doch das war reines Glück gewesen, weiter nichts. Ohne das Pass-Symbol konnte der Augenblick, in dem sich der Hund fertig materialisierte, durchaus der letzte ihres Lebens sein.
    Dunlop prallte gegen die Wand und guckte sich verblüfft um. Geister konnten wählen, ob sie einen Gegenstand berühren oder durchdringen wollten ... es sei denn, dieser Gegenstand war auf der metaphysischen Ebene verfestigt.
    »Ich habe alles markiert.« Mit dem Fuß durchbrach Chess den Salzzirkel. »Sie können nicht hindurch. Es gibt kein Entkommen. Es wäre alles viel einfacher, wenn Sie sich mal locker machten und mich meine Arbeit erledigen ließen. Kommen Sie doch einfach her und strecken Sie die Hand aus.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. Sie seufzte.
    »Also gut. Wie Sie wollen.« Sie zerrieb ein wenig Asafötida zwischen den Fingern und streute es rings um ihn auf den Boden.
    »Hyram Dunlop, ich befehle dir, in diesen Zirkel zu kommen, auf dass du gezeichnet und zur ewigen Ruhe gesandt wirst. Ich befehle dir, diese Daseinsebene zu verlassen.«
    Sie zuckte zusammen, als es laut knurrte und der Hundeschädel in die Höhe schnellte. Hinter ihm materialisierte sich in diesem Moment das komplette Hundeskelett; im Kerzenschein war jeder einzelne Knochen deutlich zu erkennen.
    Mist! Mist-Mist-Mist! Sie war immer noch allein in dem Zirkel. Und schlimmer noch: Sie rochen nun beide nach Asafötida. Chess hatte sich noch nicht die Hände gewaschen. Der Hund - der auf magische Weise dazu geschaffen war, dieses Pflanzenharz zu wittern - konnte zwischen ihnen beiden nun nicht mehr unterscheiden.
    Chess schrie auf, als sich das Hundegerippe, das im Nu Haut und Fell bekam, auf sie stürzte. Sie fiel auf - fiel durch - Hyram Dunlop. Diesmal war die Kälte noch unangenehmer, wahrscheinlich, weil sie nicht darauf gefasst war, und wahrscheinlich auch, weil sie panische Angst vor den scharfen Hundezähnen hatte, die gerade knapp vor ihrem Arm ins Leere bissen. Wenn die sie erwischten ...
    Der Hund bekam ihre linke Wade zu fassen und zerrte daran. Nun erschienen in den eben noch leeren Höhlen rot glühende Augen, die immer heller leuchteten, während der Hund immer fester zubiss und zerrte.
    Hinter dem Hund begann die Luft zu wabern. Schemenhafte Gestalten erschienen vor der braungrau gestrichenen Wand, dunkle Silhouetten vor flackerndem Fackelschein.
    In Chess begann etwas nachzugeben. Der Psychopomp verrichtete seine Arbeit, die darin bestand, eine verlorene Seele aus dem Haus der Sanfords ins Totenreich zu geleiten.
    Chess’ Seele war aber nicht verloren - zumindest nicht auf die hier erforderliche Weise.
    Dunlop machte große Augen, als Chess erneut nach ihm griff, doch ihre Hand drang durch seine Brust hindurch.
    »Hyram Dunlop, ich befehle dir ...«
    Die Worte endeten mit einem erstickten Würgen. Scheiße, tat das weh! Als würde ihr die Haut abgezogen, Schicht um Schicht, und als würde dabei jeder Nerv einzeln freigelegt.
    Sie sah nur noch verschwommen. Wenn sie wollte, konnte sie jetzt aufgeben. Sie konnte entschweben. Der Hund würde behutsam mit ihr umgehen, wenn er erst einmal wüsste, dass er sie hatte. Sie würde verschwinden und hätte keine Probleme mehr, keine Schmerzen, kein gar nichts.
    Nur die Langeweile des Totenreichs ohne den geringsten Kick. Und das Wissen, dass sie auf diese bescheuerte Weise ums Leben gekommen war und sich einem jämmerlichen Vollidioten von Geist geschlagen gegeben hatte. Nein! Das kam nicht in die Tüte!
    Sie griff noch einmal nach Dunlop. Diesmal berührten ihre Finger einen festen Körper, der sich warm und lebendig anfühlte. Dunlop war nicht lebendig, aber sie lag

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