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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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es sogar noch, ehe ich geboren
     wurde, ich weiß es nicht so genau. Es ist seltsam, aber es ist schwer zu sagen, wann es war. Ich glaube, auf gewisse Art und
     Weise ist die Schwarze Sara schon immer alt gewesen   …
    Es geschah in einer dunklen und kalten Herbstnacht. Lange nach Mitternacht, als die ganze Stadt schlief, versammelten sich
     die Kinder, eins nach dem anderen, auf dem Marktplatz. Aus ganz Krabbsjögrund kamen sie in ihren Pyjamas und Nachthemden herbei,
     aber das Merkwürdige war, dass sie alle schlafwandelten. Sie waren wie Zombies, und obwohl sie ihre Augen weit geöffnet hatten,
     sahen sie nichts.
    Mehr und mehr Kinder versammelten sich, bis der Platz schließlich voll war. Über hundert Jungen und Mädchen mit ausdruckslosen
     Augen tappten ganz still in ihren Nachthemden umher.
    ›Kommt‹, wisperte eine Stimme von Norrskaten herunter. ›Kommt, alle meine kleinen Küken.‹ Und die Kinder setzten sich in Bewegung,der Stimme entgegen, hinauf zu den Klippen. Wie ein langer, düsterer Zug wanderten sie barfuß vorwärts, während auf der grauen
     Felsplatte, hoch über dem Meer und den messerscharfen Felsen, eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt auf sie wartete.
     
    Damals gab es oben auf dem Kirchberg eine Bäckerei und zu dieser nachtschlafenden Zeit war der Bäcker der Einzige in der Stadt,
     der schon wach war. Er war es ja, der dafür sorgte, dass die Leute am Morgen ihr frisches Brot bekamen.
    Gerade eben hatte er ein Blech mit frischen Zimtschnecken in den heißen Ofen geschoben und trat nun hinaus in die Nacht, um
     ein wenig frische Luft zu schnappen. Den Rücken an die Kirchenmauer gelehnt, saß er da und verschnaufte. Da hörte er eine
     Stimme, die oben von Norrskaten zu kommen schien. Ein Flüstern, aber dennoch ganz klar und deutlich. ›Kommt, alle meine kleinen
     Küken‹, wisperte die Stimme.
    Der Bäcker erschauerte bis ins Mark. Diese Stimme war so gespenstisch, so kalt und fern und doch so durchdringend und lockend.
     Da wusste er, dass es die Schwarze Sara war.
    Hinter der Mauer, an der er lehnte, kamenschon die ersten Kinder vorbei. Er sah sie nicht, aber er hörte das tapsende Geräusch ihrer nackten, kleinen Füße. Und auch
     das Rascheln ihrer Nachtgewänder.
    Es dauerte lange, bis der Zug an ihm vorübergezogen war, und der Bäcker begriff, dass es viele Kinder sein mussten. Aber wie
     viele es waren, das wurde ihm erst klar, als er über die Mauer schaute. Wie eine lange, lange Schlange wanderten sie über
     den Kirchberg, an dem kleinen Museum vorbei und weiter auf dem Pfad hinauf nach Norrskaten. Und die ganze Zeit über flüsterte
     die Stimme im Wind. ›Kommt, alle meine kleinen Küken‹, sagte sie. ›Ja, kommt nur.‹
    Und da entdeckte er sie, oben auf den Klippen. Der Wind hatte ihren Schal gefangen und ließ ihn wie ein zerfetztes, schwarzes
     Segel flattern. Mit ausgebreiteten Armen stand sie da und sah aus wie ein Dirigent, der sein Orchester lenkt.
     
    Plötzlich dämmerte dem Bäcker, was die Schwarze Sara vorhatte. Nicht mehr lange, dann würde die ganze Kinderschar von den
     Klippen in den sicheren Tod stürzen. Er musste etwas unternehmen! Aber was sollte er alleine gegen einen Dämon ausrichten?
     Denn es konnten nur teuflische Kräfte mit im Spiel sein.
    Er hatte Angst, so etwas fehlte ihm gerade noch. Aber wie er so dasaß und grübelte, fuhr ein Windstoß durch die offene Hintertür
     der Bäckerei, drehte drinnen eine Runde, und als die Böe wieder nach draußen kam, trug sie den herrlichsten Duft von Zimtschnecken
     mit sich. Und da endlich, als ihm dieser Geruch in die Nase stieg, kam dem Bäcker eine Idee.
    Was hatte er, was niemand sonst hatte? Was war die Waffe, die ihm half, alle anderen Bäcker der Stadt auszustechen? Ja, genau,
     der Duft seiner frisch gebackenen Zimtschnecken!
    Wenn die Schulkinder morgens an seiner Bäckerei vorbeikamen, sorgte er für gewöhnlich dafür, dass seine Tür einen Spaltbreit
     offen stand. Dann konnte er sicher sein, dass diejenigen, die ein paar Öre in der Hosentasche hatten, in der Pause zu ihm
     flitzen würden, um eine oder zwei Schnecken zu kaufen.
    Schnell rannte er in die Backstube, öffnete den Ofen, nahm das letzte Blech heraus, schob es zu den anderen in den Blechwagen
     und rollte die ganze Herrlichkeit durch die Hintertür nach draußen. Mit einem großen Backblech wedelte er den Zimtschneckenduft
     hinauf nach Norrskaten und schon bald hörte er die ersten Geräusche der Kinder, die am

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