Geld fressen Seele auf
jüngerer Bruder Christiano ließen sich später von ihrem Vater überreden, sich doch zunächst einmal in Düsseldorf umzuschauen, wie man im Hause der Oma so leben könnte.
Tochter Carol, die Vierzehnjährige, hatte sich entschieden, lieber bei ihrem Vater und bei ihren Freundinnen zu bleiben. Ausserdem spekulierte sie darauf, endlich wieder ein eigenes Zimmer zu bekommen und endlich keine Engelgeschichten mehr anhören zu müssen. Ihre Mutter, Angelina, hatte nämlich viele solcher Engelgeschichten und darüber hinaus auch viele Geschichten von himmlischen Initiationsprozessen , die sie auf ihren Astralreisen erlebt haben wollte, erzählt.
So war sie eines Tages auch gekommen und hatte diese Botschaft des höchsten Engels Metathron, dem, wie sie sagte, höchsten Engel an Gottes Seite, übermittelt: Gott persönlich habe ihr und Francisco über Metathron mitteilen lassen, dass nunmehr die Ehezeit Ansa beendet sei. Angelina möge nach Deutschland zurückkehren, um dort ihre sofortige Aufgabe als Heilerin anzutreten.
Francisco war schockiert, damals wie heute – und sofort kamen ihm seine damaligen Gedanken wieder in den Sinn: » Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. «
Waren das nicht kirchlich gesalbte Worte, die bei Hochzeiten für feuchte Augen sorgten? Sie erschienen ihm unter diesen Umständen fast sarkastisch, weil der einst wortimmanente Glanz einer dumpfen Ohnmacht gewichen war. Zumal Francisco und Angelina seinerzeit nur standesamtlich heiraten durften, weil Angelinas katholisch geprägte Familie und ihr Haus-und-Hof-Pfarrer befunden hatten, dass dieser Protestant Francisco, der ja schon einmal geschieden worden war, zu unrein für eine katholisch-kirchliche Hochzeit wäre.
Doch einmal angenommen, Angelina hätte diese Botschaft tatsächlich von Gott erhalten, warum sollte jetzt eigentlich Gott diese Ehe für beendet erklären, wenn sie doch gar nicht vor ihm geschlossen worden war? Oder sollte der Umkehrschluss dazu richtig sein: Was Gott nicht zusammenfügt, wird er später scheiden?
Anyway. Francisco war damals jedenfalls ziemlich perplex und verstört gewesen, als Angelina ihm jene göttliche Botschaft übermittelt hatte und – viel schlimmer noch – sich daran zu halten gedachte.
Aus der Vogelperspektive betrachtet erlebte Francisco nun noch einmal, wie ursprünglich alles ganz normal – eigentlich sogar sehr positiv – angefangen hatte.
Beruflich hatte der junge Familienvater Francisco Ansa, damals 1990, seine erste berufliche Enttäuschung erlebt. Er kämpfte zuvor viele Jahre für die Durchführung eines selbst konzipierten europäischen Armutsprojektes, dem »European Program against poverty‹‹ und verhandelte und stritt mit zahlreichen Politikern, Wirtschafts- und Sozialverbänden aller Couleur. Selbst die EU-Kommission in Brüssel gewann er als Finanzierungspartner des später durchgeführten wissenschaftlich evaluierten Projektes. Über viele Jahre waren unzählige Überstunden in diesem sozialpolitischen Projekt zusammengekommen und von allen Seiten war er für diesen Projektansatz und sein ausserordentliches Engagement gelobt worden.
Dann hatte der Souverän ein neues Kommunalparlament gewählt und neue politische Köpfe implementiert, die nunmehr sein Projekt mit ihren faulen Lorbeeren auffüllen und verändern wollten. Schnell musste Francisco erkennen, dass er gegen derartige Machtpolitiker und Vorgesetzte machtlos war und dass diese künftig nicht mehr an die Menschen und Zielgruppen im Projekt denken würden, sondern nur an ihren persönlichen Machtausbau und ihre Lorbeeren. Konsequent hatte er sich daraufhin aus dem öffentlichen Dienst und dem sozialpolitischen Engagement verabschiedet.
Ursprünglich ohnehin als Unternehmersohn geboren, zog es ihn nun in die freie Wirtschaft. Dort, so vermutete er seinerzeit, würde persönliche Leistung und Engagement gerechter und fairer behandelt werden.
Dann las er jene Zeitungsanzeige: »Unternehmer im Unternehmen gesucht! Die Freiheiten und das Einkommen eines Selbstständigen, verbunden mit den Sicherheiten eines Angestellten im internationalen Konzern!«
Diese Anzeige entsprach genau seiner Zukunftsvision.
Logisch, dass er jenem Global Financial Services (GFS) seine Bewerbung sofort zusandte. Alles Weitere lief wie von fremder Hand geführt, fast eigendynamisch. Nicht zuletzt wahrscheinlich auch deshalb, weil Francisco und Angelina schon seit Jahren auf der grundsätzlichen
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