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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Kapitel 1

    Es machte nicht den Eindruck, als ob Mama sich unterhalten wollte, aber das störte Karl nicht. Ihm genügte es vollkommen,
     an einem gewöhnlichen Mittwochmorgen im Auto zu sitzen und zu wissen, dass alle seine Freunde jetzt eingesperrt in ihren Klassenzimmern
     schmorten, während er selbst freihatte und sich auf dem Weg zu seinem Großvater nach Krabbsjögrund befand.
    Natürlich hatte er ein paar Schulbücher eingepackt, aber sowohl er als auch seine Lehrerin wussten, dass er darin nicht allzu
     viel machen würde. Eigentlich hatte sie ihm die Englisch- und Matheaufgaben mehr der Ordnung halber mitgegeben, weil es eben
     so üblich war. In Wahrheit dachte jedoch kein Schüler daran, die Bücher auch nur aufzuschlagen. Schließlich vergaßen auch
     die Lehrer zu überprüfen, was die Schüler bearbeitet hatten, und am Ende waren alle glücklich und zufrieden.
    Vor dem Autofenster rauschte die Landschaft vorbei. Karl war diese Strecke schon so viele Male gefahren, dass er kaum hinsehen
     musste, um zu wissen, wo sie gerade waren.
    Jeden Sommer seines ganzen zwölfjährigen Lebens hatte er hier verbracht.
    Für gewöhnlich kamen Karl und seine Mutter im Frühsommer. Dann trugen die Bäume neue, hellgrüne Blätter und die Gärten leuchteten
     lila und weiß in den Farben des Flieders.
    Karl war jedes Mal aufs Neue aufgeregt. Voller Erwartung. Und Spannung.
    Aber dieses Mal war etwas anders. Mit den Farben und dem Licht.
    Es war Herbst.
     
    Sie fuhren an dem Schild vorbei, das Werbung für
Johnssons Auktionen
machte,
jeden Samstag von Juni bis August
. Aber das Schild sah irgendwie trostlos aus. Heruntergekommen und alt. Obwohl es kaum mehr als einen Monat her war, dass
     die letzte Auktion des Sommers stattgefunden hatte. Auch das Transparent
Erleben Sie den Markt von Krabbsjögrund
flatterte hilflos im schwachen Wind.
    Alles kam ihm auf seltsame Art traurig vor.Irgendwie düster und verlassen. Und düster war es sonst nie in Krabbsjögrund.
    In Krabbsjögrund fuhr man entweder zum Fischen hinaus oder saß auf einem sonnenwarmen Felsen und aß Eis. Man badete im Meer,
     obwohl das Wasser nur selten richtig warm wurde. Man lag im Hafen auf der Mole und beobachtete durch die Ritzen kleine Fische,
     die sich im Schatten versteckten. Und auf dem Weg nach Hause spielte man mit Sjölunds Hund, einem großen Golden Retriever,
     der immer am Zaun angebunden war und dessen Fell nach Sonne und Wärme duftete, wenn man seine Nase darin vergrub.
    In Krabbsjögrund war ganz einfach immer Sommer.
     
    Zuerst hatten sie geplant, dass Karl bei Daniel in Stockholm bleiben sollte, solange Mama auf der Meeresforschungsstation
     war. Aber Daniels Vater war krank geworden und so hatten sie beschlossen, dass Karl stattdessen bei seinem Großvater wohnen
     sollte. Was gar nicht so ungeschickt war, denn Mamas Forschungsschiff sollte vor der Küste von Krabbsjögrund vor Anker gehen.
    Mama telefonierte mit ihrem Handy, während sie fuhr. Es ging um Ausrüstung, die geladen werden sollte. Sie war verärgert,
     das hörte Karl.
    Er hatte nicht ganz kapiert, was das für ein Job war, den seine Mutter machen sollte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie und
     einige andere mit der Juno, einem Forschungsschiff, hinausfahren würden, um irgendetwas zu messen, das mit Klima und Wetter
     zu tun hatte. Angeblich ganz gewöhnliche Messungen. Aber gleichzeitig hatte sie einen angespannten Eindruck gemacht. Karl
     verstand nicht, wieso. Ganz gewöhnliche Messungen waren schließlich kein Grund, sich Sorgen zu machen.
    »…   das ist wirklich nicht unser Problem«, schnaubte seine Mutter. »Wir können uns nicht nach dem richten, was andere heikel finden,
     aber auf diese Weise muss ja auch niemand davon erfahren.«
    Sie warf einen kurzen Blick auf Karl und fuhr dann eilig mit verändertem Tonfall fort: »Ja, das klären wir, wenn ich da bin.
     Ich kann jetzt nicht reden. Bis dann.«
    Sie lächelte Karl kurz an, aber ihre Augen sahen besorgt aus.
    »Was ist denn los?«, fragte Karl.
    Mama schüttelte den Kopf.
    »Ach   … Gewisse Leute in Krabbsjögrund haben aus verschiedenen Gründen etwas gegen unsere Expedition. Aber mach dir deshalb keine
     Sorgen.«
    Wieder lächelte sie.
    »Aber um ganz sicherzugehen, sollten wir vielleicht noch ein Stöckchen auf den Reisighaufen da werfen«, sagte Mama und hielt
     am Straßenrand an.
     
    Es war fast wie in der Walpurgisnacht. Die Luft war kalt und vor ihnen lag ein großer Berg aus Reisig und

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