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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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sie, ich wäre weniger empfindlich. Aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass es Ihnen gehört, und deshalb sollen Sie es auch bekommen.«
    Zweifelnd nahm Viktor den Gegenstand entgegen und riss das Packpapier ab. »Ich weiß nicht …«, begann er.
    »Auf Dauer«, meinte der Professor, »war mein Regal mit den Sherrykaraffen einfach nicht der richtige Platz dafür.«
    Ein Glas kam zum Vorschein, etwas größer als ein Einmachglas. Im Licht der Laterne sah man, dass es mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war. Und darin schwamm eine menschliche Hand.

43
    Viktor stürmte in Miriams Laden, an der Schlange der wartenden Kunden vorbei und knallte das Einmachglas auf den Tresen. Leise Schreie erklangen hinter ihm. »Was«, rief er aufgebracht, »ist das?«
    Miriam war blass geworden. »Nimm das da weg«, zischte sie.
    »Wieso? Beunruhigt es deine Topfpflanzen? Ach, oder die Kunden?« Er wandte sich um. »Meine Damen«, tönte er mit ausgebreiteten Armen. »Der Tod ist nur ein Teil des Lebens.«
    »Vielleicht solltest du besser Visitenkarten verteilen«, sagte sie, nahm das Glas, stellte es unter den Tresen und streichelte beruhigend die Orchidee, die damit in Berührung gekommen war. »Dein Onkel wäre wenig begeistert über diese Art der Werbung. Und die Polizei sicher auch.«
    Er neigte sich zu ihr. »Vielleicht erzählst du denen ja, was das sollte. Wenn du mit mir schon nicht sprechen willst.«
    Die Dame hinter ihm klopfte ihm mit dem Knauf ihres Schirmes auf die Schulter. »Junger Mann«, sagte sie streng. »Ich weiß ja nicht, was Sie da treiben. Aber ich möchte jetzt mein Kirschbeignet.«
    »Sofort, Frau Söllner.« Miriam beeilte sich und arbeitete gewissenhaft die Schlange ab, bis sie sich wieder Viktor zuwandte. »Trinken wir einen Tee«, sagte sie.
    Sie setzten sich an einen Fenstertisch. Das Glas stand zwischen ihnen, züchtig verhüllt von einem mit Spiegelpailletten bestickten orientalischen Tüchlein aus Miriams Laden.
    Miriam nippte an ihrem Assam, bevor sie endlich begann: »Okay, die Hand habe ich in dem Zimmer eines Jungen namens Max Mertens gefunden. Und der war in der Oberstufe Hannahs Freund.«
    »Was heißt gefunden?«, erkundigte Viktor sich. »Andere Leute finden nicht mal eine Fünf-Cent-Münze.«
    »Na ja, ich war da, weil ich angeblich Material für eine Feier unseres Abiturjahrgangs gesucht habe. Und als der Vater rausging, um uns einen Kaffee zu machen, habe ich ein bisschen rumgestöbert. Als ich dann das Einmachglas im Schrank gefunden hatte, habe ich zwei und zwei zusammengezählt und es sicherheitshalber durch das Fenster in den Garten befördert. Dort konnte ich es nachher unbemerkt an mich nehmen. Zum Glück habe ich ein Faible für große Handtaschen. Klar so weit?«
    »Wir sind hier nicht in ›Fluch der Karibik‹.«
    »Es hat aber auch mit Voodoo zu tun. Dieser Max gehörte zu einer ganz harten Szene von Gothic-Jüngern, die schwarze Magie richtig ausprobieren wollten. Also hatte er wohl seine Freundin gebeten, ihm dafür ein paar Utensilien zu besorgen.«
    »Nein«, sagte Viktor.
    »Doch«, bestätigte sie und verschränkte trotzig die Arme. »Leichenteile.«
    »Woher willst du das wissen«, blaffte Viktor.
    »Er hat es selbst zugegeben, als ich ihn endlich auf dem Handy erreicht hatte. Sein Vater wollte die Nummer erst rausrücken, nachdem ich ihn eine Weile bearbeitet hatte. Auf manche Männer mache ich tatsächlich keinen so schlechten Eindruck, weißt du.« Als er nichts dazu sagte, fuhr sie fort. »Nach allem, was Max mir erzählt hat, hat sie es nicht gerne getan. Aber er hat sie wohl unter Druck gesetzt, so von wegen, wenn sie ihn wirklich lieben würde … das übliche Programm eben.«
    »Ich kenne das übliche Programm nicht.«
    »Stimmt, du verabschiedest dich ja gleich nach der ersten Nacht.«
    »Ich gebe ja zu, dass das ein Fehler war.« Er klang genervt.
    Sie wurde lauter. »Glaubst du, das sehe ich anders?«
    Erstaunt bemerkte er Tränen in ihren Augen. Ehe er etwas sagen konnte, wischte sie sie hastig fort. »Sie hat es bereut, glaube ich. In ihrem Tagebuch gab es solche Passagen. Sie hat es mehr als bereut, sie war fast krank vor Scham.«
    Viktor nickte. Ja, daran erinnerte er sich, dieses Wort: Scham, diese Sätze voll würgender Verzweiflung. Aber er hatte sie anders gedeutet.
    »Und irgendwann ist ihr wohl auch klar geworden, was sie ihrer Familie angetan hat. Es war ja alles andere als sicher, dass dieser Max den Mund halten würde. Euer Vater

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