Geliebter Feind
geweckt. Ich wollte der eine sein, mit dem du eine ernste, eine wichtige Beziehung hast. Ich bin eben extrem ehrgeizig“, neckte er sie. „Warum, glaubst du wohl, habe ich dir diese Akte über Jeffrey gegeben?“
Abbey zog eine Grimasse. „Das war abscheulich. Aber ich bin froh, dass ich endlich die Wahrheit kenne.“
„An dem Abend wurde mir klar, dass ich dich liebe. Weil ich mir wie ein Mistkerl vorkam, dass ich dich derart verletzte. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht.“
„Ich glaube, auch mit mir ist an diesem Abend etwas geschehen. Lust wurde zu etwas anderem. Du warst so unglaublich fürsorglich.“ Sie drückte einen Kuss auf seinen Mundwinkel, löste seine Krawatte und versuchte, ihm das Jackett von den Schultern zu schieben.
„Ist das jetzt Lust oder Liebe?“, fragte er mit einem herausfordernden Blitzen in den Augen.
„Ist das wichtig?“
Nein, in diesem Moment war nichts wichtig außer dem Feuer, das zwischen ihnen aufloderte. Kleidung fiel achtlos zu Boden, Worte wurden unnötig. Sie liebten sich wild und leidenschaftlich, doch es war eine neue Innigkeit hinzugekommen. Hinterher lag Abbey erschöpft in seinen Armen, und die ganze Welt schien ihr voll strahlender Hoffnung für die Zukunft.
„Wieso hast du Cobblefield House ausgesucht?“, fragte sie ihn neugierig, wobei sie den Ring an ihrem Finger immer wieder ansehen musste.
Nikolai lachte leise. „Erinnert es dich nicht an etwas?“
Abbey schüttelte den Kopf.
„Dein Puppenhaus. Der Hauptteil sieht genauso aus.“
Sie riss die Augen auf. „Deshalb?!“
„Das war meine Inspiration. Fragst du dich denn nicht, woher ich wusste, dass du siamesische Katzen magst?“
„Lady.“ Sie seufzte zufrieden. „Das war ein wunderbares Geschenk. Ich liebe dieses kleine Tierchen.“
„Als ich dich mit dem Kätzchen sah, dachte ich, was für eine großartige Mutter du sein wirst. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mir vorstellen konnte, Vater zu werden, ohne direkt eine Panikattacke zu bekommen. Da wurde mir auch klar, dass du anders bist.“
„Ich weiß nicht, ob ich schon Mutter werden will“, sagte Abbey. „Erst einmal muss ich mich daran gewöhnen, dass ich verlobt bin und demnächst heirate und in einem riesigen Schloss lebe.“
„Ich liebe dich, ich kann warten. Was immer dich glücklich macht“, bekräftigte Nikolai.
Abbey schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „ Du machst mich glücklich“, sagte sie mit inbrünstiger Überzeugung.
„Halt still, Schatz“, ermahnte Ophelia Metaxis ihre dreijährige Tochter, als sie die Kamera hob. „Ich will doch ein Foto von dir und deinem Cousin machen.“
Die kleine Poppy mit den goldenen Haaren und den dunklen Augen stand neben Abbey, die ihren Sohn auf dem Arm hielt. Danilo, schwarzhaarig und mit blauen Augen, trug ein wunderschönes Taufkleidchen und schlief selig in den Armen seiner Mutter.
„Er ist so süß.“ Ophelia klopfte sich auf ihren leicht gewölbten Leib. „Ich hoffe ja, mein Nächstes wird auch ein Junge.“
Auf Carolines Wunsch hin legte Abbey ihr Danilo auf den Schoß für die nächste Serie Familienfotos. Der DNS-Test war positiv ausgefallen. Ophelia und Nikolai waren Halbgeschwister, sie hatten eine gemeinsame Mutter – Cathy. Ophelia hatte Abbey von Molly, ihrer Schwester, erzählt, die adoptiert wurde, als Ophelia noch ein Teenager gewesen war. Nikolai war nun ebenso versessen darauf wie Ophelia, Molly zu finden, doch bis jetzt hatten alle Nachforschungen zu keinem Ergebnis geführt.
Zwei Jahre war es nun her, dass Nikolai und Abbey geheiratet hatten. Lysander und Ophelia hatten die Hochzeit in Madrigal Court ausgerichtet, dem wunderschönen elisabethanischen Herrenhaus, das übrigens nur dreißig Meilen von Cobblefield House entfernt lag. Es war ein so wunderbarer Tag gewesen, dass alle traurigen Erinnerungen an ihren ersten tragischen Hochzeitstag in Abbey verblasst waren. Jetzt konzentrierte sie sich ganz auf die Gegenwart, auf ihren Mann, den sie anbetete, und ihr erstes Kind.
Caroline und Drew waren inzwischen sehr viel glücklicher als vorher, denn sie verbrachten mehr Zeit als Familie zusammen. Nikolai war Teilhaber von Support Systems geworden, und Olya hatte die Geschäftsleitung übernommen. Sie achtete sehr genau darauf, dass alles seinen korrekten Gang ging, und sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Darya arbeitete in New York für Nikolai, und Sveta war als Geschäftsführerin von Arlov Industries in London tätig.
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