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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Der Anhalter 1 - Von Basel nach Hamburg
    Von Basel nach Hamburg, um meine Freundin Sissi zu treffen. Mit dem Auto doch gar nicht so weit, jedoch weit genug, um etwas anderes zu treffen, das weitaus interessanter als diese *flüster* alte Schrappnelle ist…
    +++++
    Ich bin auf dem Weg nach Hamburg, wo ich eine gute Freundin besuchen will. Wir kennen uns schon lange, bisher aber nur per Internet. Ich weiß, wie sie aussieht und wie ihre Stimme klingt, aber nun will ich sie unbedingt richtig sehen. Sissi und ich mailen jeden Tag und unsere Gespräche drehen sich um Gott und die Welt, obwohl ich ein Mann bin und sie - nun ich nehme doch an, dass sie wirklich eine Frau ist.
    Jedenfalls hat sie mir in Hamburg ein Hotelzimmer besorgt und erwartet mich im Laufe der Nacht. Eher gesagt im Laufe des nächsten Tages, denn ich werde heute nur noch einchecken und schlafen, um mich dann morgen bei ihr zu melden. Ich bin spät losgefahren, da ich noch etwas zu erledigen hatte, befinde jetzt erst kurz hinter Darmstadt und es ist schon früher Abend. Das wird eine harte Tour werden.
    Lange Autofahrten sind mir verhasst, dennoch habe ich mich diesmal dafür entschieden, weil ich unabhängig sein will. Aus dem CD Player erklingt Rockpop von ‚Nickelback‘, der mich hoffentlich wachhalten wird, bis ich Hamburg erreicht habe.
    Wenige Kilometer später gucke ich auf die Tankuhr und steuere notgedrungen die nächste Raststätte an. Nachdem ich meinen Wagen vollgetankt habe, lenke ich ihn langsam in Richtung der Autobahn. Es ist nur wenig los. Das Wetter ist herbstlich, ein Regenschauer kündigt sich an und keines der Bundesländer hat Ferien.
    Dort, wo die Straße in die Zufahrt mündet, steht einsam ein Mann neben einem Koffer und hält den Daumen raus. Der Kerl muss ungefähr in meinem Alter sein, also Mitte vierzig, und sieht derart verloren aus, dass ich wider besserem Wissen ein paar Meter hinter ihm anhalte und den Wagen zurücksetze. Sogleich eilt der Mann zur Beifahrertür, die ich von innen geöffnet habe.
    „Hamburg?“, fragt er hoffnungsvoll.
    „Ja, was für ein Zufall.“ Ich bedeute ihm, den Koffer auf dem Rücksitz zu deponieren.
    Nachdem er sein Gepäck verstaut hat gleitet er neben mir auf den Sitz und schnallt sich an. Ich setze den Blinker und gebe Gas. Nach kurzer Zeit habe ich mich in den spärlichen Verkehr eingefädelt und ‚Nickelback‘ unterhält uns. Das geht so bis kurz hinter Frankfurt, dann siegt die Neugier.
    „Darf ich fragen, ob das neue Mode ist – Trampen mit Koffer?“ Ich werfe einen kurzen Blick auf das Profil meines Nachbarn.
    Er lacht kurz und freudlos auf.
    „Nein, das war eher die Not. Ich bin ausgesetzt worden wie ein Haustier, das niemand mehr haben will.“
    „Oh, Streit mit der Gattin?“, frage ich grinsend nach.
    „Mhm, so ähnlich“, murmelt mein Beifahrer.
    „Ich bin übrigens Jack“, sage ich und halte ihm meine linke Hand, die er kurz drückt umständlich hin.
    „Robert.“ Er lächelt, wie ich aus dem Augenwinkel feststelle.
    Der Kerl ist wahnsinnig anziehend mit seinen dunklen Augen und der braunen Lockenmähne, die etwas zu lang ist. Er wirkt wie einer dieser Weltenbummler, die mit Rucksack und einem Dreirad den Himalaya befahren, oder mit einem Skateboard durch die Wüste jetten. Seine Kleidung ist unkonventionell. Zu seiner Jeans trägt er einen roten Pulli und einen grünen Schal. Die Schuhe sind – wenn ich mich recht entsinne – auch rot. Es steht ihm, aber im Anzug würde der Kerl auch eine gute Figur machen.
    „Ich bin zu alt“, schnaubt Robert so plötzlich, dass ich erschrocken hochfahre.
    Anscheinend war ich gerade in eine Art Denktrance gefallen. Verwundert gucke ich ihn an.
    „MEIN GOTT! Ich bin gerade mal vierundvierzig. Der Altersunterschied ist also nur zwölf Jahre. Wir kann ich da ZU ALT sein“, echauffiert er sich weiter.
    „Mhm, du meinst, deine Frau hat dich wegen eines Jüngeren verlassen?“
    „Das kommt ungefähr hin“, murmelt Robert, „Jünger, attraktiver und reicher als ich.“
    „Das jung und reich mag ja sein, aber ich finde, dass du sehr gut aussiehst“, sage ich unüberlegt, bis mir einfällt, dass es sich komisch anhören muss. „Für einen Mann“, setze ich daher schnell hinzu.
    „Danke.“ Robert schmunzelt. „Du bist auch ganz ansehnlich.“
    Ich spüre seinen Blick und muss jetzt auch grinsen. Klar, ich habe mich gut gehalten und mein graumeliertes Haar hat diesen gewissen ‚Clooney Chic‘, auf den viele

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