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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Stellen, wie zum Beispiel: »Ein junger Mann von Sewell & Cross, ein junger Mann von Howell & James.« Armer Max, ich habe es ihm nie erklären können.
Aber Max selbst war im Grunde noch unerklärlicher. Er war sich selbst der schlimmste Feind, falls man meinem Vater glauben konnte, aber mein Vater konnte Max nicht ausstehen. In Wirklichkeit verabscheute er den langen Koby und mit ihm alle die »amerikanischen Freibeuter«, wie er sie nannte, in Berlin.
»Hörst du überhaupt zu?« hörte ich Cindy fragen.
»Aber ja doch, natürlich.« Ich nehme an, ich hatte, während ich meinen Erinnerungen nachhing, zu ihrem belanglosen Geplauder nicht häufig genug genickt und gelächelt.
»Ich fahre nach Straßburg«, sagte sie plötzlich, und nun war ich ganz Ohr. Die Hand mit der Zigarette fuhr hoch, so dass eine dünne Rauchfahne in der Luft hing. Dann berührte Cindy ihr Haar. Es war lockig und glänzte, als käme sie eben vom Friseur. Aber ihr Haar sah immer so aus.
»Willst du Urlaub machen?«
»Um Himmels willen! Sei doch nicht so blöde, Bernard. Würdest du denn in Straßburg Urlaub machen?« Wieder gestikulierte sie mit ihrer Zigarette, und ein langes Stück Asche fiel dabei aufs Bett.
»Ein Auftrag?«
»Bist du wirklich so schwer von Begriff, Bernie? Das Europäische Parlament ist dort, verdammt noch mal!« Als sei sie wütend wegen der verstreuten Asche, drückte sie strafend die erst halb gerauchte Zigarette heftig im Aschenbecher aus.
»Und da willst du nun arbeiten?« Ich fragte mich, warum zum Teufel sie das nicht eher erzählt hatte, als wir über das Wetter sprachen und darüber, wie schwierig es ist, Karten für das Royal Opera House zu kriegen, wenn man nicht irgendwelche Beziehungen hat. Doch dann begriff ich, dass sie mit der Eröffnung hatte warten wollen, bis ich etwas getrunken hatte.
»Das Gehalt ist nicht großartig, und ich muss mein Haus in London verkaufen. Am Sonntag wird die Anzeige in den Zeitungen erscheinen. Der Immobilienmakler, den ich beauftragt habe, sagt, wenn ich nur noch eine Kleinigkeit in Küche und Bad investiere, könnte er den Preis leicht um fünfzehntausend erhöhen, aber ich habe dazu einfach keine Zeit mehr.«
»Aha.«
»Du selbst bist nicht interessiert, nehme ich an?«
»Interessiert woran?«
»Was ist los mit dir heute abend, Bernie? Wärst du an dem Haus interessiert? Ich würde es natürlich lieber einem Freund verkaufen.«
»Ich bin gerade umgezogen«, sagte ich. »Noch mal packen und auspacken, das steh’ ich nicht durch.«
»Stimmt. Hab’ ich ganz vergessen. Du bist ja jetzt in der hintersten Provinz. Ich würde es in diesen Vororten nicht mehr aushalten. Das ist doch der schleichende Tod.«
»Ja, nun, ich hab’ keine Eile damit«, sagte ich. Mir war zumute, als hätte sie mir ganz beiläufig in den Bauch getreten. Ich war in dem Glauben hierhergekommen, dass Cindy noch entschlossener als ich dem Geheimnis auf den Grund gehen wollte, und jetzt musste ich feststellen, dass sie nur darauf aus war, ihr Scheiß-Haus zu verscheuern. Versuchsweise und ohne Dodo ins Spiel zu bringen, sagte ich: »Ich glaube, in der Sache mit dem deutschen Bankkonto ist mir ein Durchbruch gelungen.«
Sie hatte angefangen, in der teuren Krokodillederhandtasche zu kramen, von der sie sich niemals trennte. »Gut«, sagte sie, musterte den Inhalt ihrer Tasche und zeigte wenig bis gar kein Interesse an meinen Entdeckungen.
Ich fuhr beharrlich fort: »Wie ich höre, ist es bei einer Bank namens Schneider, von Schild und Weber. Ich habe die Adresse im Berliner Telefonbuch gefunden. Wir werden noch ein paar Einzelheiten brauchen.«
»Von Ende der nächsten Woche an werde ich in Straßburg sein.« Sie entnahm ihrer Handtasche ein Päckchen Zigaretten und ein goldenes Feuerzeug.
»Das ist aber verdammt plötzlich.«
Langsam zündete sie sich eine Zigarette an, blies eine Rauchwolke zur Decke und sagte: »Sir Giles hat mich dafür vorgeschlagen.«
»Creepy-Pox hat also wieder einmal zugeschlagen.« Sie musterte mich mit einem starren Lächeln, das mir zu verstehen gab, dass die Bemerkung sie zwar nicht amüsierte, sie aber deswegen keinen Streit mit mir anfangen wollte.
»Der Job ist gut. Und er ist aus heiterem Himmel frei geworden. Nur deshalb habe ich ihn überhaupt gekriegt. Der Mann, der ihn bisher hatte, ist an AIDS erkrankt. Die beiden anderen Anwärter auf den Posten sind Männer mit Familien und Kindern in schulpflichtigem Alter. Keiner von denen ist imstande, sofort in Straßburg anzufangen.

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