Geklont
verzichteten dann vielleicht auf einige der heikelsten Fragen. Den Leuten gefiel es, von besonderer Bedeutung zu sein, und diejenigen, die Ari bevorzugte, hatten gleichzeitig eine Vorliebe für sie; und der alte Yevi Hart, der als besonders rücksichtlos galt, war seit dem Jahr, in dem sie ihre Mutter verloren hatte, einigermaßen freundlich. Sie hatte ihn seit Jahren bearbeitet, hatte ihn besonders im Auge behalten und war hin und wieder enttäuscht worden, wenn er diese gefährlichen Fragen stellte. Heute warf sie ihm einen Blick zu, den nur sie beide zu deuten wußten, weil sie wußte, daß er die erste Frage stellen würde. In Ordnung, Yevi, leg los, wir wissen beide, daß du nur deinen Job tust: Du bist trotzdem mein alter Schatz.
Er sah sie an und schien für einen Sekundenbruchteil nicht mehr mit seiner Frage drohen zu können. Sein strenges Gesicht spiegelte Besorgnis wider. Er atmete noch einmal durch, rollte seinen Fragestreifen zusammen und schob eine Hand in seine Jackentasche. »Junge Sera ...«
»Ich bin immer noch Ari, Yevi.« Sie neigte den Kopf, lächelte etwas traurig. »Entschuldigung. Stellen Sie Ihre Frage.«
Ein drittes Mal Luft holen. »Ari, du hast deine Volljährigkeit beantragt. Die Zentristen klagen gegen das Wissenschaftsamt, um die Bewilligung zu verhindern. Was sagst du zu ihrer Behauptung, daß du vom Reseuner Personal mit einem Tiefenband unterrichtet und auf einen Auftritt vorbereitet worden bist, und daß du ausschließlich als juristisches Mittel geschaffen wurdest, um Reseune und deinen Verwandten die Kontrolle über Emorys Besitz zu sichern?«
Sie lachte offen heraus. Das amüsierte sie wirklich. »Erstens: Ich bin noch nie mit einem Tiefenband behandelt worden; ich lerne wie jeder andere ZIV. Zweitens: Ich ...«
»Die nächste.«
»Ich möchte erst darauf antworten, Yevi, und dann auf die nächste. Darf ich?«
Ein grimmiges Nicken.
»Zweitens«, sagte sie, hob einen Finger und lächelte, »müssen sie, glaube ich, gemeint haben, daß ich auf die besonderen Antworten auf Reporterfragen vorbereitet worden bin, denn wenn wir ein Band hätten, das mir meine Lektionen so einfach beibringen könnte, wäre das wunderbar - wir würden es in der ganzen Union verkaufen, und das würde meinen Verwandten einen Haufen Geld einbringen; aber die Zentristen wissen wohl, daß dem nicht so ist, deshalb meinen sie sicher, ich bin für die Fragen präpariert worden, und das würde bedeuten, daß sie Reseune die Fragen einen Tag vorher mitteilen. Das ist aber nicht der Fall, oder?«
»Nicht im Entferntesten.« Yevi schien ein wenig in die Enge gedrängt zu sein. »Aber wenn...«
»Drittens.« Sie hob noch mal den Finger. Ein Dutzend Fragen wurden durcheinander gerufen. »Einen Moment noch, ich möchte keine Frage überspringen. Ser Corain behauptet, meine Verwandten hätten mich als eine Marionette geschaffen, mit deren Hilfe sie über das Erbe meine Vorgängerin verfügen können; sie sagen, ich darf meine Volljährigkeit nicht erhalten, weil es ein Trick sei, um weiterhin Emorys Verstrickung mit der Sache auf Gehenna zu vertuschen. Das sind eigentlich zwei Fragen. Zum einen: Wenn ich meine Volljährigkeit bekomme, verfüge ich über die Rechte, nicht meine Verwandten, und das bedeutet, daß sie rechtlich sogar die Kontrolle darüber verlieren ; sie werden mir weiterhin Ratschläge erteilen, aber jeder, der Geschäfte tätigt, zieht in organisatorischen Dingen wie der Investition oder der Forschung andere zu Rate, aber das heißt noch lang nicht, daß er seinen Ratgebern gehört. In Reseune leben nicht nur meine Verwandten - es gibt Abertausende, die ich berücksichtigen muß - so wie es meine Vorgängerin auch tat, als sie im Rat saß. Zum anderen ...«
»Ari...«
»Lassen Sie mich noch zum zweiten Teil der Frage kommen. Dann die nächste. Ich möchte alle beantworten. Zum anderen wird behauptet, daß meine Volljährigkeit ein Trick ist, um zu vertuschen, daß Emory in Gehenna die Hände im Spiel hatte. Mir sind die Gehenna-Notizen zugänglich, und ich bin ohne weiteres bereit, vor dem Rat auszusagen, sobald ich meine Volljährigkeit habe. Bis dahin bin ich minderjährig und kann es nicht. Deshalb habe ich den Eindruck, daß der Prozeß der Zentristen dazu dient, bestimmte Dinge zu verschleiern, denn wenn sie wirklich wissen wollen, was ich weiß, warum versuchen sie zu verhindern, daß ich unter Eid aussagen kann? Diese Akten sind mit meiner Stimme gesichert, und nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher