Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
ist vierundvierzig. Das könnte doch ein bisschen riskant sein, meinst du nicht?“ Dann grinste er. „Obwohl wir Sonntagsmorgens immer gemeinsam joggen gehen. Sie kann ganz gut mit mir mithalten.“
Noah brach in Lachen aus. Das liebte er so an George, und er hatte es schon immer gemocht – dass er so unerschrocken sein Leben lebte. Er hielt nichts hinter dem Berg. „Früher nannte man Kerle wie dich Filou“, sagte Noah.
„Aber doch nicht Männer wie mich“, widersprach George. „Ich mag diese Damen sehr gerne. Sie sind, jede für sich genommen, wundervolle Frauen. Ich behandele sie mit aufrichtiger Zuneigung und Respekt.“
Noah hatte den Verdacht, dass George mit mindestens einer dieser Frauen schlief, aber er verkniff sich die Frage. Als Noah noch jünger gewesen war, hatte er mit einigen Frauen herumgemacht und war auch mit manchen von ihnen intim gewesen. Als er kurz vor seiner Ordination gestanden hatte, quälte ihn die Sache mit dem Keuschheitsgebot. Noah war nicht gerade besonders keusch. Er betrachtete die Keuschheit auch eher als Empfehlung und die Nichteinhaltung derselben weniger als Sünde. In den meisten Fällen gab es sogar gute Gründe für diese Empfehlung. Jugend zum Beispiel. Und es gab auch keinen Grund, Sex von Menschen zu unterstützen, die nichts miteinander zu tun hatten. Wenigstens in dieser Hinsicht stand Noah makellos da. Es gab auch keinen Grund, eine Ehe zu brechen – doch dafür brauchte man kein Keuschheitsgebot. Man wusste auch so, wie schlecht so etwas ausgehen konnte.
Die Bibel enthielt viele Vorschläge, die nach modernen Gesichtspunkten altmodisch anmuteten. Die Isolierung menstruierender Frauen zum Beispiel. Keinen Fisch zu essen, der weder Flossen noch Finnen hatte, Wolle und Leinen nicht gemeinsam in einem Gewand zu tragen. Und es war auch häufig von Steinigungen die Rede. Manches waren alte Regeln, die in moralischer Hinsicht auch heute noch Sinn ergaben, und einiges waren kulturelle Zeugen ihrer jeweiligen Zeit.
Trotzdem wünschte Noah, George würde sich etwas mehr an die Bibel halten, vor allem, wenn er seine Gemeindemitglieder aufforderte, sich nach etwas zu richten, an das er sich selbst überhaupt nicht hielt.
George reagierte gleichgültig. „Niemand kennt die Bibel besser als du, Noah. Du hast außerdem eine beeindruckende Kenntnis verwandter Studien. Es gibt offensichtliche Gründe, weshalb man Dinge wie Keuschheit auch heute noch fordert. Erstens, um die Frauen zu schützen. Um Männer davon abzuhalten, sich wie brünftige Hirsche zu benehmen. Um der Promiskuität Einhalt zu gebieten und die Heiligkeit der Ehe zu ehren. Um den Akt der Liebe heilig zu halten und um zu verhindern, dass Kinder in unheilvolle Situationen hineingeboren werden, bevor Mann und Frau bereit sind, ihre Elternschaft anzunehmen, sie zu versorgen und zu beschützen.“
Noah wusste das alles selbst nur zu gut. Die Gründe für die meisten Regeln in der Bibel waren praktischer Natur und hatten nichts mit Tyrannei oder Selbstdisziplin zu tun.
„Aber ich schlage vor, wir machen Gebrauch vom elften Gebot. Moses hatte keinen Platz mehr auf seinem Stein, aber seine Weisheit überlebte Jahrhunderte. Ü
bernimm die Verantwortung für alles, was du tust.“
Noah grinste breit und sagte: „Ich habe
es
begriffen.“
12. KAPITEL
A m Montag erhielten George und Noah den zarten Hinweis, dass sie den Arbeitern bei den Restaurierungsarbeiten in der Kirche im Weg standen. Daraufhin entschieden sie sich, nach Arcata ins Vogelschutzgebiet zu fahren und sich ein nettes Abendessen in Old Town zu gönnen.
Sie kehrten erst spät nach Virgin River zurück. George nahm ein Buch mit ins Bett, und Noah blieb noch auf. Er saß mit seinem Laptop auf dem Sofa und tauschte nächtliche E-Mails mit einem Studienfreund aus, der nach Los Angeles gegangen war. Kurz nach zehn klopfte es an der Tür des Wohnwagens. Es war ein zaghaftes Klopfen. Noah tippte:
Muss los. Da kommt jemand.
Als Noah die Tür öffnete, stand auf einmal Ellie vor ihm. Sie wirkte erschüttert. Aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe gewichen.
„Es tut mir leid. Entschuldigung. Es ist schon sehr spät, und du hast vermutlich schon geschlafen, aber ich habe so eine Angst und weiß nicht, was ich machen soll.“
„Ich war noch nicht im Bett. Komm rein“, forderte er sie auf und reichte ihr die Hand. „Was um Himmels willen ist denn passiert?“
„Jemand vom Jugendamt war heute bei Arnie und hat mit ihm gesprochen und die Kinder
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