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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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schon immer gegeben“, trösten wir uns, weil wir ja ohnehin nichts tun können. Um unsere Kinder vor den Gefahren von zu viel Alkohol zu warnen, bedrucken wir buntes Papier mit guten Ratschlägen. Diese Ratschläge zu lesen tun sich die meisten Jugendlichen erst gar nicht an. Das ist die Erfahrung fast aller Mitarbeiter im pädagogischen Betrieb.
    Wenn dieser Krieg mit Broschüren und Infoblättern entschieden würde, Deutschland wäre längst eine abstinente Zone.
    Wir regen uns fürchterlich auf, wenn es um das Thema illegale Drogen geht. Aber wie viele Kinder und Jugendliche konsumieren denn überhaupt regelmäßig illegale Drogen? Es ist zum Glück eine nur sehr kleine Zahl. Dass das so ist, dazu hat der Kampf gegen die Drogenmafia sicher beigetragen.
    Warum schaffen wir nicht auch zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Alkohol und Zigaretten so harte Gesetze? Sind es die Spirituosenindustrie und die Tabakindustrie, die wir schützen wollen? Oder haben wir selbst Angst, dass Alkohol, die Droge des Prekariats und des Bildungsbürgertums, bald auch nur noch illegal zu haben sein wird? Haben wir uns an den Genuss dieser gesundheitsschädlichen legalen Drogen gewöhnt und möchten nicht darauf verzichten?
    Während der Staat einerseits also die Schnapsproduzenten mit Steuergeldern fördert, lässt er viele Kinder hängen, die das Pech hatten, in die falsche Familie hineingeboren worden zu sein. Unbegreiflich! Aber auch ein Lehrstück dafür, was mit Lobbyismus in einem Land zu erreichen ist. Und die Kinder haben keine Lobby.
    Wenn ein so großer Teil junger Menschen vom System vergessen wird, dann vergessen diese Kinder über kurz oder lang auch das System. Eigentlich logisch. Diese Kinder sind anfälliger für eine kriminelle Karriere, denn sie haben kaum eine Chance, sich auf legalem Wege aus ihrer Lage zu befreien. Es sind in der Tat generationsübergreifende gescheiterte Dynastien, die wir hier heranzüchten und pflegen. Und wegen ihres Scheiterns zeigen wir mit dem Finger auf sie.
Wegschauen hilft niemandem
    Hungernde oder saufende Kinder in Deutschland sind ein Thema, das höchstens einmal im Jahr seine Schlagzeilen bekommt – nämlich dann, wenn die neuen jährlichen Statistiken bekanntgegeben werden. Und dann hat man diese Zahlen auch schnell wieder vergessen.
    Als wir mit dem Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie“ erstmals das Thema „Hypersexualisierung unserer Kinder“ an die breite Öffentlichkeit brachten, stritten viele angebliche Fachleute das alles ab. Wir können es heute noch kaum fassen, wie viel Ignoranz und Ablehnung uns entgegenschwappte, obwohl wir alle unsere Aussagen und Beobachtungen gut belegt hatten. Man bezichtigte uns der maßlosen Übertreibung und stigmatisierte uns als nicht kompetent. Die erhabenen Pädagogen und Sexualwissenschaftler wussten das natürlich alles besser – nur hatten und haben wir die Betroffenen in unseren Einrichtungen ja täglich live vor Augen.
    Unsere Befürchtung ist, dass es uns mit der Thematisierung des Alkoholmissbrauchs bei Kindern ähnlich ergehen könnte: „Gibt es das denn wirklich? Ist das tatsächlich ein Problem? Davon haben wir aber bisher kaum etwas bemerkt“, sagen viele. Und andere wollen letztlich nichts bemerken.
    Wir möchten an dieser Stelle an das Kapitel über den Karneval erinnern. Ein Kölner Mediziner berichtete öffentlich, dass in jeder Kölner Klinik, die im Zentrum der Karnevalshochburg liegt, von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag pro Krankenhaus täglich 250 Kinder mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert werden. Das ist alles andere als marginal oder harmlos! Im Durchschnitt haben die Kids 1,8 Promille im Blut. Die Krankenwagen stehen vor der Notaufnahme Schlange wie die Kunden am Freitagnachmittag an der Supermarktkasse.
    Und wir nehmen das alles zur Kenntnis und haken es dann ab. Der Mediziner Wolfgang Luster hat in diesem Buch beschrieben, welche gesundheitlichen Folgen Alkoholmissbrauch für Kinder haben kann.
    Die durch den Alkohol angerichteten Schäden sind so groß, dass viele der Kinder auf Dauer arbeitsunfähig werden. Die Gesellschaft wird also später für den Lebensunterhalt dieser Hardcore-Alkoholkonsumenten aufkommen müssen.
    Merken wir eigentlich noch, dass wir nachfolgenden Generationen immer schwerere Bürden auferlegen? Sie werden beispielsweise

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