Geliebter Vampir (German Edition)
miteinander verwachsen.
*
Die Sonne ging unter, als Robert und Helen im Hof der Mietsk a serne in der Heston Street unten am Fluss von dem Einspänner sti e gen. Hier wohnte Betsy Stone mit ihrer Familie im obersten Stock des schäbigen Backsteinhauses Robert Dubois ließ den Ei n spänner im Hof zurück. Eine im Haus wohnende Familie wollte für einen Dollar Bezahlung auf ihn aufpassen. Der Kapitän hatte Vorsorge getroffen. Mit grimmiger Miene zeigte er Helen in einer dunklen Ecke einen angespitzten Holz p flock, ein messingnes handgroßes Kreuz und seinen R e volver.
» Ich habe mir Silberkugeln besorgt, die ich weihen ließ und die zudem mit einem eingeritzten Kreuz versehen sind « , sagte er. » Ich weiß mich auch gegen einen Vampir zu wehren. «
Helen erbebte bei dem Gedanken, dass er auf ihre Schwester schießen oder sie pfählen würde. Doch gab es überhaupt noch e i nen anderen Ausweg?
Die Ärztin und der Flu ss kapitän stiegen die enge Treppe hi n auf. Es war schmutzig im Treppenhaus, und es roch nach Kohlsu p pe, Fisch und Urin. Betsy Stone hatte sie ankommen sehen und stand schon in der Tür ihrer engen Dachgeschoßwohnung. Sie begrüßte die beiden Besucher und führte sie in die Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung, für d e ren Zustand sie sich entschuldigte.
Es war alles sauber und ordentlich gehalten. Doch man sah, dass die Stones arme Leute waren. Sie hatten wenige, abgenutzte Möbel. Der Teppich war abgetreten, die Tapete fleckig und alt. Betsy St o ne hatte ihre jüngeren Kinder zu Freunden gebracht. Nur ihr älte s ter Sohn Ben befand sich außer ihr noch in der Dachgeschoßwohnung.
Der Achtzehnjährige lag unter der Dachschräge auf einem Eise n bett. Ihm gegenüber in der engen Kammer stand ein Etagenbett mit zwei Liegeflächen, in dem sonst seine jüngeren Brüder schliefen. Es roch nach Knoblauch im Zimmer. Betsy Stone hatte Knoblauchzehen vors Dachfenster gehängt. Außerdem standen ein halbes Dutzend Kreuze im Raum verteilt.
Eins war an der Raste des Dachfensters angebunden. Kerzen brannten in dem Raum und erzeugten eine unnatürliche Wärme. Ben Stones Haut wirkte grau. Er war schweißbedeckt und lag in einer Art Fieberwahn. Die Besucher nahm er nicht wahr, sondern phant a sierte.
» Die weiße Frau... Blanche, Blanche... Umarme mich, Geliebte. Tri n ke mein Blut. Ich will das Gefäß deiner Liebe sein. «
Helen fühlte Bens Puls. Er schlug schwach, aber regelmäßig. Die bleichen Lippen und seine Blässe verrieten, dass er an sta r ker Blutarmut litt. Tagsüber verhängte seine Mutter das Dachfenster und sorgte dafür, dass kein Sonnenlicht in den Raum fiel. Vorsic h tig nahm Helen den mit getrockneten Blutflecken versehenen Verband von Bens Hals.
Sie sog scharf die Luft ein, als sie die beiden nebeneinander gelegenen, tiefen Bisswunden sah. Nur wenig Blut sickerte nach, wenn der Vampir zu saugen aufhörte. Jede Bisswunde maß gut einen Zentimeter im Durchmesser.
» Was sollen wir tun ? « , fragte Robert Dubois.
» Wir halten Nachtwache « , antwortete Helen entschlossen. » Bla n che... die Vampirin wird kommen. «
Betsy Stone stellte ihnen Gumbosuppe hin, eine spezielle Fisch-und Krabbensuppe. Sie schmeckte gut. Die verhärmte Frau jammerte leise vor sich hin, während sie im Nebenzimmer das Geschirr spü l te. Sie hatte ein hartes Leben gehabt. Von dem letzten Schicksal s schlag, dass ihr Sohn Ben ein Vampiropfer wurde, wusste sie noch nicht, wie sie ihn verkraften sollte. Kapitän Dubois verließ ei n mal kurz die Wohnung, um nach seinem Pferd und dem Einspänner zu sehen.
Er ging einen Moment auf die Straße, um sich die Beine zu ve r treten. Auch hier in dem Armenviertel wurde der Mardi Gras gefe i ert. Robert hörte Musik und Stimmen. Er sah Feuerwerk über der Stadt. Er kehrte ins Haus zurück. Die Treppenstufen knar r ten unter seinem Tritt.
Betsy Stone öffnete ihm mit verzagtem Gesicht. Der Kapitän ta s tete nach dem antiken Messingkreuz, das er bei einem Trödler b e sorgt hatte und unterm Hemd um den Hals trug. Fast schämte er sich dessen.
» Dachtest du, es wäre ein Vampir, Betsy ? « , fragte er poltrig und trat ein. » Hast du einen Schluck Whisky für mich? «
» Nur billigen Selbstgebrannten. Wir brauchen ihn für medizin i sche Zwecke. «
» Schnaps ist Schnaps. Her damit. «
Robert Dubois trank. Helen rümpfte die Nase, als er zu ihr in die enge Kammer trat, in der der Kranke sich wälzte. Sie sagte j e doch nichts. Betsy Stone ließ die Tür
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