Geliebt, begehrt, verwoehnt
vernünftig gewesen, um sich durch schnellen Sex und die stets verfügbaren Drogen verführen zu lassen, aber er hatte Kollegen gekannt, die nicht so viel Verstand oder Glück gehabt hatten.
Er hatte mit diesem Lebensstil nie etwas anfangen können.
Als dann ein Freund an einer Überdosis Drogen gestorben war, hatte er, Finn, die Kreise, in die er geraten war, aus tiefstem Herzen zu verabscheuen begonnen. Er hatte es erlebt, dass junge Frauen sich ihm hemmungslos an den Hals warfen, getrieben von ihrer Drogensucht. Auf den Partys der Superreichen wurden diese Frauen dann herumgereicht wie Bonbons - genau wie die Drogen, die ihr Leben zerstört hatten. Es war eine Welt, in der es nur um materiellen Reichtum ging und in der Menschen wenig zählten. Eines Morgens war er aufgewacht und hatte sich entschieden, dass er nicht länger Teil dieser Welt sein wollte.
Vielleicht war es nicht fair, der Großstadt die Schuld am Verhalten einzelner Menschen zu geben. Aber er hatte sich lange gefragt, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Er sehnte sich nach Sauberkeit und Natur, er wünschte sich ein einfaches, friedliches Leben. Er hasste die Großstadt und die meisten ihrer Bewohner. Menschen, die den großstädtischen Lebensstil liebten, misstraute er zutiefst.
Seine Mutter war auf einem Bauernhof aufgewachsen, und er hatte anscheinend ihre Anlagen geerbt. Er hatte einen Geschäftsplan für ein en landwirtschaftlichen Hof gemacht und war damit ein kalkuliertes Risiko eingegangen. Immerhin hatte sein Urteilsvermögen ihm schon einmal Millionen eingebracht. Seine Chefs in der Börsenmaklerfirma hatten ihn angefleht zu bleiben, doch sein Entschluss hatte festgestanden. Er wollte eigenes Land besitzen, um biologischen Ackerbau zu treiben, Vieh zu halten und seine kleine Herde Alpakas zu vergrößern.
Im Gegensatz zu Melly wusste Finn sofort, worum es sich handelte, als er das Rauschen der Flutwelle hörte. Er hielt an und schimpfte vor sich hin. Wenn das Flussbett überflutet war, war die Furt unpassierbar, selbst für seinen Landrover.
Dann war er auf der falschen Seite des Flusses von der Welt abgeschnitten.
Ungläubig betrachtete er das Auto, ein modernes Cabrio, mit dem nur ein Narr versuchen würde, eine überschwemmte Furt zu durchqueren.
Das Wasser stand bereits auf halber Höhe des Wagens und stieg schnell. In wenigen Minuten würde der Fluss das Cabrio mit sich reißen, mitsamt seiner blonden Fahrerin. Entschlossen startete Finn den Motor des Landrover und lenkte ihn vorsichtig durch die Fluten neben den anderen Wagen. Er biss die Zähne zusammen, als er den Sog der Strömung spürte, die sein Auto hin und her schleuderte und es flussabwärts zu reißen drohte.
Melly konnte nicht fassen, in was für einer Situation sie sich befand. So etwas gab es doch gar nicht! Zumindest passierten solche Dinge nicht ihr. Wie war sie mitten in einen reißenden Fluss geraten? Sie atmete scharf ein, als das Auto sich leicht zur Seite bewegte. Gleich würde sie von den Fluten mitgerissen werden und möglicherweise ertrinken. Aber sie hatte den Landrover hinter sich bemerkt und sagte sich, dass sie sich unnötig ängstigte. Wenn der Fahrer die Furt durchqueren konnte, dann konnte sie es auch. Entschlossen versuchte sie, den Motor zu starten.
Finn traute seinen Augen nicht, als er sah, wie die Frau sich nach vorn beugte, um den Wagen anzulassen. Dabei fiel ihr das schimmernde blonde Haar ins Gesicht. Was, um alles in der Welt, hatte sie vor? Ihr musste doch klar sein, dass ihr Wagen nicht anspringen würde. Und selbst wenn er es tat, würde es ihr nichts nützen, weil das Wasser bereits zu tief war.
Finn fuhr ein Stück vor, bis er direkt neben ihr stand, und kurbelte das Fenster hinunter. Die Frau bemerkte ihn und warf ihm einen abweisenden Blick zu, den er nicht zur Kenntnis nahm. Offensichtlich war sie eine Großstädterin, und seine Abneigung wuchs. Er forderte sie mit einer deutlichen Handbewegung auf, das Fenster zu öffnen.
Eigentlich wollte Melly den Mann ignorieren. In der Stadt reagierte eine Frau nie auf die Annäherungsversuche eines Fremden. Dann spürte sie allerdings, wie ihr Auto sich mit einem Ruck weiter stromabwärts bewegte.
"Was haben Sie vor?" schrie Finn sie an, als sie endlich ihr Fenster hinuntergelassen hatte. "Sie sitzen in einem Auto, nicht in einem U-Boot."
Der Mann machte keinen Hehl aus seiner Verachtung für sie, das empörte sie noch mehr. Sie war es nicht gewohnt, von Männern unverschämt
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