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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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erzählen, wie attraktiv und natürlich Tony gewesen war. Sogar Peter hatte angerufen und gesagt: »Schön, zu sehen, daß Tony sich vergnügt. Herrlich, wie sie die Herausforderung angenommen hat. Sie hat ihren Spaß.«
    Ganz anders als die Reaktion des Doktors, dachte ich. Aber Peter hatte ja auch kein »Image« zu wahren; er war ein Farmer vom Land und stolz auf ein Mädchen vom Land. Ich kam vom Telefon zurück und sagte gehässig: »Na ja, alle anderen schienen Tony wunderbar gefunden zu haben. Peter war ganz begeistert.«
    Als Barrett gegangen war, sagte ich zu Paul: »Dieser junge Mann hat sich wegen Tonys Redeweise geschämt. Er möchte eine absolut konventionelle Frau.»
    »Warum auch nicht? Ärzte müssen auf die öffentliche Meinung bedacht sein.«
    »Ich mag keine Snobs.«
    »Unsinn, mein Schatz. Das ist kein Snobismus. In bestimmten Berufen muß man konventionell sein. Nur weil du und Larry gerne die Leute schockiert habt, als ihr noch... noch... «
    Ich brach in Gelächter aus. Paul wäre beinahe wieder ins Fettnäpfchen getreten. Er wechselte das Thema und sagte: »Jedenfalls mußt du zugeben, daß der Bursche Mut hat. Er klagt nie, daß er bei schlechtem Wetter ’raus muß, und er sah ziemlich fertig aus.« Ich schämte mich. Hier saßen wir nun gemütlich am Feuer, und dieser ziemlich zart aussehende junge Mann fuhr durch den Sturm zurück in ein leeres Haus, und vielleicht wurde er noch einmal vor dem Morgen herausgeholt. Aber er fühlt sich hier nicht richtig wohl, dachte ich. Er braucht Lichter und gepflasterte Straßen und viele kluge Kollegen. Und wie wird Tony sich mit diesem Leben abfinden?
    Es hatte keinen Zweck, daran herumzurätseln, denn einen Monat nach ihrer Rückkehr brachte Oliver Barrett Tony nach Hause und fragte Paul mehr oder weniger förmlich, ob er einer Verlobung zustimmen würde.
    Tony war schnell hinausgegangen, und ich sah Paul hoffnungsvoll an. Das war der Augenblick, um die Dinge aufzuhalten. Er sagte langsam: »Ich weiß nicht. Sie ist sehr jung. In mancher Hinsicht noch sehr unausgegoren, selbst für ihr Alter. Aber wenn ihr beide sicher seid... Was meinst du, Susan?«
    Ich blitzte den Feigling böse an, sprach ganz langsam, tastete mich vor und war entschlossen, nichts Unüberlegtes zu sagen, was ich später bereuen würde. »Natürlich ist sie jung und in gewisser Weise für zwanzig Jahre sehr unreif. Ich glaube, das war ihre unglückliche Kindheit... Natürlich wird heute sehr jung geheiratet... Wie alt sind Sie, Oliver?«
    Das schien der richtige Augenblick, um einen freundschaftlichen Ton zu wählen und ihn beim Vornamen zu nennen; wenn ich wirklich die Tante des jungen Mannes werden sollte...
    Er sah mich warmherzig an, und ich dachte mit schlechtem Gewissen: >Er ist nett. Hab keine Vorurteile. Denk nicht an Peter. Verdirb nichts.<
    Er sagte: »Ich bin achtundzwanzig. Ich will gar nicht behaupten, daß ich nicht die üblichen — na ja, die üblichen Erlebnisse hatte, aber so habe ich mich noch nie gefühlt. Ich habe nie den Wunsch gehabt, jemanden zu heiraten. Es klingt sonderbar, aber — ich liebe sie sehr.«
    Es klang nicht sonderbar. Es war einfach und aufrichtig. Paul, der Angst hatte, ich würde sentimental, sagte hastig: »Das wäre es dann wohl, herzlichen Glückwunsch.«
    Aber ich wollte mich so nicht zufriedengeben und sagte etwas nervös, weil er nicht der Typ war, bei dem man sich etwas herausnehmen konnte: »Oliver, was für Pläne haben Sie? Beabsichtigen Sie, lange hierzubleiben?«
    Sein Gesicht wurde verschlossen, dann sagte er ruhig: »Ich habe keine Pläne. Ich bin hier, und ich hoffe, daß ich meine Arbeit gut mache. Im Augenblick denke ich nicht weiter... «
    Ziemlich kurz abgefertigt schlich ich aus dem Zimmer, um nach Tony zu sehen.
    Sie hockte in ihrem Zimmer und machte ein besorgtes Gesicht. Als ich hereinkam, sprang sie vom Bett, auf dem sie gesessen hatte, hoch und prüfte meinen Gesichtsausdruck. Ich hoffte, daß ich nichts verriet, ich glaube auch nicht, daß ich es getan habe, denn plötzlich küßte sie mich und sagte: »Es ist dir doch recht, Susan, nicht wahr? Ich hatte solche Angst, du wärst nicht dafür, und es ist doch alles so herrlich.«
    Sie war wirklich sehr jung und hatte völlig die Fassung verloren. Ihre Augen glänzten, ihr Gesicht strahlte. Ich küßte sie wieder und sagte: »Ich freue mich, dich so glücklich zu sehen«, und ich meinte, mich gut aus der Affäre gezogen zu haben. Als sie ins Wohnzimmer ging, versuchte

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