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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er wälzte sich auf die Seite. Im Mund spürte er einen pappigen Geschmack, die Zunge schien am Gaumen festzukleben, auf seinem Hals lag Schweiß. Das alles bekam er am Rand mit. Für ihn war es wichtig, daß er zum Zimmerfenster schauen konnte.
    Es war nicht mehr als ein schwaches Viereck, das in der dahinterliegenden Dunkelheit der Nacht zu schwimmen schien. Ein völlig normales Fenster, für seinen Geschmack allerdings sah es jetzt geheimnisvoll aus, wie das Tor zu einer anderen Welt.
    Der Mann aus Dresden hielt den Atem an. Er wartete darauf, ob sich das Geräusch wiederholte.
    Noch nicht…
    Er hustete. Das Geräusch durchklang den Raum wie ein hohles Klopfen. Die Matratze knarrte, als er sich bewegte und sich hinsetzte. Es war kalt in der Bude, denn in der Nacht verlor die alte Heizung, von der bereits die meiste Farbe abgeblättert war, ihre Wärme. Überhaupt zog es an allen Ecken und Enden. Das Haus war undicht, eine Renovierung hätte ihm mehr als gut getan.
    Erst jetzt kam er dazu, einen Blick auf die Uhr zu werfen. Die zweite Morgenstunde war bereits angebrochen. Eine Zeit, wo andere im Tiefschlaf lagen, Stoßflug aber nicht.
    Er war hellwach und angespannt.
    Auf dem Bett sitzend, dabei die Arme um den Körper geschlungen, dachte er über das Geräusch nach. Schritte und Tritte waren es nicht gewesen. Er rekapitulierte, er forschte tief in seinem Gedächtnis, weil er dort die Erinnerung hervorholen wollte, und er kam auch zu einem Entschluß. Es hatte geklopft.
    Unwillkürlich schaute er zur Tür. Aber von dort war es nicht aufgeklungen. Zudem konnte er die Schlafzimmertür nicht sehen, es war zu dunkel zwischen den Wänden.
    Blieb das Fenster!
    Helmut Stoßflug machte kein Licht. Er hätte nur den Arm auszustrecken brauchen, um die Nachttischlampe zu erreichen, das tat er nicht. Statt dessen blieb er sitzen und starrte in die Dunkelheit.
    Und er hatte dabei das Gefühl, daß es besser für ihn war.
    Stoßflug zählte weder die Sekunden noch die Minuten. Bis zu dem Zeitpunkt, als er fror, da griff er hinter sich und holte den alten Bademantel, in den er schlüpfte.
    Er zog sich im Stehen an - und erstarrte, als sich das Geräusch wiederholte.
    Verdammt, da war etwas!
    Ein Kratzen am Fenster, an der Scheibe, als wären Fingernägel dabei, über das Glas zu gleiten.
    Stoßflugs Nackenhaare stellten sich hoch. Er gehörte zwar nicht unbedingt zu den superängstlichen Menschen, aber dieser Laut gefiel ihm überhaupt nicht. Er dachte daran, daß er in der dritten Etage wohnte und die Hauswand sich kaum als Klettergerüst anbot.
    Im Dunkeln bewegte er sich auf das Fenster zu. Er würde auch weiterhin kein Licht einschalten, es war besser, wenn man im Dunkeln blieb, das hatte ihn die Zeit vor der Wende gelehrt, denn richtig auffallen wollte er nicht.
    Das Fenster nahm Gestalt an.
    Vor einigen Jahren war es neu eingesetzt worden. Früher hatten die Scheiben noch Kreuze besessen, heute nicht mehr. Eine glätte Fläche lag vor ihm.
    Bis auf die andere Straßenseite konnte er zwar schauen, nur sah er dort kein Ziel. Da waren die Häuser in den letzten beiden Wochen abgerissen worden, man wollte neue errichten. Dresden sollte eben ein anderes Gesicht bekommen.
    Durch die große Lücke konnte er beinahe bis zur Elbe schauen, allerdings nur an klaren Tagen.
    Auch als er nur zwei Schritte von dem Fenster entfernt war, sah er nichts. Hatte er sich getäuscht, sich das Geräusch nur eingebildet? Stoßflug schrak zusammen, als er das Rauschen einer Toilettenspülung hörte.
    Plötzlich sah er die Bewegung!
    Hinter der Scheibe zeichnete sich etwas ab. Ein Umriß, ein heller Schatten, der auf ihn einen geisterhaften Eindruck machte. Er war allerdings nicht in der Lage, den Schatten zu identifizieren, das konnte eigentlich alles sein, ein Ballon ebenso wie ein alter Lappen, den der Wind hochgewirbelt hatte.
    War es aber nicht.
    Helmut Stoßflug identifizierte den Gegenstand, als er noch einen Schritt näher kam.
    Es war ein Gesicht.
    Das Gesicht seiner verschollenen Frau!
    ***
    Er stand da und schrie!
    Nein, er schrie nicht. Stoßflug hatte nur das Gefühl, schreien zu müssen. Tatsächlich aber hatte sich in seinem Innern all das verkrampft, was sich nur verkrampfen konnte. Er kam sich vor, wie von einem Stromstoß durchzuckt. Seine Glieder vibrierten, er schüttelte sich, er holte tief Luft, hinter seiner Stirn drückte und hämmerte etwas. Die Augen waren ihm schwer geworden, obwohl er sie weit offenhielt.
    Seine

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