Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
kannst.«
»Wartet ... ich glaube, ich kann euch helfen.« Nadja mischte sich ein, der weibliche First-Lieutenant, dem die kurzen dunklen Haare wie ein Igel in alle Richtungen wuchsen und der Ruben vorhin die Nase gebrochen hatte.
Ruben drehte sich zu ihr herum und kniff die Augen zusammen. »Nadja, wir hängen an deinen Lippen!«
»Um die Psyche von Replikanten in schwierigen Situationen zu stabilisieren, sind Steuerungssysteme in euren Kopf implantiert worden ... die jetzt inaktiv sind!«, erklärte sie vorsichtig.
Sem hob die Hand zum Schlag. »Ihr wolltet uns wie Roboter leben lassen!«
Nadja zuckte erschrocken zurück.
»Warte! Lass sie sprechen!« Ruben wollte wissen, was sie zu sagen hatte. Sem beließ es bei der einschüchternden Geste.
»Die Steuerungssysteme sollten euch beschützen ...«
»Vor wem?«, fragte Kezia.
»Vor euren eigenen Fähigkeiten!«
»Wir werden uns doch nicht selbst schaden!«, stellte Sem selbstsicher fest.
»Natürlich nicht, genauso wenig wie jeder andere vernünftige Mensch! Nur Menschen können nicht durch schiere Willenskraft ihre eigene DNS verändern.«
»Wir können das aber!«, bestätigte Kezia, während sie parallel im Computer eine Videodatei startete. »Den Replikanten diese Fähigkeit frei zugänglich zu machen, hatte bei Versuchen zu unkontrollierbaren Ergebnissen geführt.«
Ruben konnte sehen, wie einem Replikanten binnen kurzer Zeit ein dichtes Fell wuchs, er sich benahm wie ein wildes Tier und schreiend durch eine Glasscheibe aus dem Fenster sprang.
»Für einige Replikanten war bei den Testreihen nicht klar, ob sie die erwünschte Fähigkeit wirklich hatten oder sich diese nur vorstellten«, sagte Nadja. »Dieser Replikant war unglücklicherweise davon überzeugt, fliegen zu können.«
»Lebt er noch?«, fragte Kezia.
»Nein.«
»Warst du dabei?«, fragte Ruben scharf.
»Nein. Dafür bin ich zu jung. Ich wurde auf dem Mars geboren. Auch ich wurde weggeschickt, weil mich niemand haben wollte. Mir geht es nicht besser als euch!«
»Hier steht aber auch, dass man sich durch die Replikantenforschung große Fortschritte versprochen hatte … und hier schreiben sie, dass Replikanten sehr wertvoll wären ...«, stammelte Kezia unsicher.
»Ich bin neunzehn, ich habe nichts zu melden und werde vermutlich bald sterben: Denn ... nur, weil es jemand aufgeschrieben hat, muss es deshalb nicht stimmen!«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Ruben, den Nadja inzwischen faszinierte, die Kleine schien nicht dumm zu sein.
»Nichts. Ich kann nur Fragen stellen. Wenn ich auf der Erde etwas zu sagen gehabt hätte und mir die Replikanten so unendlich wichtig gewesen wären, hätte ich nicht das ganze Projekt in ein Raumschiff gesteckt und in die Ferne verbannt! Die haben nicht nur euch, sondern auch das ganze Forschungsteam entsorgt! Sequoyah, Aysegül, und die Anna Sanders-Robinson, denkt darüber nach, es ist niemand auf der Erde geblieben, um diese Forschung fortzuführen! Dieser General hatte sogar keine Skrupel, seine einzige Tochter zu verdammen!«
»Du bist nur wütend!«, sagte Ruben trotzig.
»Natürlich bin ich das! Die haben mich verkauft! Wie euch! Mir tun nur die Idioten leid, die glaubten, es im Dienst der Menschheit zu tun!«, erklärte Nadja vehement.
»Du meinst, die haben Angst vor uns?«, fragte Ruben, dem dieser Gedanken gefiel. Ein Grund mehr, zur Erde zurückzukehren. Es gab Dinge, die niemand ungestraft tun durfte! Diesem General Sanders-Robinson würde er gerne persönlich gegenübertreten!
»Ich weiß es nicht ... beantworte dir deine Frage selbst ... wenn ich einen schweren Fehler nicht zugeben wollen würde, hätte ich genau dasselbe getan, damit es auf der Erde nicht zur einer folgenschweren Katastrophe kommt.«
»Und was wäre in deinen Augen eine Katastrophe gewesen? 32 Kinder, denen vor dem Suizid am ganzen Körper Haare wachsen und die glauben, fliegen zu können?«, fragte Kezia bissig.
»Wie soll ich das wissen ... ich hätte nicht Angst vor den wenigen, die durchdrehen! Ich hätte Angst vor denen, die es nicht tun! Vor denen, die sich anpassen; vor denen, die menschliche Partner finden und vor allem vor denen, die Kinder zeugen! Ich hätte Angst vor dem, was mit der Zeit daraus erwachsen würde. Ich frage dich, was würde aus diesem verfluchten Genexperiment 1.000, 2.000 oder auch 10.000 Jahre später werden?«
Nadja vertrat ihre Meinung ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Dieser Mut machte sie interessant, ob sie feste
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