Gekauft für den Harem
ehe er mich entführt. Ich habe ihn angefleht, mich zu meinem Ehemann zurückzubringen, doch er weigert sich, auf mich zu hören.“
„Deinem Ehemann?“ Lady Sefton-Jones wirkte betroffen. „Hat man dich gezwungen, einen dieser Heiden zu ehelichen? Meine arme Harriet! Aber sei nicht bekümmert. Wir werden einen guten, fürsorglichen Gatten finden, und bald hast du alles vergessen, was geschehen ist … genau wie unsere arme Marguerite mit Captain Richardson.“
„Ich bin bekümmert, weil ich Kasim liebe“, ließ Harriet ihre Schwägerin wissen. „Warum hörst auch du mir nicht zu? Marguerite hatte sich in Captain Richardson verliebt, deshalb nahm ich ihren Platz ein, als man sie mit dem Prinzen vermählen wollte. Sie zwangen mich zwar nicht, ihn zu heiraten, doch was ich tat, wurde als eine schwere Beleidigung betrachtet, und ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich einer schweren Bestrafung entging. Es war Kasim, der mein Leben rettete, und ich weiß nicht, was es ihn kostete, aber ich liebe ihn. Er war der Mann, den ich heiraten wollte, und in meinem Herzen ist er mein Ehemann – auch ohne Zeremonie. Ich weiß, du meinst es gut, Lucy, doch ich wünsche keinen Gatten zu finden. Ich habe keinen gefunden, bevor ich England verließ, und ich ziehe es vor, als alte Jungfer zu sterben, statt mich mit jemandem zu vermählen, den ich nicht liebe.“
„Dir wurde beigebracht, dein Schicksal klaglos zu akzeptieren.“ Lucy musterte sie voller Bedauern. „Man hat uns darauf vorbereitet, dass es so sein würde – aber niemand muss erfahren, was passiert ist, Harriet. Wir nehmen dich mit an den Hof und stellen dich unseren Freunden vor. Irgendwann wirst du auch wieder glücklich sein.“
„Ich möchte lieber auf unserem Landgut leben“, erwiderte Harriet. „Und sobald es geht, werde ich versuchen, ein Schiff zu finden, das mich nach Istanbul und zu meinem Mann zurückbringt.“
„Gib dir ein wenig Zeit“, bat Lucy. „Aber jetzt musst du erst einmal unsere Kinder begrüßen, Catherine und William. Und dann sag mir, ob du wirklich auf die Freuden des Familienlebens verzichten möchtest.“
„Ich fühle mich dir und Richard innig verbunden, und meinem Neffen und meiner Nichte genauso. Aber ich gehöre zu Kasim, und nichts wird meine Meinung ändern.“
Als sie geendet hatte, trat ein störrischer Ausdruck in Lucys Miene, und Harriet erkannte, dass weder ihrer Schwägerin noch ihrem Bruder klar war, wie sehr sie litt. Ihr brach das Herz, und sie dachte unausgesetzt an Kasim. Ob er auch an sie dachte? Sich fragte, ob sie lebte oder tot war. Wahrscheinlich glaubte er, die Männer der Bergstämme hätten sie entführt, und rechnete mit dem Schlimmsten.
„Ich würde es vorziehen, euch nicht an den Hof zu begleiten.“ Harriet blickte zwischen ihrem Bruder und seiner Gemahlin hin und her. „Aber da ihr darauf besteht, komme ich mit … das heißt, wenn ihr mir gestattet, dass ich dann wieder aufs Land ziehen darf.“
„Als ich letzte Woche bei Hofe war, fragte mich Ihre Majestät eine geschlagene halbe Stunde lang über dich aus. Auf Richards Bitte hin schrieb ich ihr und setzte sie von deiner Rückkehr nach England in Kenntnis, woraufhin sie dich für heute Abend einlud. Du kannst nicht ablehnen, Harriet. Es wäre eine Beleidigung für Ihre Majestät. Sie gibt einen großen Empfang, und wir müssen hingehen. Es hat sich herumgesprochen, dass du wieder da bist, und man wird dir alles Gute wünschen wollen.“
„Ich bin nicht sicher, ob man mich nicht schneiden wird, Lucy.“
„Sei nicht töricht, Liebes. Es ist allgemein bekannt, dass du gegen deinen Willen in die Sklaverei verschleppt wurdest. Ich nehme eher an, man wird dich für deine Tapferkeit bewundern. Deshalb solltest du deine Vorstellung bei Hofe auch so schnell wie möglich hinter dich bringen. Wenn die Königin dich akzeptiert, wirst du von allen hofiert und gefeiert.“
Harriet musste über die Begeisterung ihrer Schwägerin lächeln. „Und wenn sie zu dem Schluss gelangt, dass sie mich nicht akzeptieren kann, weil meine Schande womöglich auf sie abfärben würde?“
Lucy lachte auf. „Du sprichst von der Königin. Elizabeth tut, was sie will.“
„Lady Harriet …“ Nichts an der jungen Dame, die vor ihr in einen tiefen Hofknicks versank, schien dem aufmerksamen Blick der Königin zu entgehen. „Ihr wirkt gesund und munter. Darf man dem entnehmen, dass Ihr Euer … Abenteuer heil überstanden habt?“
„Ja, Majestät.“
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