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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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Krise zu erkennen, dachte sie. War es doch für etwas gut. Ohne auch nur ihre Stöckelschuhe abzustreifen, stieg sie in den Brunnen und ging auf Tobias zu. Der begann, sich wieder rhythmisch auf den Kopf zu schlagen.
    »Stopp«, rief sie so streng, dass er verblüfft innehielt. Karoline Schneid lächelte. »Hallo Tobias«, sagte sie. »Gehen wir nach Hause?«
    »Also geht es doch um das Erbe«, meinte Viktor.
    Mertens zuckte mit den Schultern. »Warum unnötig originell werden?«, sagte er. »Erst hat es mich ja wenig interessiert, aber als die Kleine hier so nett war, durch ihre unbedachte Tat meinen Anteil an Mutters Erbe zu verdoppeln, fing es an, sich zu lohnen. Warum, dachte ich mir da, soll man das gute Geld verkommen lassen?«
    »Aber Ihre Schwester weilt noch unter uns, ja?«
    Mertens sah aus, als wollte er ihn schlagen. »Ute ist ein Engel«, rief er erbost. »Die hier waren Arschlöcher. Man muss schon unterscheiden können.«
    Und was bin ich, dachte Viktor. Vermutlich irgendwas dazwischen. Laut sagte er: »Schön zu hören, dass Sie nicht gierig sind. Aber warten wollten Sie offenbar nicht mehr.«
    »Was du heute kannst besorgen …« Mertens klang zufrieden. »Um ehrlich zu sein, war ich bis zuletzt ein wenig unentschlossen. Aber Ihr Besuch ist ein Geschenk, das man einfach nicht zurückweisen darf.«
    Viktor seufzte geschlagen. Dann hob er den Kopf. »Wussten Sie, dass ich mal als Hausmeister bei einem Zenmeister gearbeitet habe?«
    »Schnauze«, entgegnete Mertens. »Dorota.« Als er sah, dass sie noch immer zögerte, stieß er einen Fluch aus und ging zu ihr hinüber. Er hatte ein wenig Mühe, Viktor weiter zu bedrohen und dabei gleichzeitig mit der freien Hand einen von Dorotas rosa Spülhandschuhen überzustreifen. Unwillig forderte er sie auf, ihm zu helfen. Ihre Finger zitterten jedoch zu sehr.
    Viktor zuckte mit den Schultern. »Ich dachte nur, es interessiert Sie vielleicht, was so ein Mord mit Ihrem Karma anrichtet.« Er schnalzte mit der Zunge. »Ich kann Ihnen sagen … Natürlich nur mit Ihrem Karma«, fügte er hinzu. »Dorota hatte bisher ja Glück.«
    Er grinste sie an, als sie ihn erstaunt ansah. »Sie hat ja noch niemanden getö…« Mertens’ Schlag traf ihn so heftig, dass seine Lippe aufsprang.
    Dorota starrte auf das Blut, das über sein Kinn lief. »Ich habe nicht?«, fragte sie.
    »Du blöde Kuh«, schimpfte Mertens.
    Viktor spuckte etwas von der roten Flüssigkeit aus. »Haben Sie ihr nicht gesagt, dass er nach dem Schuss noch gelebt hat? Bis Sie ihn schließlich erwürgt haben?«, fragte er.
    Mertens stürzte sich auf ihn, die Finger nach seinem Hals ausgestreckt. »Sie haben sie doch bloß benutzt«, brüllte Viktor und versuchte, sich windend dem Klammergriff von Mertens’ Fingern zu entkommen.
    Fassungslos heulend drückte Dorota sich in eine Ecke.
    »Wie wollen Sie denn das der Polizei erklären?«, fragte Viktor röchelnd. »Das ist doch völlig irre. Mann.« Seine Beine zuckten.
    Dann wurde Viktor wieder schwarz vor Augen.

41
    Viktor erwachte in einem weißen Raum. Er sah ein Telefon, eine Wasserflasche, Blumen, ein Plastikschälchen voll Obst und Zuckerschaumgebäck. Er stöhnte.
    »Der Junge ist aufgewacht.« Hedwig eilte zu ihm.
    Viktor hörte, wie eine Tür sich öffnete, und versuchte den Kopf zu heben. Er glaubte, jemanden das Zimmer verlassen zu sehen. Glaubte dunkle, kurzgeschnittene Haare zu erkennen. »War das …?«
    »Na, mein Junge?« Sein Onkel löste sich von der Wand und trat an Viktors Bett. Er sah verlegen aus.
    Viktor grinste ihn an. »Hast du gedacht, ich würde ein Kunde werden?« Noch während er zu seinem Onkel aufschaute, begann sich in seinem Kopf etwas zu drehen, eine Erinnerung tauchte auf, nahm Gestalt an, raubte ihm den Atem und wischte das Lachen aus seinem Gesicht. Viktor rang einen Moment um Fassung, seine Mundwinkel vibrierten. Aber er schaffte es, nicht zu weinen. Nicht jetzt, sagte er sich. Nicht hier.
    Wolfgang Anders bemerkte nichts davon.
    »Du und deine Scherze«, klagte seine Tante. »Im Ernst, wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.«
    Viktor versuchte, nach der Wasserflasche zu greifen. Seine Tante brachte sofort ein Glas, schenkte ein und reichte es ihm. Mit befriedigter Miene verfolgte sie jeden Schluck. Viktor gab ihr das Glas zurück und ließ sich wieder in die Kissen sinken. »War das Miriam, die da eben gegangen ist?«, fragte er.
    Seine Tante blickte ihren Mann an, der eine wegwerfende Handbewegung machte und an das

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